Ad-Infect 2011: Smoothio ist abgedreht

Puma verkauft jetzt den CO2-neutralen Turnschuh. Sixt-Autos tanken Wasser. Pepsi Cola Biokunststoff-Dosen zerfallen nach Cola-Genuss zu Torf. Car-Glas-Autoscheiben bestehen aus Farbstoffsolarzellen…

Werbung für Produkte, die es nicht gibt, aber geben sollte.

Projektidee: Wir wollen durch Werbung Nachfrage nach nachhaltigen und umweltfreundlichen Produkten schaffen, die bisher noch gar nicht angeboten werden. Sprich: Wir schalten eine Werbung für z.B. den C02-neutralen Turnschuh o.ä. Wenn der Konsument diesen dann anfragt (bei Puma, Addidas, Nike etc.), wird er erfahren, dass es diesen Artikel nicht gibt. Nach und nach werden die Produzenten dann aber an einer Entwicklung feilen, da das Produkt ja scheinbar angefragt wird… Der Markt wird nach und nach mit “guten Produkten” versorgt!

An dieser Stelle: Wer uns unterstützen möchte – bitte melden (sprich “Wir stellen Anzeigefläche für konkrete “Produkte, die es nicht gibt, aber geben sollte” zur Verfügung; wir helfen beim Anzeigenentwurf, stellen Plakatflächen zur Verfügung, machen Euch eine Produkt-Website etc.).

Noch mal zum Verständnis: Es soll also eine echte Werbekampagne entstehen für ein wünschenswertes Produkt, welches, wenn wir ordentlich die Werbetrommel schlagen evtl. sogar von einer Firma angeboten wird, weil es der Konsument will:

Konsument: “Hey, ich will den CO2-neutralen Turnschuh kaufen.”
Verkäufer: “Haben wir nicht”
Konsument: “Wie, habe ich doch in der Werbung gesehen?”
Verkäufer: “Haben wir trotzdem nicht”

Wenn das dann 100.000 mal passiert, wird sich Puma, Nike, Addidas oder wer auch immer irgendwann überlegen: “Na, wenn alle diese Leute den CO2-neutralen Turnschuh nachfragen, wird es wohl einen Markt geben – Jungs aus der Entwicklungsabteilung – haut rein!!!” (Anm. der CO2-neutrale Turnschuh ist nur ein Platzhalter – denkbar wäre jede andere nachhaltige Produktvision).

(Diese Idee ist mittlerweile zwei Jahre alt und wurde von ‚Sei ein Futurist‘ als Gewinnerprojekt ausgezeichnet. Hier der Originaleintrag vom 24. April 2009: http://www.nachhaltigkeits-guerilla.de/werbung-fur-produkte-die-es-nicht-gibt-aber-geben-sollte/).

Nun ist´s soweit: Smoothio ist abgedreht! Zu finden u. a. unter www.smoothio.de

PR für Nachhaltige Mobilität

Neuigkeiten zu nachhaltiger Mobilität gibt´s u. a. auf dem Blog ‚nachhaltigmobil.de‚. Hier wird z. B. der Frage nachgegangen, wie weit Rolls Royce in Sache Elektromobilität vorangeschritten ist (vgl. http://nachhaltigmobil.de/rolls-royce-elektroauto-geplant/1200).

Eine andere Art der nachhaltigen Mobilität ist, neben den technischen Neuerungen der großen Autohersteller, ja richtig: das Fahrradfahren. Und der Rolls Royce unter den Fahrrädern ist sicherlich das Conference-Bike (vgl. z. B. das Conferencebike bei den Berlinpiloten). Meist steht eins vorm Brandenburger Tor in Berlin. Aber sicherlich werden diese ‚Kraken‘ auch anderswo im Lande unterwegs sein (vgl. Wikipedia-Eintrag zu Conference-Bike).

Nachhaltige Mobilität als Touristenattraktion inmitten der Hauptstadt – und das ganze vor den Wetternachrichten im TV: PR für Nachhaltige Mobilität deluxe

Nachtrag vom 14. April 2011: Irgendwann reichts auch mal. Ich habe das Video wieder rausgenommen. Das dumme Video startete einfach immer, sobald man auf unseren Blog gekommen ist. Das nervte sooo sehr, dass ich das Video runternehmen musste. Hier aber der Link zu dem Originalschauplatz: http://www.tvbvideo.de/video/iLyROoafz0hD.html

Guerilla-Campaigning: Das trojanische Pferd von hinten aufzäumen

Große Marken machen ja gerne mal auf Guerilla und werben scheinbar unkonventionell im öffentlichen Raum, indem sie zum Beispiel Flashmobs organisieren oder Reverse Graffitis verbreiten. Warum den Spieß nicht mal umdrehen und bei Online-Kampagnen einfach Wettbewerbe mit eigenen Botschaften und für nachhaltige Ziele entern? Wie das gehen könnte, seht ihr hier!

Veränderung selber machen? Na Logo, bei Online-Wettbewerben kein Problem!

Beispiel 1: Abgefahren – mein Auto hat was zu sagen!

Bei Renault darf im „Lab Design Spiel“ momentan jeder selber entscheiden, mit welchen Optiken beim Elektroauto Twizy die äußere Hülle inklusive Felgen versehen werden soll. Hier läuft die Abstimmung noch bis zum 15. Mai 2011 um 13.30 Uhr.

Da nicht nur aus bestehenden Mustern und Farben gewählt werden kann, sondern auch eigene Grafiken hochgeladen werden können, ist hier der Weg frei für Guerilla-Campaigning der etwas gehobenen Art. Durch Bild und Text kann mehr oder weniger jede beliebige Botschaft verbreitet werden wie zum Beispiel „Veränderung selber machen“! Das Modell gibt es jetzt leider noch nicht, weil ich lieber ein HolK-Mobil bemalt habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Freiwillige vor!

Beispiel 2: Veggie-Burger für alle!

Gerade lässt McDonald’s beim Wettbewerb „Baue Deinen Burger“ die Leute eigene Burger entwerfen. Wenn ich das richtig sehe, gibt es da nun mehrere tausend Ideen. Ein Guerilla-Ansatz könnte sein, bei der Namensgebung eine eigene Botschaft zu verbreiten, zum Beispiel mit einem „Kein Stand-by Burger“.

Ein anderer Ansatz ist, dass die Top Ten mit Veggie-Burgern gefüllt wird. Der Verzicht auf Fleisch wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, da dadurch weniger Wasser verbraucht wird und weniger klimaschädliche Gase entstehen. Da McDonald’s den finalen Burger aus der Top Ten bzw. nach der Testküche aus der Top 5 wählen lässt, könnte die Einführung eines fleischlosen Burgers allein schon durch die gezielte Abstimmung erreicht werden. Das Gute ist, dass zum Abstimmen keine Registrierung nötig ist und auch mehrmals täglich abgestimmt werden darf.

Momentan sieht es trotzdem leider mau aus. Kein einziger vegetarischer Burger ist in der Top Ten. Weiter hinten nach Platz 30 folgen dann erst „Pam’s Veggie“, „MC Stefek“ und „memory of Geli Rose Veggie“. Und die Zeit drängt. Abgestimmt werden kann nur noch bis zum 27. März 2011 um Mitternacht.

Beispiel 3: The Look of Eco-Style!

Ein normaler Fotowettbewerb kann natürlich auch geentert werden. Schwarzkopf sucht zum Beispiel gerade den „Look of Music“. Hier kann einerseits bei der Auswahl des Fotos eine Botschaft platziert werden, andererseits bei der Festlegung eines Stils. So ist HolK zum Beispiel mit einem Bild von der „Wir haben es satt!“-Demo dabei, bei dem im Hintergrund ein Plakat gegen Gentechnik mit Eier legender Wollmilchsau vor dem Brandenburger Tor in Berlin zu sehen ist. Der Stil ist natürlich „Eco-Style“.

Teilnahmeschluss ist der 1. Mai 2011 um Mitternacht. Hier ist insbesondere auch ein bestimmtes Element des zu gewinnenden Preises interessant. Neben der Reise zum Eurovision Song Contest wird nämlich der Gewinner-Look Teil der „Look of Music“-Ausstellung in Düsseldorf und erreicht damit auch ein Offline-Publikum. Und mit etwas Glück gelingt sogar der Sprung in die Berichterstattung der klassischen Medien. Den Versuch ist das zumindest wert!

Fazit: Werbung ist, was ihr draus macht!

Happy together

Kinder, wie die Zeit vergeht. Groß angekündigt und nichts passiert – so gehts nicht! Bereits im November letzten Jahres hatte ich angekündigt einen Artikel über den Happy Life Index zu schreiben (als Fortsetzung zum Big Mac Index quasi).

Der Happy Planet Index wurde 2006 von der New Economics Foundation (1) entwickelt. In diesem Index werden die durch- schnittliche Lebenserwartung, als objektiv ermittelter Wert, und die durchschnittliche Lebenszufriedenheit, als subjektives Empfinden kombiniert. Die ermittelte Summe, also die Anzahl der durch- schnittlichen, glücklichen Lebensjahre (2), wird dividiert durch den sogenannten ökologischen Fußabdruck (3), dem Ressourcen-Pro-Kopf-Verbrauch eines Landes (4). Es soll also subjektives Wohlfühl- empfinden, objektive Lebenserwartung und nachhaltiger Ressourcen- verbrauch ins Verhältnis gesetzt werden, um so vergleichbar zu machen, wie ‚happy’ ein Einwohner eines Landes ist (und wie ‚happy’ die nachfolgenden Generationen sein können, auch aufgrund ausreichend hinterlassender Ressourcen).

Lebenserwartung

Führend in der Lebenserwartung des weltweiten Ländervergleichs ist Japan.  Hier liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 82,6 Jahren (5). Auf Platz zwei bis fünf liegen Hong Kong, Island, Schweiz und Australien. Deutschland liegt mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 79, 4 Jahren auf Platz 23 der höchsten Lebenserwartungen.

Das Schlusslicht der erwarteten Lebensjahre bilden Lesotho (Platz 191), Sierra Leone (Platz 192), Zambia (Platz 193), Mozambique (Platz 194) und Swasiland (Platz 195).

Lebenszufriedenheit

Gallup, laut eigenen Angaben, ein forschungsbasiertes Beratungs- unternehmen, befragte in einer repräsentativen Umfrage die Bewohner 143 Länder nach ihrer Lebenszufriedenheit (6). Die Fragestellung lautete: “All things considered, how satisfied are you with your life as a whole these days?”

Die befragten Teilnehmer konnten auf einer Scala von 1 bis 10 wählen, wobei 0 für ‚sehr unzufrieden’ und 10 für ‚sehr zufrieden’ steht (7).

(Lebenszufriedenheit in Jena, Bildquelle: eigene)

Die Liste der (lebens-)zufriedensten Menschen wird angeführt von Costa Rica mit einem ermittelten Wert von 8.5, gefolgt von Irland, Norwegen und Dänemark, je mit einem ermittelten Wert von 8,1 und Kanada und Finnland, je mit dem Wert 8.0. Das Schlusslicht bilden die afrikanische Länder Tanzania, Togo, Zimbabwe and Burundi, jeweils mit Werten unter 3.0 (8).

CO2-Fußabdruck pro Kopf

„Die Größe des jeweiligen Fußabdrucks entspricht der Landfläche, die benötigt wird, um die Menge an CO2-Emissionen aufzunehmen, die ein Land durch die Nutzung fossiler Brennstoffe (Erdöl, Erdgas, Kohle) ausstößt.“ (9). Im nächsten Schritt wird ermittelt, wie viele Planeten gebraucht würden, wenn die gesamte Erdbevölkerung den gleichen ‚ökologischen Fußabdruck` hätte, wie das jeweilige Land.

Die Liste der Länder mit den geringsten ökologischen Fußabdrücken wird von Kongo und Malawi mit einem jeweiligen Verbrauchswert von 0,5 Planeten angeführt. Den zweiten Platz teilen sich Ruanda, Zambia, Togo, Sierra Leone, Burundi mit einem (theoretischen) Planetenverbrauch von 0,8.

Die meisten Planeten ‚verbrauchen’ Luxemburg (10,2 Planeten), die Vereinigten Arabische Emirate (9,5 Planeten) und die USA (9,4 Planeten). Die Plätze drei und vier werden von Kuwait (8,9 Planeten) und Dänemark (8,0 Planeten) belegt.

Happy Planet Index (HPI)

Nach Berechnungen des New Economics Foundation (NEF)(10) führen die Länder Costa Rica (Lebenszufriedenheits-Index: 8,5 / durchschnittliche Lebenserwartung: 78,5 Jahre / Ökologischer Fußabdruck: 2,3) mit einem ermittelten Happy Planet Index von 76,1, gefolgt von der Dominikanischen Republik (HPI 71,5), Jamaica (HPI 70,1), Guatemala (HPI 68,4) und Vietnam (66,5).

Am unteren Ende des Happy Planet Indexes befinden sich Zimbabwe (HPI 16,8), Tanzania (HPI 17,8), Botswana (HOI 20,9), Namibia (HPI 21,1) und Butundi (HPI 21,8) (11/12).

Eignung des HPI zur Messung des Wohlergehens von Menschen und die ökosoziale Entwicklung des Gemeinwesens

Der Happy Planet Index (HPI) misst die (durchschnittliche) Lebenserwartung, die durchschnittliche, empfundene Zufriedenheit und setzt die beiden Daten ins Verhältnis zum ökologischen Fußabdruck. Damit sind wesentliche Empfindungen und Daten zur Messung des Wohlergehens von Menschen einberechnet. Ökosoziale Werte sind im Index enthalten. So beinhaltet der ökologische Fußabdruck die ökologischen und ressourcenbezogenen Daten, während sich soziale bzw. gesellschaftliche Werte und Empfindungen in der Lebens- zufriedenheit teilweise wiederfinden lassen.

So wird z. B. die Lebenszufriedenheit eines, pflegebürftigen Menschen durch die gute (bzw. schlechte) medizinische Versorgung des Landes steigen (bzw. auch fallen). Andererseits kann die Lebenszufriedenheit auch steigen, wenn ein befragter Arbeitnehmer, bspw. in den USA angibt, keine Krankenversicherung zahlen zu müssen. Für die Gemeinwesenentwicklung ist diese Lebenszufriedenheit des nichtkrankenversicherungs-zahlenden Arbeitnehmers jedoch kontraproduktiv, da andere, schwächere Mitglieder der Gesellschaft bspw. keine kostenlose Medikamente bekommen (können).

Fußnoten:

(1) Die New Economics Foundation ist laut eigenen Angaben eine britische, unabhängige ‚Denkfabrik’; vgl. Spiegel-Online, Artikel vom 14.12.2009: Ökonomen preisen Putzfrauen, online unter
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,666917,00.html, zuletzt eingesehen am 10.03.2011

(2) aus: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Arbeitsgruppe Team Global (2010): Bruttoinlandsglück – Auf der Suche nach qualitativer Entwicklung, Berlin, S. 7

(3) Der ökologische Fußabdruck berechnet bzw. summiert die verschiedenen Ressourcen, die eine bestimmte Bevölkerung verbraucht, und drückt dieses in Einheiten produktiven Landes aus, die nötig wären, soviel Ressourcen bereitzustellen. In dem unser Verbrauch der natürlichen Dienstleistungen mit der Fähigkeit der Erde diese bereitzustellen, verglichen wird, fungiert der ökologische Fußabdruck als ein Indikator der Nachhaltigkeit, oder Nicht-Nachhaltigkeit im Falle ökologischer Defizite. (Definition aus der Umweltdatenbank, vgl. http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/oekologischer_fussabdruck.htm, zuletzt eingesehen am
10.03.2011)

(4) Vgl. Höflacher, Stefan; Hufnagel, Rainer; Jaquemos, Mirjam; Piorkowski, Michael-Burghard (2007): Oikos 2010 – Haushalte und Familien im Modernisierungsprozess, Bonn, S. 279

(5) Die Zahlen stammen aus 2006, vgl. United Nations, Economic and Social Affairs (2007): World Population Prospects, The 2006 Revision, New York

(6) Vgl. New Economics Foundation (NEF) (2009): The happy planet index 2.0., London, S. 22 ff.

(7) Vgl. Gallup (2006) The World Poll Questionnaire. Washington D. C., London, S. 6

(8) Vgl. New Economics Foundation (NEF) (2009): The happy planet index 2.0., London, S. 22 ff. und S. 61

(9) Definition nach für politische Bildung (bpb), Arbeitsgruppe Team Global (2010): Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Arbeitsgruppe Team Global (2010): Bruttoinlandsglück – Auf der Suche nach qualitativer Entwicklung, Berlin, S. 7

(10) New Economics Foundation (NEF) (2009): The happy planet index 2.0., London, S. 22 ff.

(11) ebd.

(12) Deutschland liegt mit einem HPI-Wert von 48,1 auf Platz 51 (von 143) und ist eingebettet zwischen 143) und ist eingebettet zwischen Jemen (Platz 50) und der Schweiz (Platz 52). Die Zahlen stammen allerding aus einer Studie von 2009: Vgl. New Economics Foundation (NEF) (2009): The happy planet index 2.0., London). Die Zustände in Jemen dürften sich seitdem geändert haben…

Mobilität verdoppeln! Wir brauchen mehr Individualverkehr!

Wir müssen dringend die Mobilität verdoppeln – es muss einfach mehr gehen. Gehen? Nee, nee, das soll hier kein Blogeintrag zum Thema Fussgänger werden. Ich meine schon das gute alte Auto! Einfach auseinanderschrauben und aus einem Auto zwei Fahrräder machen! Toll, somit wird Individualverkehr noch individueller. Man muss sich nicht mehr abstimmen, wohin man zu zweit im Auto fährt, sondern jeder nimmt sein eigenes Rad und geht seiner Wege. Ups, schon wieder ‚geht‘ benutzt. Ich meine natürlich ‚fährt‘!

Wir hatten ja schon mal auf die Umbauanleitung hingewiesen (im April 2009 und zwar hier), aber aus aktuellem Anlass (der da wäre, dass ich ein passendes Video gefunden habe), weise ich heute noch einmal darauf hin.

F für Fußgänger from autokolor on Vimeo.

Mehr spannende Filme gibts übrigens unter www.architekturclips.de/good-movies

Culture Jamming

Culture Jamming Esso

(c) by culture-jamming.de

„we’re not really doing anything illegal, we’re just borrowing a stage“

(00:27:00)

Die subversive Technik Détournement, die Marcel bereits vorgestellt hat, findet auch Anwendung bei der aktuellen Bewegung Culture Jamming

Hierbei handelt es sich ebenfalls um Zweckentfremdung, jedoch im Hinblick auf (Konsum-)Kritik.

Im Vordergrund steht das Umdeuten von kommerziellen Botschaften sowie das Umfunktionieren dieser Botschaft hin zu einer kritischen Perspektive. Dabei dienen unter anderem Werbeplakate als Mittel der Verfremdung.

Kommerzielle Botschaften werden durch minimale Veränderungen in einen neuen Kontext überführt – die Aussage wird dadurch subversiv verändert. Mithilfe der Verfremdung können auf den üblichen Werbeplattformen bestimmte Sujets problematisiert werden. Culture Jamming stellt somit eine öffentliche Kommunikationsplattform dar, quasi ein Sprachrohr von unten. Dabei fließt stets eine Wertung und Stellungnahme des Autors in den Verfremdungsprozess ein, wie beispielsweise bei dem Esso-Logo.

Verfremdung als ästhetische Taktik

Nach Brecht ist Verfremdung eine ästhetische Taktik, bei dem man das Selbstverständliche/Bekannte/Einleuchtende nimmt und darüber Staunen und Neugierde erzeugt. Dabei werden belehrende Elemente einmontiert, die den Fluss des Spiels unterbrechen und im Gegensatz zur ursprünglichen Aussage stehen (vgl. Brecht in Schober, 2009, S. 36).

(c) by wins.failblog.org

(c) by wins.failblog.org

Verfremdung, Collagen, Montage, Zertrümmerung oder Parodie sind Verfahren, mit deren Hilfe gewohnte Formen des öffentlichen Sich-Austauschens – der Wahrnehmung, der Selbstdarstellung, des Erzählens, des Kommunizierens – problematisiert und Umstände diskutiert werden können (vgl. Schober, 2009, S. 34).

Das Potential in den Verfremdungs-Techniken liegt darin, mit Hilfe des Überraschungsmoments eingefrorene Sichtweisen und Weltbilder aufzubrechen. Ziel des Culture Jammings ist es, die Blickperspektive zu wechseln, zu überraschen und somit Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Thematik zu lenken.

Humor als Inszenierungsmittel

Als häufiges Inszenierungsmittel dient dabei die Verwendung von Humor und Ironie. Ein humorvoller Umgang schafft es Tabuisiertes aussprechbar zu machen und agiert als machtreduzierendes Instrument. Der humorvolle Mensch ist nach Freud fähig, sich selbstkritisch neben sich zu stellen und Situationen von außen zu betrachten. Auch Jean Paul stellt fest, dass der „Erbfeind des Erhabenen das Lächerliche ist“ (vgl. Volmer, 2009). So wundert es nicht, dass beim Culture Jamming oftmals ein amüsierter Umgang mit dem Original stattfindet. Durch den Einsatz des Humors wird das Erhabene – ein Konzern beispielsweise – erniedrigt, was zu einer Relativierung führt. Das Herbeiführen des Lachens ist eine „versteckte Form der Machtausübung“: man kann nicht nur die Vorlage erniedrigen, sondern auch Macht gewinnen (vgl. Volmer, 2009).

(c) by www.karmakonsum.de

(c) by karmakonsum.de

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Culture Jamming bezeichnet antikommerzielle Fakes, die sich dem kommerziellen System bedienen und es mit seinen eigenen Mitteln schlagen. Hierunter lässt sich auch die spezielle Form Adbusting fassen. Legales Adbusting wurde in Berlin bereits 2008 umgesetzt: in einem Berliner U-Bahnhof durften subversive Plakate unter kontrollierten Umständen hängen. Ob das noch dem eigentlichen Zweck entspricht, sei hier mal in den Raum gestellt. Mehr zum Thema Culture Jamming und viele Beispiele findet ihr auf Konsumpf sowie in der amerikanischen Dokumentation Culture Jam Documentary.

 

Quellen:

Schober, A.  (2009). Ironie,  Montage, Verfremdung. Ästhetische Taktiken und die politische Gestalt der Demokratie. München: Fink.

Volmer, S. (2009). Hitler als komisches Sujet. Marburg: Tectum.

Mit grüner Brille lässt es sich hoffentlich erfolgreich in eine nachhaltige Zukunft blicken

Immer wieder stellt sich die Frage, wie eine nachhaltige Entwicklung gefördert werden kann. Die Krug Mediapool GmbH hat eine Antwort darauf gefunden: mit dem von ihr initiierten ’Success for Future Award’!

Das Ziel des Wettbewerbs wird in einer Pressemitteilung erläutert: „Der ’Success for Future Award’ fördert aktiv Nachhaltigkeit, indem er einer breiten Öffentlichkeit Initiativen und Produkte vorstellt, die ökologisches und ökonomisches Handeln verbinden. So viele Menschen wie möglich sollen für das Thema Nachhaltigkeit begeistert werden. Die Botschaft ist: Jeder kann seinen Beitrag leisten.“

So lustig kann das aussehen, wenn sich eine Werbeagentur für Nachhaltigkeit engagiert: Die grüne Brille vom 'Success for Future Award' tragen hier Heiner Lauterbach, CEO Karsten Lereuth von BT Germany, Marketing-Direktorin Tanja Brinks von Schüco, Hannes Jaennicke und Martin J. Krug von der Agentur Krug Mediapool

Wo Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen

So weit, so gut. Die Initiatoren und Presenting Partner dahinter sind BT Germany und die Schüco International KG, die Fenster- und Fassadentechnologie zur optimalen Wärmedämmung und vielfältige Solarlösungen anbietet.

Und BT steht für British Telecommunications, bietet Kommunikationslösungen und -services an und beschreibt sich selbst als Vorreiter im Klimaschutz. Das Unternehmen belegt das anhand einiger Beispiele: „Einen wesentlichen Teil seines Stroms will BT in Zukunft aus Windenergie beziehen und hat zu diesem Zweck das größte britische Windenergie-Programm außerhalb der Energiebranche gestartet.“

Ein Beispiel für eine Entwicklung, die wirklich interessant ist. Wenn sich die ökonomischen Ziele (also zum Beispiel günstigeren Strom unabhängig von Angebot und Nachfrage am Markt zu verwenden) mit ökologischen vereinbaren lassen, haben Unternehmen kein Problem damit. Auch IKEA gab zum Beispiel im September 2010 Folgendes bekannt: „IKEA wird bis zum Jahresende neun Standorte und ein Fachmarktzentrum mit Photovoltaik-Anlagen ausrüsten.“

Ein bisschen Spaß muss sein

Witzigerweise ist dann noch die EnBW Energie Baden-Württemberg AG als Supporting Partner des Awards dabei. Das drittgrößte Energieunternehmen in Deutschland versucht den drohenden Verlust an Kunden durch eigene Ökostrom-Angebote zu verhindern. Dabei setzt es das Hauptaugenmerk auf der Offshore-Windenergie, also den Betrieb von Windkraftanlagen in der Ostsee.

Und spaßig ist auch das Symbol, mit dem die frohe Botschaft hinaus ins Land getragen wird: eine grüne Brille. Die Süddeutsche Zeitung schrieb dazu: „Quietschgrüner Rahmen, farblose Gläser. […]. Den Kern der Sache machen sie deutlich: Der vorgestellte Preis soll einen Rahmen bieten für ein stärkeres Umweltbewusstsein.“

Let me ecotain you

Verliehen werden insgesamt sechs Awards: einer für herausragende Öko-Unternehmen, einer für nachhaltige Architekturkonzepte, einer für Start-Ups in dem Bereich und zwei undotierte für besondere Persönlichkeiten und Ecotainment-Ansätze, die nachhaltige Themen auf einer kulturellen Ebene umsetzen.

Hinzu kommt ein Publikumspreis, bei dem der Beitrag aus den vier Kategorien ‚BT Green Economy Award‘, ‚Schüco Green Building Award‘, ‚Start-Up Award‘ und ‚Ecotainment-Award‘ mit 5.000 Euro belohnt wird, der die meisten Stimmen bis zum 14. März 2011 für sich gewinnen kann. Ein Projekt namens ‚Der Dritte Ring‘ von der Burg Ludwigstein, bei dem es um die gemeinschaftliche Errichtung eines neuen Gebäudes unter ökologischen Gesichtspunkten geht, führt derzeit mit über 1.100 Stimmen. Da wird wohl mein Beitrag unter http://www.success-forfuture.de/bewerbung/holktv-gruene-helden-braucht-das-land keine Chance mehr haben, obwohl ich dort noch ein Video mit Jan Delay gepostet habe.

Der hat ja immerhin mit seinen Lyrics, die er einst für den Track ’Grüne Brille’ von Dynamite Deluxe reimte, in gewisser Weise den Soundtrack zur Veranstaltung und einen tollen Slogan dafür mitgestaltet: „Die grüne Brille – ohne sie hätt’ ich vor ’m Leben schiss./ Sie lässt mich Sonne seh’n, wo Regen is’!“

Das lässt doch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Und auch wenn das Ganze hier und da etwas komisch wirkt, ist jeder Schritt in die richtige Richtung natürlich zu begrüßen und deshalb wünscht der HolK viel Erfolg!

Ich habe keine Angst vor der Zukunft, die Zukunft hat Angst vor mir

‚Ich habe keine Angst vor der Zukunft, die Zukunft hat Angst vor mir‘. Diese etwas putzig anmutende Satz ist mir grad beim Fahrradfahren in den Kopf gekommen – und irgendwie hat er mir spontan gefallen.

Er sagt etwas aus über Zukunftsängste. Zukunftsängste, die aber unberechtigt sind, da man ja selbst derjenige ist, der sie gestaltet. Wir sollten sie also so gestalten, dass die Zunkft keine Angst vor uns haben muss – und wir keine vor ihr. Lenken wir die Zukunft also mal lieber in die richtige Richtung. Uns und der Zukunft zuliebe. Für ein angstfreies Leben. Jippie, alles eine Frage der Ansicht, der Formulierung und Gedankenspielerei…


(Maik in einstudierter Denkerpose beim Social Media Club; Bildquelle: Janna Sakuth)

Theorie 5: Guerilla-Zweckentfremdung

(c) by Kevin Cyr

(c) by Kevin Cyr

In der letzten Theoriefolge habe ich Derivé als subversives Erkundungs-Prinzip der Situationistischen Internationale (SI) beleuchtet. Diesesmal stelle ich die zweite Technik vor:

Détournement
Eine weitere subversive Technik ist Détournement, was Zweckentfremdung bedeutet. Hierbei werden vorhandene Elemente aus der Kultur (z.B. Bilder, Möbel, Gebrauchsgegenstände) benutzt und in einem anderen Kontext gestellt. So führt man die originären Bedeutungen ad absurdum und kann innovative Gebrauchsweisen finden. Die SI setzt allerdings voraus, dass alle kulturellen Güter generell Gemeingüter sind und damit auch uneingeschränkt Verwendung finden sollten. Détournement macht ein „Plagiat notwendig“ (DEBORD 1995, S.41) und widersetzt sich so dem kapitalistischen Verständnis von Eigentum. Das klassische Urheberrecht wird aufgehoben und es verschwimmt die Grenze zwischen Produzent und Konsument. Ideen können dann frei im kulturellen Raum schweben und von jedem benutzt werden.

In ihrer praktischen Anwendung bediente sich die SI z.B. an den Bildern alter Meister und setzte sie mit Comicstrips und Überschriften in neue Kontexte (vgl. LIEBL 2005a, S.15ff. / SEIFERT 2004, S.200ff.). Debord und Wolman unterscheiden zwei Pole des Détournement: Der erste Pol ist die geringfügige Zweckentfremdung, die sich unbedeutende Elemente eines Gesamtwerkes herauspickt und in einem neuen Zusammenhang collagiert (z.B. Fotoschnipsel aus Zeitungen für Collagen). Der andere Pol führt die Zweckentfremdung missbräuchlich durch und arbeitet absichtlich mit bedeutenden Elementen (z.B. der Kopf der Mona Lisa auf einer Überwachungskamera). Weiterhin formulieren sie Gesetzmäßigkeiten, die für eine erfolgreiche Rezeption und Anschlusskommunikation sorgen können (vgl. DEBORD /WOLMAN 1995, S. 22f.):

  1. Am überzeugendsten wirkt ein Element, das aus dem entferntesten Zusammenhang benutzt wird (z.B. Trompeten als Urinal verwenden).
  2. Nach dem Motto ‚Keep it simple and stupid’ soll die zweckentfremdete Bedeutung nachvollziehbar und erinnerbar sein (z.B. Suppe mit der Kaffeemaschine kochen).
  3. Eine rein rationale Erwiderung ist ein schlechter Weg, wenn sie als banale Schlagfertigkeit formuliert wird.
  4. Zweckentfremdung durch einfache Umkehrung der vorherigen Bedeutungwirkt am schwächsten (z.B. FDP-Wahlkampf-Slogan 2009 ‚Für alle, die mehr wollen’ umwandeln in ‚Für niemanden, der mehr will’ – besser wäre ‚Für alle, die nicht mehr können’).

Diese Erkenntnisse waren damals nicht neu und blicken u.a. auf Errungenschaften der Surrealisten zurück. In der Absicht Debords steckt zumeist ein Politikum, denn Zweckentfremdung wird meistens gegen etwas benutzt. Es geht ihm darum, für die ‚gute’ linke Seite spielerisch zu agieren.

Guerilla-Détournement

Im Gegensatz dazu stehen wir dem Spiel völlig unvoreingenommen gegenüber und wollen Begeisterung für eine Sache wecken – nämlich Nachhaltigkeit. Die Nachhaltigkeits-Guerilla versteht sich als Ideenschmiede, in der wir neue Kontexte damit neue Zielgruppen für DAS LEITBILD des 21 Jh. erschließen. Jeder ist willkommen unsere Ideen, Ansätze und Aktionen aufzugreifen und sie weiterzuentwickeln, denn unsere Inhalte sind Gemeingut und dürfen sollen kopiert werden.

(Beim nächsten Mal folgt die dritte subversive Technik der SI: Bricolage.)

Quellen

DEBORD, Guy / WOLMAN, Gil (1995): Gebrauchsanweisung für Zweckentfremdung. In: Der Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten. Übersetzt von Pierre Gallissaires.
Hamburg: Edition Nautilaus. S.20-26. (Org. 1957).

DEBORD, Guy (1995): Rapport über die Konstruktion von Situationen und die Organisations- und Aktionsbedingungen der internationalen situationistischen Tendenz. In: Der Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten. Übersetzt von Pierre Gallissaires. Hamburg: Edition Nautilus. S.28-44. (Org. 1957).

LIEBL, Franz et. al. (2005a): Before and After Situationism – Before and After Cultural Studies. The Secret History of Cultural Hacking. In: Düllo, Thomas / Liebl, Franz (Hrsg.):Cultural Hacking. Kunst des strategischen Handelns. Wien: Springer. S.13-46.

SEIFERT, Anja (2004): Körper, Maschine, Tod. Zur symbolischen Artikulation in Kunst und Jugendkultur des 20. Jahrhundert. Wiesbaden: VS Verlag.

Persuasion im öffentlichen Raum

Wie Ihr es gewohnt seid, gibt es am Folgetag eines Vortrags die Folien auf dem Blog. Einige von den Folien kennt Ihr schon, ein paar Theoriefolien sind dazu gekommen: Folien zum Vortrag ‚Persuasion im öffentlichen Raum‘ vom 16.02.2011 an der Uni Trier, Fachbereich Sozialpsychologie, hier herunterladen.