Guerilla-Campaigning: Das trojanische Pferd von hinten aufzäumen

Große Marken machen ja gerne mal auf Guerilla und werben scheinbar unkonventionell im öffentlichen Raum, indem sie zum Beispiel Flashmobs organisieren oder Reverse Graffitis verbreiten. Warum den Spieß nicht mal umdrehen und bei Online-Kampagnen einfach Wettbewerbe mit eigenen Botschaften und für nachhaltige Ziele entern? Wie das gehen könnte, seht ihr hier!

Veränderung selber machen? Na Logo, bei Online-Wettbewerben kein Problem!

Beispiel 1: Abgefahren – mein Auto hat was zu sagen!

Bei Renault darf im „Lab Design Spiel“ momentan jeder selber entscheiden, mit welchen Optiken beim Elektroauto Twizy die äußere Hülle inklusive Felgen versehen werden soll. Hier läuft die Abstimmung noch bis zum 15. Mai 2011 um 13.30 Uhr.

Da nicht nur aus bestehenden Mustern und Farben gewählt werden kann, sondern auch eigene Grafiken hochgeladen werden können, ist hier der Weg frei für Guerilla-Campaigning der etwas gehobenen Art. Durch Bild und Text kann mehr oder weniger jede beliebige Botschaft verbreitet werden wie zum Beispiel „Veränderung selber machen“! Das Modell gibt es jetzt leider noch nicht, weil ich lieber ein HolK-Mobil bemalt habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Freiwillige vor!

Beispiel 2: Veggie-Burger für alle!

Gerade lässt McDonald’s beim Wettbewerb „Baue Deinen Burger“ die Leute eigene Burger entwerfen. Wenn ich das richtig sehe, gibt es da nun mehrere tausend Ideen. Ein Guerilla-Ansatz könnte sein, bei der Namensgebung eine eigene Botschaft zu verbreiten, zum Beispiel mit einem „Kein Stand-by Burger“.

Ein anderer Ansatz ist, dass die Top Ten mit Veggie-Burgern gefüllt wird. Der Verzicht auf Fleisch wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, da dadurch weniger Wasser verbraucht wird und weniger klimaschädliche Gase entstehen. Da McDonald’s den finalen Burger aus der Top Ten bzw. nach der Testküche aus der Top 5 wählen lässt, könnte die Einführung eines fleischlosen Burgers allein schon durch die gezielte Abstimmung erreicht werden. Das Gute ist, dass zum Abstimmen keine Registrierung nötig ist und auch mehrmals täglich abgestimmt werden darf.

Momentan sieht es trotzdem leider mau aus. Kein einziger vegetarischer Burger ist in der Top Ten. Weiter hinten nach Platz 30 folgen dann erst „Pam’s Veggie“, „MC Stefek“ und „memory of Geli Rose Veggie“. Und die Zeit drängt. Abgestimmt werden kann nur noch bis zum 27. März 2011 um Mitternacht.

Beispiel 3: The Look of Eco-Style!

Ein normaler Fotowettbewerb kann natürlich auch geentert werden. Schwarzkopf sucht zum Beispiel gerade den „Look of Music“. Hier kann einerseits bei der Auswahl des Fotos eine Botschaft platziert werden, andererseits bei der Festlegung eines Stils. So ist HolK zum Beispiel mit einem Bild von der „Wir haben es satt!“-Demo dabei, bei dem im Hintergrund ein Plakat gegen Gentechnik mit Eier legender Wollmilchsau vor dem Brandenburger Tor in Berlin zu sehen ist. Der Stil ist natürlich „Eco-Style“.

Teilnahmeschluss ist der 1. Mai 2011 um Mitternacht. Hier ist insbesondere auch ein bestimmtes Element des zu gewinnenden Preises interessant. Neben der Reise zum Eurovision Song Contest wird nämlich der Gewinner-Look Teil der „Look of Music“-Ausstellung in Düsseldorf und erreicht damit auch ein Offline-Publikum. Und mit etwas Glück gelingt sogar der Sprung in die Berichterstattung der klassischen Medien. Den Versuch ist das zumindest wert!

Fazit: Werbung ist, was ihr draus macht!

Rikscha Rikscha

Vielleicht ist es dem einen oder anderen schon aufgefallen: Meine große Vorliebe für die Fahrrad-Rikscha (vgl. z. B. „Ganz in weiss mit einem ökologischen Rucksack“ bzw. „Gute Seiten, schlechte Seiten in Berlin“ oder auch die allgemein „Fahrrad-affinen“ Eintragungen wie Ride on, Punk und Stylish aufm Rad.

Das ist natürlich zum einen meiner persönlichen Vorliebe zu „verdanken“. Andererseits trifft es meiner Meinung nach auch den Schnittpunkt zu den Themen „Nachhaltige CO2-neutrale Mobilität“, Entschleunigung, Lokales Handeln, Transition Town und das Ende der fossilen Brennstoffe, Energieautonomie, alternative Mobilität etc., autofrei wohnen, „Urbanität und Nachhaltigkeit“ und nachhaltiger Lebensstil.

Gleichzeitig kann die Fahrrad-Rikscha natürlich auch soetwas wie „Arm-Reich“ symbolisieren, zwischen „Master und Servant“ etc.


(Fahrrad-Rikscha als Symbol von „arm/reich“; Bildquelle: www.rikscha-rikscha.de)


(Fahrrad-Rikscha als Symbol von Hörigkeit und „Master&Servant“; Bildquelle: wikimedia.org)

Unlängst gab es zum gesamten Themenspektrum die Ausstellung „Rikscha Rikscha“, letztmalig ausgestellt 2005 in Neckarsulm. Die Ausstellung ist übrigens buchbar! Falls also jemand Interesse hat…

Fahrrad-Rikschen sind natürlich nicht erst seit Velotaxi in Europa eingerollt (wenn auch Velotaxi die Fahrradrikscha in Europa wieder bekannt gemacht hat).


(Velotaxi im Einsatz, hier bei einer Hochzeit in Berlin-Zehlendorf)

Dass es allerdings bereits 1942 als chick galt, mit einer (Rennrad-)Fahrradrikscha einen Bummel zu machen, dass habe ich erst heute dank dem wunderbaren Blog Lolilas gelernt.


(Lolita in der Fahrradrikscha, Paris 1942, man beachten die Warteschlange der „Rikscha-Kollegen“ im Hintergrund; Bildquelle: www.lolita.se)

Lange Rede kurzer Sinn: Nun hat sich auch die Nachhaltigkeits-Guerilla eine eigene Fahrrad-Rikscha zugelegt, sozusagen der Rainbow-Warrior für die Stadt (ist also auch wunderbar zu Demonstrations- und Protestzwecken oder auch zum Blumentransport, Stichwort „Urban Gardening“ zu gebrauchen).


(Die Rikscha als Protestmobil; Bildquelle: Greenpeace)

Zur zeit, und da möchte ich natürlich noch nicht allzu viel vorwegnehmen, arbeiten wir am „Werbung für Produkte, die es nicht gibt, aber geben sollte“-Projekt, um das jeweilige Produkt dann auf der Rückwand der Fahrrad-Rikscha zu bewerben (Stichwort: Mobile Aussenwerbung bzw. auch Verkehrmittelwerbung). Es bleibt also spannend….

Umbau-Anleitung: Vom Auto zum Fahrrad

„Ich mag nicht auf mein Auto verzichten – hab es schon so in mein Herz geschlossen….“ Kein Problem! Wer sein Auto liebt, aber trotzdem lieber „nachhaltig unterwegs“ sein möchte, der greift einfach auf die Umbau-Anleitung der Künstlergruppe FOLKE KÖBBERLING & MARTIN KALTWASSER zurück.

Auf ihrer Homepage erklären Sie, wie aus dem liebgewonnenen Auto ganz schnell ein Fahrrad zusammen geschustert werden kann:

Diese und weitere Tolle Ideen findet Ihr hier.

Guerilla-Wohnzimmer


Was passiert, wenn eine kleine Gruppe von „Nachhaltigkeits-Aktivisten“ den Innenraum der S-Bahn als Wohnzimmer schmückt und einfach mal einen gemütlichen Kaffee zu sich nimmt incl. Keks, Kind und Strickzeug (Nein, wir reden hier nicht von Yarn Bombing, obwohl auch hierbei Guerilla und Stricken Hand in Hand gehen…)? Es entsteht Aufmerksamkeit.

Reaktionen, wie „Feiern die Geburtstag?“ oder „Warum gibt es eigentlich sonst keine Vorhänge in der S-Bahn?“ kamen promt. Aber: es wurde kein Geburtstag gefeiert in der letzten Februar-Woche 2009 (jedenfalls nicht an diesem besagten Termin). Vielmehr sollte gezeigt werden, dass es viiiiiieel gemütlicher ist, mit der S-Bahn zu fahren (oder auch mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln), als mit der eigenen „Karre“ unterwegs zu sein. Also nicht nur umweltfreundlicher, sondern eben auch viel kommunikativer!

Habt Ihr Lust, in Eurem „Kiez“ auch mal eine schöne Wohnzimmer-S-Bahn-Guerilla durchzuführen? Wie es geht, hat die Zugvögel/Trainbirds-Clique hier veröffentlicht. Es finden sich hier übrigens auch viele weitere, nette „Guerilla-Artist-Ideen“

Die ganze Aktion in dokumentarische Form könnt Ihr Euch hier anschauen:

Idee & Umsetzung: Die Zugvögel (bzw. Trainbirds)
Mediale Begleitung: Paula Marie Hildebrandt (Fotos) und die Nachhaltigkeits-Guerilla (Fotos: Marcel Schroeder // Bewegtbild: Maik Eimertenbrink)

(Anm. d. Redaktion: Das Filmmaterial wurde mit der Testversion vom AVS Video Editor 4 geschnitten. Falls uns allerdings jemand einen kostenlosen Schnittplatz in Berlin zur Verfügung stellen möchte: Immerzu und besten Dank!)