Aufbau einer Gegenöffentlichkeit

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtssprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtssprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Was hier leider nicht gesagt wird ist, wie wir das anstellen sollen. Auch in klugen Kommentaren des Grundgesetzes ist keine praktische Handlungsanweisung zu finden. Also sind wir auf uns selbst gestellt. Die Möglichkeit zum Widerstand liegt unter Umständen genau da, wo die Herrschenden ansetzen, um die Mehrheit der von ihnen Drangsalierten auf ihre Seite zu ziehen: im Versuch, Einfluss zu nehmen auf die öffentliche Meinungsbildung, im Aufbau einer Gegenöffentlichkeit.


(Bildquelle: Antifa-Streetart)

Der Text wurde dem Buch ‚Müller, Albrecht (2009): Meinungsmache. Wie Wirtschaft, Politik und Medien uns das Denken abgewöhnen wollen‚ entnommen (S. 26)

Treffender hätte ich es nicht formulieren können: Die Möglichkeit zum Widerstand liegt im Versuch, Einfluss zu nehmen auf die öffentliche Meinungsbildung, im Aufbau einer Gegenöffentlichkeit., (bspw. mittels Bürgerjournalismus, Videoaktivismus, Kommunikationsguerilla, Blog/Vlog – mehr dazu später).

Fliegender Kaffee

Kennt Ihr den fliegenden Kaffee? ‚Fliegender Kaffee‘ ist ein Konzept und gehört, wie ich finde, in jedes Kaffeehaus.


(Jess Giambroni – Coffee Cup; gefunden auf The DieLine)

Kurz vorgestellt: Ein armer Mann / eine arme Frau geht in ein Kaffeehaus und fragt „Gibts noch einen fliegenden Kaffee?“. Der Barmann / die Barfrau antwortet entweder „Ja“ und der arme Mann / die arme Frau bekommt ihren/seinen Kaffee – oder aber, der Barmann / die Barfrau sagt „Nein“ und die arme Frau / der arme Mann bekommt KEINEN Kaffee. Ganz einfach, oder?

Und wer bezahlt nun den ‚Fliegenden Kaffee‘? Der nicht ganz so arme Mann / die nicht ganz so arme Frau, die vorher (einen Moment vorher / eine Stunde vorher / einen Tag vorher) zwei Kaffee bezahlt hat (den eigenen und einen ‚fliegenden‘ für den, der fragt).

Eigentlich ganz einfach. Liebe KaffeehausbetreiberInnen, schreibt doch einfach ‚Fliegender Kaffee‘ mit auf die Getränkekarte und schreibt den doppelten Kaffee-Preis dahinter. Ihr kommt bestimmt mit den Kunden ins Gespräch und ich bin mir sicher, der ein oder andere Gast findet die Idee gut, zahlt 2 Kaffee und Ihr seid im Stadtgespräch.

Und falls Ihr es nicht macht, schreibt vielleicht ein übler Schmierfink einfach über Nacht den fliegenden Kaffee als Angebot an Eure Ladenfensterscheibe – machen sozusagen Werbung für Produkte, die es nicht gibt, aber geben sollte…, aber wollen wir den Teufel mal nicht an die Wand malen.

Mach mit: Internetzugang für Obdachlose

Mob e.V. haben in ihren Räumlichkeiten Computer mit Internetzugang aufgestellt, die allen BesucherInnen zur Verfügung stehen. Das Internet ersetzt des Öfteren eine nicht erschwingliche Tageszeitung oder den Fernsehapparat, der Obdach- und Mittellosen nicht zur Verfügung steht. Wer auf der Straße landet, verliert (wenn auch die Wohnung) nicht (zwangsläufig) das Interesse am gesellschaftlichen und politischen Geschehen. Oft ist das Gegenteil der Fall.

Auch die Websites von Hilfsorganisationen, von Wohnungsgesellschaften oder städtischen Behörden bieten manchem Ratsuchende bereits eine Fülle von Informationen.

Um den Obdachlosen vermehrt Zugang zum Word Wide Web zu verschaffen, lädt die Nachhaltigkeitsguerilla alle szenigen (und nicht-szenigen) (Erdgeschoss-)Büros und Bürogemeinschaften ein, den folgenden Sticker auszudrucken und gut sichtbar ans Ladenlokal (o. ä.) zu kleben.

Einfach Internet-fuer-Obdachlose als PDF ausdrucken und gut *von aussen* sichtbar ans Fenster kleben.

PS. Bei den ganzen Internet-Flatrates, die wir eh´ laufen haben, ‚verlieren‘ wir noch nicht mal Geld (höchstens ein bisschen Zeit, aber die kann zwischendurch mal ganz gut für ein Snack oder einen Plausch gebraucht werden… und auf die viertel Stunde kommt es meistens auch nicht an. Zeiten können ja eigenverantwortlich und individuell abgeklärt werden…).

Dicke Autos und schlanke Hunde

10. Oktober 2010, 15:12 Uhr – es ist mal wieder soweit. Auf Spiegel-online erscheint ein Artikel mit der Forderung nach einem neuem Wachtumskonzept. Das Bruttoinlandsprodukt a.k.a BIP ist scheinbar sowas von Out! Doch was gibt´s stattdessen, um den Wohlstand zu messen? Ein Blick ins Portmonaie zum Beispiel? Komm zeig mir Dein Handy und ich sag Dir, wie wohlhabend Du bist. Oder vielleicht am 50 Dollar Haarschnitt? Wie damals bei Nino Brown von den Cash Money Brothers?


(‚New Jack City‘, 1991, Bildquelle: 2.bp.blogspot.com).

Get rich or die trying – sagt ja auch schon 50cent. Oder Ice-T damals im legendären High Roller (zugegebenerweise etwas übertrieben): „The girls drive Ferrari, not Cadillacs“.

Doch nun heisst es umdenken! Nicht nur in die eigene Tasche wirtschaften, sondern an die Stadt denken, ans Umfeld, an die Hood.

Schaut man sich das Video an, wird man an der einen oder anderen Stelle an Berlin-Kreuzberger Ecken erinnert… Es heisst also, in den Kiez investieren, statt in dicke Autos und schlanke Hunde. Bow Wow wow yippie yo yippie yeah. Investieren muss übrigens nicht immer Cash heissen, sondern auch Zeit, Mühe, Vorbild sein und ‚Veränderungen selber machen‘.

Wer Anregungen braucht und nicht gleich einen Master machen will (obwohl der Master der Streetuniversity auch interessant zu sein scheint, vgl. Street-University Berlin), dem sei zunächst ein Besuch der Experiment-Days (vom 25. bis 31. Oktober 2010 im FORUM Factory, Besselstraße 14, 10969 Berlin, vgl. Experimentcity) empfohlen (aber ehrlich gesagt, muss es da doch noch mehr geben, irgendwas, was mehr ‚abgeht‘. Für Empfehlungen sind wir immer dankbar und dafür gibt´s ja auch die Kommentarfunktion hier im Blog! In welches Projekt würdest Du Edel Ali Fresh stecken?)

Aber zurück, zum Ausgangspunkt. Welchen Index gibt es denn, um das Gemeinwesen besser zu bewerten, wenn man vom BIP loskommen möchte? Da gibt zum Einen den Big-Mac-Index, den Happy-Planet-Index und und und. Ich werde sie mir mal genauer anschauen, und in den nächsten Tagen dazu veröffentlichen. Bleibt also dran!

Nachhaltige Zwischennutzung Bahngelände (SoulTrain)


(Quelle: Screenrant)

Unter dem Stichwort „Nachhaltige Zwischennutzung Bahngelände“ spuckt Google einige interessante Links aus. Von einer Zwischennutzung als Initiator einer neuen Berliner Identität wird da gesprochen, von Umweltstrategien und Biodiversität in Siedlungen.

In Bangkok ist alles anders. Da wird das Bahngelände parallel zwischengenutzt – als Wochenmarkt. Und wenn die Bahn kommt, wird einfach alles hochgeklappt. Ob das in Deutschland wohl mit den Sicherheitsvorschriften kompatibel wäre…?

Heldentum von unten ist der neue Fetisch!


(Bild: „Heldentum von unten“ als neuer Fetisch; Bildquelle: http://my.spill.com/photo/superman-slave-fetish)

„Wo ich bin ist oben, und bin ich mal unten, ist unten oben“ hiess es doch mal, oder? Ich meine, ich hätte die Aussage mal in einem Interview mit Graciano „Rocky“ Rocchigiani gelesen.

Heute ist oben uncool und unten chick. „Wo ich bin ist unten, und bin ich mal oben, ist oben unten“ müsste es denn wohl heissen, oder?

Wie auch immer. Jedenfalls bin ich grad auf den Blog „Klimaschutz von unten“ aufmerksam geworden und möchte ihn gern an dieser Stelle präsentieren: http://klimaschutzvonunten.blogsport.eu/2010/04/27/umweltamt/.

Der Link führt direkt zu einer Aktion in Braunschweig. Um klarzumachen, dass das Umweltamt abgeschafft werden müsste, um echten Umweltschutz von unten durchführen zu können, wurde das Umweltamt kurzerhand in das Amt für Umweltzerstörung umbenannt.


(Bildquelle: Klimaschutz von unten)

Die Umbenennung und die Aktion an sich ist interessant und aufmerksamkeitsstark. Ob Umweltschutz von unten ohne Behinderungen vom Umweltamt besser funktionieren würde, sei erstmal dahingestellt, denn ich sehe in der Aktion zunächst mal „nur“ Protest und keinen Ansatz, Veränderungen selber (besser) zu machen.

Ich werde die Machenschaften des Klimaschutz-von-unten-Blogs jedenfalls weiterhin beobachten und zunächst zumindest mal in der Blogroll aufnehmen.

„Für mich gab’s in meiner Jugend nur eine Frage: Fußball oder Boxen? Meine Mannschaft war einfach zu schlecht, also bin ich Boxer geworden.“ ….noch so eine einfache, ganz naheliegende und doch selten ausgesprochene Weisheit vom wahren Rocky, the philosoph, Rocchigiani, aber dazu ein andernmal… (vgl. Interview im Subway).

Help wanted! ‚Forschungsprojekt‘ zu Wirkungen ‚künstlerischer Interventionen und Aktionen im öffentlichen Raum‘

Liebe Blogleserin, lieber Blogleser!
Kannste mir evtl. weiterhelfen? Ich würde gern ‚erforschen‘, inwiefern ‚künstlerische Interventionen und Aktionen im öffentlichen Raum‚ überhaupt das auslösen, was man so als Aktiver sich vorstellt.

Beispiel: Wir schmücken die S-Bahn und laden zu Tee und Kekse ein, aber die Bahnfahrer denken nur ‚Lecker Kekse‘, ‚Arme Irre‘ oder ‚die feiern Geburtstag‘, aber keiner denkt ‚aha, nachhaltige Mobilität ist wichtig…‘. (vgl. www.nachhaltigkeits-guerilla.de/guerilla-wohnzimmer)

Zweites Beispiel: Wir tragen Passanten auf Betten durch die Stadt (Stichwort: Sleep to go), um auf eine ironische Art Entschleunigung zu propagieren (vgl. http://www.nachhaltigkeits-guerilla.de/sleep-to-go-fur-den-gestressten-manager/. Was wird verstanden?

Drittes Beispiel: Wir kleben Indianer (ähhm, ich meine, wir finden geklebte Indianer vor). Diese sollen (denke ich mal) auf die Möglichkeit anderer (nachhaltigere?) Lebensstile aufmersam machen. (vgl. http://www.nachhaltigkeits-guerilla.de/lakonde/). Doch welcher Flaneur versteht das schon? Und wer versteht es, wenn er den Blogeintrag auf www.nachhaltigkeits-guerilla.de liest, und wer liest überhaupt den Blog, wenn er sich nicht eh´ für Nachhaltigkeit interessiert und wie schafft man es, ihn in die Lebenswelt Jugendlicher nicht-Nachhaltigkeitsinteressierter zu bekommen, als gegebenenfalls eher über eine Verlinkung zu Street-Art und Guerilla-Art-Blogs… aber das ist ein anderes Thema und ich will mich jetzt mal nicht verstricken…)

Viertes Beispiel: Wir mieten uns einen Stand auf dem Flohmarkt und verkaufen gar nichts. Die Aussage soll sein: Man/Frau muss nicht ständig konsumieren, Buy-nothing-day etc. pp. Aber der Flohmarktschlenderer denkt nur: Ah, schon alles ausverkauft, scheinbar hatte der Typ voll die Knaller im Angebot, nächstes Mal stehe ich früher auf. Oder ‚Idiot, was machtn der hier‘ oder er/sie denkt (und das ist das wahrscheinlichste): nichts.

Aber genau das möchte ich gern herausfinden. Kennst Du Literatur zu Wirkungsforschung (aber eben nicht MEDIENwirkungsforschung bzw. nicht NUR Medien, sondern eben auch zu Vor-Ort-Befragungen, experimentelle Befragung, Wirkungsforschung evtl. möglichst gleich zu einer ähnlichen Fragestellung; Best-Practice-Beispiele etc.)?

Ich habe mal einen kleinen Versuchsaufbau skizziert bzw. ein erstes Brainstorming angezettelt:

  • Experimentelle Forschung / Fallanalyse / Wirkungsforschung / Aktivierende Forschung
  • Szenarium: leerer Flohmarkttisch (Stichwort: Buy-nothing)
  • Schilder aufstellen (‚Hier wird nichts verkauft‘)
  • Kamera und/oder Tonbandgerät installieren
  • Fragebögen auslegen (Was wurde verstanden?)
  • Vor-Ort-Gespräche
  • Infomaterial auslegen zu Buy-Nothing-Day etc. (evtl. schon zu viel?!)
  • Blogeintrag dazu schreiben und Vernetzung beobachten (Wie schätzen sie die Durchschlagskraft dieser Aktion ein?
  • Meinungen per Mail einfordern (an Streetart-, Guerilla-Art und Nachhaltigkeits- Experten)
  • (spannend wäre auch, wie sich das Interaktionsfeld ‚öffentlicher Raum‘ im digitalen Zeitalter verändert (hat). Dazu habe ich eine recht interessante Publikation gefunden: http://culturebase.org/home/struppek/Homepage/Zusammenfassung.pdf

Freue mich über Feedback, Tipps, Anregungen, Austausch, Ansprechpartner etc. pp! Entweder als Kommentar oder an action@nachhaltigkeits-guerilla.de

Herzlichen Dank, Euer Edel-Ali-Fresh

Leb schön und träum was Schönes


(Bildquelle: The Antidote Project)

Montag morgen in Deutschland. Und? Biste gut drauf? Machste genau ditte, was Du immer wolltest? Jefällt ma, geht ab!

Was? Du machst das, was Du nie wolltest? Dit jefällt ma ja gar nicht. Na, aber dann lass es doch!

Proust sagt es so: „Wir wünschen uns leidenschaftlich, es möchte ein anderes Leben geben, in dem wir dieselben bleiben, die wir hienieden gewesen sind. Aber wir bedenken nicht, daß wir, sogar ohne erst auf dieses andere Leben zu warten, schon in diesem hier nach einigen Jahren dem untreu werden, was wir gewesen sind und was wir selbst in der Unsterblichkeit noch wiederfinden wollten.“

Tja, jetzt wissen auch die intellektuellen Leser unter Euch, was Edel-Ali-Fresh die janze Zeit vermitteln wollte…

Und wenn Du jetzt noch bedenkst, dass ja vielleicht auch die Leudde auf der anderen Seite der Erdkugel ihr Ding machen wollen und ein schönes Leben möchten (könnte ja theoretisch sein), und vielleicht ja auch die nachfolgenden Generationen, dann sollte auch klar sein, dass Du ihnen nicht die Chance vermasselst, nur, weil sie erstmal Deinen Mist wegräumen müssen:

(Bildquelle: Diplo.de / Eine Website des Auswärtigen Amts)

(Bildquelle: DW-World)

(Bildquelle: Die Welt)

Wenn Du das alles gecheckt hast, haste meines Erachtens mehr gecheckt, als so manche Nachhaltigkeits-Initiative.


(Bildquelle:
The Junction)

China setzt an zu grüner Technologierevolution

„Die Chinesen überholen uns“, wird seit Jahren gejammert. Und jetzt setzen sie auch noch zur grünen Technologierevolution an (vgl. Rat für Nachhaltige Entwicklung). Ojemene. Aber ich muss sagen, ich gönn´ es ihnen, denn schließlich trainieren sie auch hart:

(Bildquelle: Limmat Sharks Zürich)

Interessanterweise heisst das Bild „AlternativeWarmUp“. So sieht also die alternative Wärmequelle von morgen aus. Kein Wunder also, dass uns die Chinesen in Sache ‚Grüne Technologierevolution‘ überholen. Sie suchen einfach neue Ansätze und Wege. In diesem Sinne: „Besser auf neuen Wegen etwas stolpern als in alten Pfaden auf der Stelle zu treten.“ (vgl. WikiQuote: Chinesische Sprichwörter)

… und wie unsere Ahnen nackig rumrennen?

Back to the roots, ist ein Weg, den viele Alt- und Neuökos einschlagen. Aber so weit to the roots wie mit der „Paleo-Diät“ gehen noch wenige. Nein, es handelt sich nicht um die Diät, die die Paleo-Festival-Besucher machen (Bier, Sandwichs, Kaffee und klebrige Energydrinks, nehme ich an) machen.

One with Mother Earth at Paléo Festival

One with Mother Earth at Paléo Festival Quelle: http://nimg.sulekha.com/

Die Paleo-Diät (oder „Steinzeitdiät“ genannt) ist eine Ernährungsform, die sich an der angenommenen Ernährung der Menschen in der Altsteinzeit orientiert, in der sich Ackerbau und Viehzucht ausbreiteten. Das heißt: man bzw. frau isst nur noch Fleisch (Wild), Fisch und Meeresfrüchte, Eier, Obst und Gemüse, auch Kräuter, Pilze, Nüsse, Esskastanien und Honig. Insekten und Würmer sind auch erlaubt, falls einer oder eine darauf Lust hätte.

Adieu Milch und Käse, Getreide und Getreideprodukte wie Brot. Lebensmittel wie Oliven, die ohne Verarbeitung ungenießbar wären, sind ebenfalls zu meiden. Industriell verarbeitete Nahrungsmittel wie Zucker, alkoholische Getränke oder Fertiggerichte gehören also auch in die Vergangenheit. Als Getränke werden nur Wasser und Tee aus Kräuteraufgüssen akzeptiert. Nix Latte Macchiato, nix Krawallbrause.

Quelle: http://4.bp.blogspot.com/

Aber warum wohl???

Weil es neu und trendy ist? Na, Herr Voegtlin schrieb schon 1975 darüber.

Weil es gesund ist? Wahrscheinlich, wenn man allerdings die vorgeschriebene Menge an Fleisch und Eiern einnimmt und nicht 3 Mal am Tag Steak isst. Denn wie-Urmenschen-essen heißt auch, viel weniger essen. Der Genuss von Fleisch wird also von einer Fastenzeit gefolgt. So isst man wieder mit Respekt vor der erlegten Beute. Und nimmt nicht zu.

Weil es besser schmeckt? Besser ist Geschmacksache, anders auf jeden Fall. Wer sich bisher nur von Fertiggerichten ernährt hat, wird staunen, wie echte wilde Beeren oder ein selbstgegrilltes Hähnchen mit Gewürzhonig schmeckt.

Weil es in NY gerade hype ist? Meinetwegen. Jedenfalls scheinen wohlhabendere Stadtkinder da eine neue Möglichkeit für sich entdeckt zu haben, sich ein schöneres „echteres“ Leben zu gestalten und somit ein „neues“ subkulturelles Milieu geschaffen zu haben.

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Auch im Sportbereich scheint der Anteil der Menschen immer grösser zu werden, die trainieren wollen, nur wie die Natur es ihnen erlaubt: ohne irgendwas, am besten Barfuss in Wäldern und mit blossen Händen an Felsen wie der Franzose Erwan Le Corre – Erfinder des MovNat – oder mit Steinen zum Werfen.

Quelle: http://www.youtube.com/

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Mir scheint diese Tendenz, sich naturnäher zu bewegen und ernähren, insoweit interessant, dass es uns wieder mit Eywa, „Mutter Natur“, verbindet, und uns zu mehr Respekt und Vernunft im Umgang mit natürlichen Kräften und Ressourcen anregt.

Aber ich würde es nicht gleich übertreiben. Urmenschen lebten selten mehr als 30 Jahre, konnten sich kaum artikulieren, regulierten ihr soziales Leben mangels Wortschatz mit viel Gewalt und rennten nackig durch die Gegend rum. Also bei mir ist draußen aktuell weit unter Null Grad und ich mag es auch im Sommer nicht auf zivilisiertes (sprich: dezent verhülltes) Auftreten verzichten.

Man kann sich auch einfach mal die Rosinen herauspicken.