Kurasoue

Es versuchen immer mal wieder böse Menschen einen auf ‚Grassroots‘ (Grasswurzel-Bewegung / Basis-Bewegung) zu machen, obwohl sie von Unternehmen bezahlt und von Werbe- und PR-Agenturen erdacht wurden.

Als Greenpeace und der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Aktionen gegen Müllverbrennung organisierten, schoss Tetra Pak dagegen, und erdachte die ‚Waste Watchers‘. Die selbsternannte Bürgerinitiative karrte haufenweise Müll vor die Stände von Greenpeace und BUND, um (angeblich) ‚Gegen die Vermüllung öffentlicher Plätze‘ o. ä. zu ‚demonstrieren‘ (vgl. Artikel ‚Lobbying an der gesellschaftlichen Basis – Unternehmen im Kleid von Bürgerinitiativen‘ unter ORF.at).

Falls Ihr weitere Fälle kennt oder Euch etwas Verdächtiges auffällt, Ihr Insider-Wissen habt o. ä., dann wendet Euch vertrauensvoll an ‚Aktenzeichen XY ungelöst‘ oder direkt an uns; wir veröffentlichen dies dann in der Rubrik ‚Kurasoue‘ (abgeleitet von Kunst-Rasen-Schau).

Einstein vom 10.02.2011

PS. Heute schon Monsanto-Agrarprodukte gekauft? Also wir von der Nachhaltigkeitsguerilla mögen die Produkte total gerne (vgl. Marcels Artikel von vor exakt 2 Jahren)

Guerilla-Campaigning: Das trojanische Pferd von hinten aufzäumen

Große Marken machen ja gerne mal auf Guerilla und werben scheinbar unkonventionell im öffentlichen Raum, indem sie zum Beispiel Flashmobs organisieren oder Reverse Graffitis verbreiten. Warum den Spieß nicht mal umdrehen und bei Online-Kampagnen einfach Wettbewerbe mit eigenen Botschaften und für nachhaltige Ziele entern? Wie das gehen könnte, seht ihr hier!

Veränderung selber machen? Na Logo, bei Online-Wettbewerben kein Problem!

Beispiel 1: Abgefahren – mein Auto hat was zu sagen!

Bei Renault darf im „Lab Design Spiel“ momentan jeder selber entscheiden, mit welchen Optiken beim Elektroauto Twizy die äußere Hülle inklusive Felgen versehen werden soll. Hier läuft die Abstimmung noch bis zum 15. Mai 2011 um 13.30 Uhr.

Da nicht nur aus bestehenden Mustern und Farben gewählt werden kann, sondern auch eigene Grafiken hochgeladen werden können, ist hier der Weg frei für Guerilla-Campaigning der etwas gehobenen Art. Durch Bild und Text kann mehr oder weniger jede beliebige Botschaft verbreitet werden wie zum Beispiel „Veränderung selber machen“! Das Modell gibt es jetzt leider noch nicht, weil ich lieber ein HolK-Mobil bemalt habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Freiwillige vor!

Beispiel 2: Veggie-Burger für alle!

Gerade lässt McDonald’s beim Wettbewerb „Baue Deinen Burger“ die Leute eigene Burger entwerfen. Wenn ich das richtig sehe, gibt es da nun mehrere tausend Ideen. Ein Guerilla-Ansatz könnte sein, bei der Namensgebung eine eigene Botschaft zu verbreiten, zum Beispiel mit einem „Kein Stand-by Burger“.

Ein anderer Ansatz ist, dass die Top Ten mit Veggie-Burgern gefüllt wird. Der Verzicht auf Fleisch wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, da dadurch weniger Wasser verbraucht wird und weniger klimaschädliche Gase entstehen. Da McDonald’s den finalen Burger aus der Top Ten bzw. nach der Testküche aus der Top 5 wählen lässt, könnte die Einführung eines fleischlosen Burgers allein schon durch die gezielte Abstimmung erreicht werden. Das Gute ist, dass zum Abstimmen keine Registrierung nötig ist und auch mehrmals täglich abgestimmt werden darf.

Momentan sieht es trotzdem leider mau aus. Kein einziger vegetarischer Burger ist in der Top Ten. Weiter hinten nach Platz 30 folgen dann erst „Pam’s Veggie“, „MC Stefek“ und „memory of Geli Rose Veggie“. Und die Zeit drängt. Abgestimmt werden kann nur noch bis zum 27. März 2011 um Mitternacht.

Beispiel 3: The Look of Eco-Style!

Ein normaler Fotowettbewerb kann natürlich auch geentert werden. Schwarzkopf sucht zum Beispiel gerade den „Look of Music“. Hier kann einerseits bei der Auswahl des Fotos eine Botschaft platziert werden, andererseits bei der Festlegung eines Stils. So ist HolK zum Beispiel mit einem Bild von der „Wir haben es satt!“-Demo dabei, bei dem im Hintergrund ein Plakat gegen Gentechnik mit Eier legender Wollmilchsau vor dem Brandenburger Tor in Berlin zu sehen ist. Der Stil ist natürlich „Eco-Style“.

Teilnahmeschluss ist der 1. Mai 2011 um Mitternacht. Hier ist insbesondere auch ein bestimmtes Element des zu gewinnenden Preises interessant. Neben der Reise zum Eurovision Song Contest wird nämlich der Gewinner-Look Teil der „Look of Music“-Ausstellung in Düsseldorf und erreicht damit auch ein Offline-Publikum. Und mit etwas Glück gelingt sogar der Sprung in die Berichterstattung der klassischen Medien. Den Versuch ist das zumindest wert!

Fazit: Werbung ist, was ihr draus macht!

Culture Jamming

Culture Jamming Esso

(c) by culture-jamming.de

„we’re not really doing anything illegal, we’re just borrowing a stage“

(00:27:00)

Die subversive Technik Détournement, die Marcel bereits vorgestellt hat, findet auch Anwendung bei der aktuellen Bewegung Culture Jamming

Hierbei handelt es sich ebenfalls um Zweckentfremdung, jedoch im Hinblick auf (Konsum-)Kritik.

Im Vordergrund steht das Umdeuten von kommerziellen Botschaften sowie das Umfunktionieren dieser Botschaft hin zu einer kritischen Perspektive. Dabei dienen unter anderem Werbeplakate als Mittel der Verfremdung.

Kommerzielle Botschaften werden durch minimale Veränderungen in einen neuen Kontext überführt – die Aussage wird dadurch subversiv verändert. Mithilfe der Verfremdung können auf den üblichen Werbeplattformen bestimmte Sujets problematisiert werden. Culture Jamming stellt somit eine öffentliche Kommunikationsplattform dar, quasi ein Sprachrohr von unten. Dabei fließt stets eine Wertung und Stellungnahme des Autors in den Verfremdungsprozess ein, wie beispielsweise bei dem Esso-Logo.

Verfremdung als ästhetische Taktik

Nach Brecht ist Verfremdung eine ästhetische Taktik, bei dem man das Selbstverständliche/Bekannte/Einleuchtende nimmt und darüber Staunen und Neugierde erzeugt. Dabei werden belehrende Elemente einmontiert, die den Fluss des Spiels unterbrechen und im Gegensatz zur ursprünglichen Aussage stehen (vgl. Brecht in Schober, 2009, S. 36).

(c) by wins.failblog.org

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Verfremdung, Collagen, Montage, Zertrümmerung oder Parodie sind Verfahren, mit deren Hilfe gewohnte Formen des öffentlichen Sich-Austauschens – der Wahrnehmung, der Selbstdarstellung, des Erzählens, des Kommunizierens – problematisiert und Umstände diskutiert werden können (vgl. Schober, 2009, S. 34).

Das Potential in den Verfremdungs-Techniken liegt darin, mit Hilfe des Überraschungsmoments eingefrorene Sichtweisen und Weltbilder aufzubrechen. Ziel des Culture Jammings ist es, die Blickperspektive zu wechseln, zu überraschen und somit Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Thematik zu lenken.

Humor als Inszenierungsmittel

Als häufiges Inszenierungsmittel dient dabei die Verwendung von Humor und Ironie. Ein humorvoller Umgang schafft es Tabuisiertes aussprechbar zu machen und agiert als machtreduzierendes Instrument. Der humorvolle Mensch ist nach Freud fähig, sich selbstkritisch neben sich zu stellen und Situationen von außen zu betrachten. Auch Jean Paul stellt fest, dass der „Erbfeind des Erhabenen das Lächerliche ist“ (vgl. Volmer, 2009). So wundert es nicht, dass beim Culture Jamming oftmals ein amüsierter Umgang mit dem Original stattfindet. Durch den Einsatz des Humors wird das Erhabene – ein Konzern beispielsweise – erniedrigt, was zu einer Relativierung führt. Das Herbeiführen des Lachens ist eine „versteckte Form der Machtausübung“: man kann nicht nur die Vorlage erniedrigen, sondern auch Macht gewinnen (vgl. Volmer, 2009).

(c) by www.karmakonsum.de

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Zusammenfassend lässt sich sagen:

Culture Jamming bezeichnet antikommerzielle Fakes, die sich dem kommerziellen System bedienen und es mit seinen eigenen Mitteln schlagen. Hierunter lässt sich auch die spezielle Form Adbusting fassen. Legales Adbusting wurde in Berlin bereits 2008 umgesetzt: in einem Berliner U-Bahnhof durften subversive Plakate unter kontrollierten Umständen hängen. Ob das noch dem eigentlichen Zweck entspricht, sei hier mal in den Raum gestellt. Mehr zum Thema Culture Jamming und viele Beispiele findet ihr auf Konsumpf sowie in der amerikanischen Dokumentation Culture Jam Documentary.

 

Quellen:

Schober, A.  (2009). Ironie,  Montage, Verfremdung. Ästhetische Taktiken und die politische Gestalt der Demokratie. München: Fink.

Volmer, S. (2009). Hitler als komisches Sujet. Marburg: Tectum.

Mit grüner Brille lässt es sich hoffentlich erfolgreich in eine nachhaltige Zukunft blicken

Immer wieder stellt sich die Frage, wie eine nachhaltige Entwicklung gefördert werden kann. Die Krug Mediapool GmbH hat eine Antwort darauf gefunden: mit dem von ihr initiierten ’Success for Future Award’!

Das Ziel des Wettbewerbs wird in einer Pressemitteilung erläutert: „Der ’Success for Future Award’ fördert aktiv Nachhaltigkeit, indem er einer breiten Öffentlichkeit Initiativen und Produkte vorstellt, die ökologisches und ökonomisches Handeln verbinden. So viele Menschen wie möglich sollen für das Thema Nachhaltigkeit begeistert werden. Die Botschaft ist: Jeder kann seinen Beitrag leisten.“

So lustig kann das aussehen, wenn sich eine Werbeagentur für Nachhaltigkeit engagiert: Die grüne Brille vom 'Success for Future Award' tragen hier Heiner Lauterbach, CEO Karsten Lereuth von BT Germany, Marketing-Direktorin Tanja Brinks von Schüco, Hannes Jaennicke und Martin J. Krug von der Agentur Krug Mediapool

Wo Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen

So weit, so gut. Die Initiatoren und Presenting Partner dahinter sind BT Germany und die Schüco International KG, die Fenster- und Fassadentechnologie zur optimalen Wärmedämmung und vielfältige Solarlösungen anbietet.

Und BT steht für British Telecommunications, bietet Kommunikationslösungen und -services an und beschreibt sich selbst als Vorreiter im Klimaschutz. Das Unternehmen belegt das anhand einiger Beispiele: „Einen wesentlichen Teil seines Stroms will BT in Zukunft aus Windenergie beziehen und hat zu diesem Zweck das größte britische Windenergie-Programm außerhalb der Energiebranche gestartet.“

Ein Beispiel für eine Entwicklung, die wirklich interessant ist. Wenn sich die ökonomischen Ziele (also zum Beispiel günstigeren Strom unabhängig von Angebot und Nachfrage am Markt zu verwenden) mit ökologischen vereinbaren lassen, haben Unternehmen kein Problem damit. Auch IKEA gab zum Beispiel im September 2010 Folgendes bekannt: „IKEA wird bis zum Jahresende neun Standorte und ein Fachmarktzentrum mit Photovoltaik-Anlagen ausrüsten.“

Ein bisschen Spaß muss sein

Witzigerweise ist dann noch die EnBW Energie Baden-Württemberg AG als Supporting Partner des Awards dabei. Das drittgrößte Energieunternehmen in Deutschland versucht den drohenden Verlust an Kunden durch eigene Ökostrom-Angebote zu verhindern. Dabei setzt es das Hauptaugenmerk auf der Offshore-Windenergie, also den Betrieb von Windkraftanlagen in der Ostsee.

Und spaßig ist auch das Symbol, mit dem die frohe Botschaft hinaus ins Land getragen wird: eine grüne Brille. Die Süddeutsche Zeitung schrieb dazu: „Quietschgrüner Rahmen, farblose Gläser. […]. Den Kern der Sache machen sie deutlich: Der vorgestellte Preis soll einen Rahmen bieten für ein stärkeres Umweltbewusstsein.“

Let me ecotain you

Verliehen werden insgesamt sechs Awards: einer für herausragende Öko-Unternehmen, einer für nachhaltige Architekturkonzepte, einer für Start-Ups in dem Bereich und zwei undotierte für besondere Persönlichkeiten und Ecotainment-Ansätze, die nachhaltige Themen auf einer kulturellen Ebene umsetzen.

Hinzu kommt ein Publikumspreis, bei dem der Beitrag aus den vier Kategorien ‚BT Green Economy Award‘, ‚Schüco Green Building Award‘, ‚Start-Up Award‘ und ‚Ecotainment-Award‘ mit 5.000 Euro belohnt wird, der die meisten Stimmen bis zum 14. März 2011 für sich gewinnen kann. Ein Projekt namens ‚Der Dritte Ring‘ von der Burg Ludwigstein, bei dem es um die gemeinschaftliche Errichtung eines neuen Gebäudes unter ökologischen Gesichtspunkten geht, führt derzeit mit über 1.100 Stimmen. Da wird wohl mein Beitrag unter http://www.success-forfuture.de/bewerbung/holktv-gruene-helden-braucht-das-land keine Chance mehr haben, obwohl ich dort noch ein Video mit Jan Delay gepostet habe.

Der hat ja immerhin mit seinen Lyrics, die er einst für den Track ’Grüne Brille’ von Dynamite Deluxe reimte, in gewisser Weise den Soundtrack zur Veranstaltung und einen tollen Slogan dafür mitgestaltet: „Die grüne Brille – ohne sie hätt’ ich vor ’m Leben schiss./ Sie lässt mich Sonne seh’n, wo Regen is’!“

Das lässt doch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Und auch wenn das Ganze hier und da etwas komisch wirkt, ist jeder Schritt in die richtige Richtung natürlich zu begrüßen und deshalb wünscht der HolK viel Erfolg!

Humanity (Rights) Fashion Awards

Toll! Die Fashion-Week in Berlin ist los. Hübsche blonde Frauen in schönen Pumps und diese schönen Strumpfhosen mit der Naht hinten. I love it! Unser lieber Vorstand wurde tatsächlich zur Verleihung der Humanity Fashion Awards (by Hessnatur) eingeladen! Klar ist er hingegangen, Chefsache eben. Schließlich war er schon seit Wochen ganz aufgeregt: Es gab erstmal ein ‚Save the date‘-Schreiben, danach eine gold-verzierte Einladung und heute war dann der große Tag. Vor Ort, es war immerhin der Römische Hof, Unter den Linden in Berlin-Mitte (laut Wikipedia-Eintrag hat sich hier sogar Ferrari eingemietet!), schlemmerte unser lieber Vorstand dann Lachshäppchen, leckeren Kaffee und feinstes Müsli im cremigen Joghurt. Ein voller Erfolg, wie er sagt, auch wenn er scheinbar zu schüchtern war, die jungen Damen anzuquatschen (dabei hat er doch extra die Nachhaltigkeitsguerilla gegründet, um mal Chef spielen zu können und einen erfolgreichen, dynamischen und trotzdem politisch aktiven Eindruck in der Damenwelt zu hinterlassen).

Stolz hat er uns seine Mitbringsel gezeigt, alles der Pressemappe beiliegend: Ein verwegendes Schild mit aufgedruckten selbstgemalten Buchstaben, einen Jutebeutel mit schicker Aufschrift und einen Schal aus Bananenseide. Endlich ist Hessnatur in der Jugendwelt angekommen (mein Mitbewohner kannte Hessnatur nur, weil die Öko-Mutter seines Kumpels ihm früher immer Hessnatur-Unterhosen geschenkt hat – skuril, aber hier fehl am Platz, denn wie gesagt, heute ist Hessnatur in der Jugend- und Designerwelt angekommen).

Während unser Chef also Aktivist und Jungunternehmer spielt und in der Modewelt aufblüht, lungern wir in der Zentrale und frühstücken Kippe mit Filterkaffee.

Aber, wir wollen nicht meckern, schließlich dürfen wir mit seinen Mitbringseln aus der Pressemappe spielen:


(Kopfbedeckung: Jutebeutel ‚Humanity Fashion Award‘ by hessnatur)


(Augenbinde: Schal aus ‚Bananenseide – Premiere einer Naturfaser‘ / Schild: Give-away in der Pressemappe des Humanity Fashion Awards)

Fotos zur Inspiration für der Humanity Rights Fashion Awards 2012 finden Sie u. a. hier: http://www.musa-sadulajew.com/alltagsleben.html und im Weblog von Ali Schirasi.

Alles in allem ein schöner Tag und gut zu wissen, dass es Humanity Rights gibt und Fashion und alles das. Lasst uns die schöne, friedliche Welt geniessen und in diesem Sinne: ‚Cheers‘!

Die Ideen Initiative Zukunft macht’s möglich: Werdet selber zum grünen Helden!

Der Wettbewerb „Ideen Initiative Zukunft“ hatte dazu aufgerufen, gute Ideen und Projekte für eine lebenswerte Welt von morgen einzureichen.

Die besten Projekte, die von der Jury aus Experten von dm und der Deutschen UNESCO-Kommission als nachhaltig bewertet wurden, stellen sich in einem dm-Markt ihrer Region vor. Bis zum 26. Januar 2011 bringen sie den Besuchern in vielen dm-Märkten ihre Ideen näher. Per Abstimmkarte können die Besucher ihren Favoriten wählen.

Am Sa., den 22.01.2011 stelle ich meinen Ecotainment-Blog http://www.holk.tv persönlich im dm-Markt Südkreuz (General-Pape-Str. 1, 12101 Berlin) zwischen 17 und 19 Uhr vor. Abgestimmt werden kann aber täglich, auch sonntags, zwischen 9 und 21 Uhr. Würde mich freuen, wenn der eine oder die andere für mich abstimmt. Außerdem besteht am Präsentationstag die Möglichkeit, selber zum grünen Helden zu werden! Gerne könnt ihr Fotos mit der Maske machen!

Jeder, der seine Idee vorstellt – erhält 250 Euro. Für das Projekt mit den meisten Stimmen erhöht sich die Fördersumme auf 1.000 Euro. Insgesamt stellt dm rund 1,5 Millionen Euro zu Verfügung.

Mehr Infos unter:
http://www.ideen-initiative-zukunft.de/projekt/anzeigen/23668

Für den Volksentscheid zum Berliner Wasser am 13.02.2011 können sich auch Nicht-Berliner engagieren!

Am 13. Februar 2011 wird in Berlin ein Volksentscheid durchgeführt. Dabei geht es um ein Gesetz, das dafür sorgen soll, dass laut der Trägerin des Gesetzesentwurfs „…die Voraussetzung für eine kostengünstige Rekommunalisierung und ein Sinken der Wasserpreise“ möglich wird.

Das könnte auch für Nicht-Berliner interessant sein, da es um die grundlegende Frage geht, wie ohne teuren Rückkauf eine Teilprivatisierung von öffentlichen Unternehmen rückgängig gemacht werden kann.

Senat sieht Teilprivatisierung als Fehler

In der amtlichen Information zum Volksentscheid heißt es von Seiten des Senats: „Das Abgeordnetenhaus teilt das Anliegen des Volksbegehrens. Es sieht die Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe (BWB) 1999 aus heutiger Sicht genauso als Fehler an wie die damals vereinbarte Vertraulichkeit der Verträge.“

Auf dem Weg zur Rekommunalisierung hat das vor dem Volksentscheid durchgeführte Volksbegehren bereits erste Früchte getragen. Dafür, dass der „Konsortialvertrag zur Teilprivatisierung der Wasserbetriebe aus dem Jahr 1999 und sämtliche Anlagen sowie spätere Änderungsvereinbarungen“ nun für alle einsehbar sind, bedankt sich der Senat bei allen, die für das Volksbegehren abgestimmt haben: „Offenbar hat der Druck von 280.887 gültigen Unterschriften, die die Berlinerinnen und Berliner für das Volksbegehren geleistet haben, hierzu erheblich beigetragen.“

JA zum Gesetz, um den Druck zu erhöhen

Der Druck kann ja ruhig noch ein bisschen erhöht werden. Diesmal mit 612.000 JA-Stimmen, die sich eine Offenlegung aller Vertragsbestandteile wünschen. Schließlich sieht das Informationsfreiheitsgesetz vor, dass Verträge zu veröffentlichen seien, wenn „…das Informationsinteresse das private Geheimhaltungsinteresse erheblich überwiegt und auch ein öffentliches Interesse an der Veröffentlichung besteht.“

Jetzt mitmachen!

Also helft bitte mit. Informiert alle in Berlin, dass ihre JA-Stimme benötigt wird: Freunde, Verwandte, Kollegen, Nachbarn, …!

Das Beste, was einem … passieren kann (Teil 4)

Heute: Das beste, was einem PKW passieren kann.


(Bildquelle: http://heinrich.famherrmann.de/Images/trier_13.jpg)

Jetzt hätten wir also zweimal das Beste, was einem Panzer passieren kann und einmal das Beste, was einem Jumbojet passieren kann. Heute noch der PKW. Was kommt wohl als nächstes? Sachdienliche Hinweise bitte direkt an uns.

(siehe auch Das Beste was einem Jumbojet passieren kann, Bücher-Panzer, Woll-Panzer)

File-sharing-wall (outdoor)

Treffen sich zwei gegenläufige Trends. Sagt der eine Trend zum anderen… so fangen traditionell gute Witze an. Diesmal handelt es sich aber nicht um einen Witz, sondern um ein interessantes Projekt in NYC.

Es treffen zwei gegenläufige Trends aufeinander: Outdoor-Aktivitäten und File-Sharing/Wall-Writing.


(Facebook-Wall-Writing auf den Gemäuern der Nachhaltigkeitsguerilla)

Ich spreche vom File-Sharing am Outdoor-Gemäuer. Eine Art von Partizipation und Gedankenaustausch ausserhalb der Online-Friends-Community, innerhalb der Stadt; Filesharing an Offline-Walls (!). Wer mitmischt, sollte, so kommt mir grad der Gedanke, allerdings ein gutes Anti-Viren-Programm installiert haben.

Dead Drops ‚How to‘ – NYC from aram bartholl on Vimeo.

.: Stadtkultur verstehen – Dissonanzen erzeugen :.

aufgenommen in der U-Bahn-Station Rosenthaler Platz, Berlin Januar 2010

Im urbanen Raum spricht Baudelaire von „Ennui“ [Langeweile], die sich bei seinen Bewohnern einstellt. Die „Ennui“ begründet sich in der Sphäre der Oberflächlichkeit, in der wir uns alltäglich bewegen. Wir begegnen einem Netz aus fremden Personen morgens auf dem Weg zu Arbeit, beim Einkaufen, beim Umherlaufen oder beim Feiern. Es ist ein Raum der allen gemein ist, dadurch erscheint er „weniger bedeutsam als jenes ‚wirkliche Leben‘, das sich im Inneren jedes Einzelnen abspielt“ (Sennett, 1990, S. 160). In diesem Gegensatz zwischen Innen und Außen äußert sich die Langeweile und resultiert in der Annahme, nichts dort draußen sei meiner würdig.

Die moderne Großstadt überwindet die großstädtische Ennui

Nach Baudelaire kann jedoch die moderne Großstadt diese Langeweile überwinden und die Menschen veranlassen, sich nach Außen, statt nach Innen zu wenden (in Sennett, 1990, S. 161). Wenn die Großstadt Differenzen vermittelt, schafft sie es jene Langeweile zu überwinden und die Menschen orientieren sich aus dieser Mannigfaltigkeit heraus neu. Nach der Chicagoer Schule (bei dem der persönliche Geist ebenfalls im Kontrast zum unpersönlichen Kollektiv steht) besteht die urbane Kultur im „Erleben und Erfahren von Unterschieden von Klassen-, Alters-, Rassen- und Geschmacksunterschieden“ (Sennett, 1990, S. 165) im öffentlichen Raum. Dabei ist die Großstadt von einer anderen Ordnung geprägt: durch die Abwesenheit der moralischen Ordnung ergibt sich eine bruchstückhafte Ordnung, die sich durch die unterschiedlichen Bewohnern konstituiert. Aus diesem Gros an Gebrochenheit und Differenz ergeben sich für die Bewohner „segmentierte Rollen“: der Städter wechselt die Orte und Aktivitäten schneller. Sennett beschreibt den urbanen Städter als „Chamäleon“ (1990, S. 167). Das „fragmentierte Selbst“ ist empfänglicher für Anregungen aus der Außenwelt und überwindet die großstädtische „Ennui“. Dadurch hat er die Möglichkeit aus sich herauszutreten und den urbanen Raum für sich zu nutzen und mitzugestalten.

Berlin als Exempel einer modernen Großstadt

Nach Baudelaire kann die Großstadt „statt Ganzheit […] die Erfahrung von Differenz vermitteln“ (Sennett, 1990, S. 161). In Berlin erleben wir ein anonymes Netz das im Gegensatz zum Individuum steht. Jedoch ist Berlin eine heterogene und moderne Großstadt – sie vermittelt Differenzen und Mannigfaltigkeit an vielen Ecken. Es entspricht dem modernen Geist nach Baudelaire, der gekennzeichnet ist durch „das Vergängliche, das Flüchtige, das Zufällige“ (in Sennett, 1990, S. 164). In diesem Konglomerat an Unterschieden und Bruchstücken, findet der Berliner seine Freiheit. Das fragmentierte Selbst überwindet dabei den Raum zwischen Außen und Innen und tritt im öffentliche Raum an vielen Stellen in Kontakt und trägt somit wieder zur wahrgenommenen Mannigfaltigkeit der Stadt bei. Notes of Berlin versucht z.B. den öffentlichen Charakter Berlins festzuhalten. Hier werden Mitteilungen an Kiezkollegen oder eine öffentlicher Weihnachtswunschzettel festgehalten.

Prinzipien der modernen Großstadt

Aus dem Charakter von Differenz und Modernität ergeben sich verschiedene Prinzipien, die die Gestalt des öffentlichen Raums beschreiben. Zum einen die Zerbrechung der Linearität: Dieses Prinzip beschreibt das Nicht-Planbare, das eigentliche Leben, das geprägt ist von Spontaneität. Gerade Berlin weist viele Beispiele für die Zerbrechung der Linearität auf. Nicht nur geschichtlich zeigte sich Berlin häufig unvorhersehbar, auch aktuelle Beispiele wie Mediaspree Entern, zeigen, wie ein geplantes Vorhaben vorzeitig unterbrochen werden musste. Auch viele Zwischennutzungsprojekte brechen mit einstigen Nutzungskonzepten. Das zweite Prinzip beschreibt die Überlagerung von Unterschieden. Statt einem Nacheinander kommt es hier zu einem Übereinander. Am Kotti leben auf engem Raum unterschiedlichste Personengruppen nebeneinander. Alte Kneipen werden zu neuen Szenebars, Werbeagenturen siedeln sich an, Touristen gehen feiern, während dort weiterhin sozial schwache Personen wohnen.

Die Berliner Bürger haben – im Vergleich zu anderen Großstädten – noch viel mehr Gestaltungsraum, was den Bewohnern mehr Freiheiten bietet und ihn stärker mit der Außenwelt in Kontakt treten lässt. Das dadurch sichtbar werdende fragmentierte Selbst lässt sich – laut Baudelaires Glaube an die Mannigfaltigkeit – auf den Straßen beobachten (in Sennett, 1990, S. 161). Dies sind interessante Perspektiven um Interventionen im öffentlichen Raum genauer zu betrachten. In vielen Stadtteilen Berlins gestalten die Bewohner ihren Raum aktiv mit. Sie erzeugen Dissonanzen und beziehen Stellung und tragen damit zu einer urbanen Lebenskultur bei.

Quelle: Sennett, R. (1990). Civitas: Die Großstadt und die Kultur des Unterschieds. Fischer: Frankfurt/Main.