Warum wir Wikileaks brauchen …

Im nachhaltigen Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Soziales verbergen sich sehr viel mehr Themen als Umweltschutz, Nachhaltigkeitsberichte und Biokost. Das sollte den Lesern unseres Blogs nicht entgangen sein. Ich möchte hier ein weiteres Thema aufmachen, dass mir wichtig für den Schritt in eine nachhaltige Gesellschaft erscheint: Die Rolle von Transparenz in Machtstrukturen. Anlass ist die jüngste Cablegate-Veröffentlichung durch Wikileaks.

Eine globalisierte Öffentlichkeit braucht Whistleblower, um eine Transparenz in moralisch fragwürdigen Prozessen zu bringen. Informanten wird es immer geben, die interne Misstände aufdecken wollen. Wikileaks will und wollte der verlässliche Partner für solche Menschen sein. Was ist denn mit den Leuten, die mit guten Absichten Interna ausplaudern, weil sie sich einer Ethik verpflichtet fühlen? Sie werden gesellschaftlich EVENTUELL anerkannt, aber tragen die persönlichen Konsequenzen – rechtlich bewegen sie sich auf einen heißen Pflaster und ökonomisch sind sie danach oftmals zerstört. Diese Menschen brauchen einen verlässlichen Whistleblower in Form einer starken globalen, unabhängigen Organisation.

Eigentlich ist es ja die Aufgabe unserer Journalisten, unsere Demokratien kritisch zu beobachten. Aber ökonomische sowie politische Abhängigkeiten und ein ungleich größeres PR-System verhindern scheinbar die Erfüllung dieser Aufgabe. Daher bräuchte das Prinzip Wikileaks – wenn es sicherlich momentan nicht das beste Konzept bietet – mehr Unterstützung und nicht eine fadenscheinige Bösewichts-Unterstellung, wie sie momentan von Politikern und Medientreibenden gesponnen wird. Es muss vielmehr darüber nachgedacht werden, wie das Prinzip Whistleblowing verbessert werden kann.

Natürlich sind Regierungen, Organisationen und Unternehmen erstmal grundsätzlich gegen Whistleblower, denn sie verraten Dinge, die unangenehm sind. Aber wie sieht denn der gesellschaftliche Nutzen für Intransparenz aus? Ist Korruption und Verblendung eine Notwendigkeit, die aufrecht erhalten werden soll? Die Verursacher haben sicherlich etwas dagegen. Die Arbeit von Wikileaks soll logischerweise verhindert werden. Wikileaks wird seit Tagen mit DDos attackiert und von diversen Servern geschmissen mit der Begründung auf Verletzung von AGB.

Das Berichterstattung der Medienlandschaft in den letzten Tagen ist insgesamt sehr unreflektiert: Entweder Übertreibung, Einseitigkeit, Blauäugigkeit (Thesen 5 und 6) oder Negativ-Kampagnen. Es ist nötig den Gesamtzusammenhang zu beleuchten. Hier kann sich herausstellen, dass die Veröffentlichung der der geheimen Dokumente zwar (wieder mal) Probleme mit sich bringt (wie z.B. Untergrabung der Diplomatie, Persönlichkeitsrechte, usw.), jedoch Whistleblower generell wichtig sind. Wenn man das ganze einbettet in den weltweiten Datensammel- und Überwachungswahn von Regierungen, dann stellt man sich vielleicht die Frage, dass eigentlich nicht die Bürger überwacht werden sollten, sondern vielmehr die Institutionen, die Macht ausüben können. Denn wer Macht besitzt, kann diese potentiell ausnutzen. Daher begrüße ich, wenn Wikileaks den Weg ebnet für eine größere Transparenz von Machtstrukturen.

Und wenn man mal in die Geschichte schaut, dann zeigt sich, dass für die größten Verbrechen gegen die Menschheit (z.B. Holocaust, Hiroshima und Nagasaki, Heilige Kongregation der Universalen Inquisition) immer machtvolle Institutionen die Drahtzieher waren. Was spricht daher gegen das Whistleblower-Prinzip? Es ist vielleicht eine Chance Machtmissbrauch zu einzudämmen. Wenn man sich auf diese Position einigen könnte, bräuchten wir keine unsinnige Diskussion über das Problem Wikileaks von Illegalität und Datenlecks, sondern könnten uns konstruktiv mit dem gesellschaftlichen Nutzen beschäftigen.

3 Antworten auf “Warum wir Wikileaks brauchen …”

  1. Die Luft wird wohl für wikileaks dünner und dünner. Amazon hat nun wikileas von ihren Servern geschmissen. Es ist klar, dass sich ein amerikanisches Unternehmen dem Druck aus der Politik beugen muss. prominente amerikanische Senator Joe Lieberman rief indes andere Länder und Unternehmen zum Boykott von Wikileaks auf. Wenn man wikileaks die technischen Möglichkeiten entzieht, können natürlich keine Veröffentlichungen mehr erfolgen. Ich frage mich, ob dann so prominente Seiten, wie der Spiegel dann in die Bresche spingen.

  2. wenn man den berichten von wikileaks glauben darf, haben sie vielfältige möglichkeiten und ein ausgeklügeltes technisches system. zudem ist das internet nicht mehr so von den usa abhängig wie früher, d.h. dezentrale strukturen sorgen schon dafür, dass zumindestens die seite erreichbar bleibt. außerdem sind viele experten und geeks bei wikileaks (die noch dageblieben sind ;p), die mittel und wege finden werden. es gibt auch genug sympathisanten, die ein interesse an weiteren veröffentlichungen haben. da dramatisiert der spiegel zu sehr.

    wenn man mal vergleicht wie lange die englische version von al-jazeera zu beginn des irak-krieges nicht erreichbar war (es waren wochen oder sogar monate), dann hat sich schon einiges in abwehr von solchen angriffen getan.

    ich glaub es ist einer eine frage inwiefern die organisationsstruktur von wikileaks dem druck stand hält. soviel ich weiß ist die situation intern schwierig … die organisation müsste noch reifen, um dem rummel gewachsen zu sein. aber was letztendlich dabei raus kommt, werden wir erst in der nächsten zeit sehen.

  3. […] nachhaltigkeits-guerilla.de There are people who eagerly want that secrecy regime to continue:  namely, (a) Washington […]

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