Neulich im Café Allfresh

…und so kam es, wie es kommen musste.

Macht alle mit und bestellt den fliegenden Kaffee. Schmeckt gut und ist sozial. Warum? Na, seht hier:  http://www.nachhaltigkeits-guerilla.de/fliegender-kaffee/. Wenn ihn genug Leute immer wieder bestellen, werden die Wirte ihn früher oder später auch anbieten. Und dem Harz4´ler an der Ecke wirds freuen. Und ich würde wohl auch ´nen kostenlosen Kaffee probieren… (nochmal kurz erklärt: fliegender Kaffee bedeutet, eine Person zahlt zwei Kaffee, obwohl sie nur einen trinkt. Ein bezahlter Kaffee ’schwebt also in der Luft‘. Eine weitere Person, die grad kein Geld auf der Tasche für ´nen Kaffee hat, fragt den offenen Kaffee ab: „Gibt´s noch ´nen fliegenden Kaffee?“ und bekommt ihn kostenlos. Gerade jetzt zur kalten Jahreszeit, in der auch die Armenhäuser nicht mehr nachkommen mit der Versorgung, könnte der fliegende Kaffee, wahlweise auch fliegender Tee, für den einen oder anderen Obdachlosen ein Lichtblick sein.)

EdelsAlterEgo(n)´s Schaufenster

Iyi günler, liebe Leserinnen und Leser, ich bin EdelsAlterEgo(n) und der Onkel von Edel Ali Fresh. Dieser Lümmel wird ja anwaltlich verfolgt (vgl. Artikel ‚Edel Ali Fresh verlässt die Nachhaltigkeitsguerilla‘) und ist untergetaucht.

Meiner einer führt einen ehrenwerten Beruf aus. Ich bin eidesstattlicher Übersetzer. Und heute morgen entdecke ich, dass mein Neffe wohl ein Schild in mein Schaufenster gehängt hat. Dieser Lausbub!

Gut, die Idee gefällt mir. Man kann ja ruhig mal einen Obdachlosen für ein paar Minuten ins Netz lassen. Mich kostets ja gar nichts, schließlich habe ich eine Flatrate.

Aber einfach so mit Tesafilm ins Fenster kleben? Das gibts bei mir nicht – aber so im Bilderrahmen sieht´s richtig schmuck aus.

Sie wollen das auch? Na, nichts einfacher als das. Hier klicken, ausdrucken und ab dafür ins Fenster!

Das Beste, was einem … passieren kann (Teil 4)

Heute: Das beste, was einem PKW passieren kann.


(Bildquelle: http://heinrich.famherrmann.de/Images/trier_13.jpg)

Jetzt hätten wir also zweimal das Beste, was einem Panzer passieren kann und einmal das Beste, was einem Jumbojet passieren kann. Heute noch der PKW. Was kommt wohl als nächstes? Sachdienliche Hinweise bitte direkt an uns.

(siehe auch Das Beste was einem Jumbojet passieren kann, Bücher-Panzer, Woll-Panzer)

File-sharing-wall (outdoor)

Treffen sich zwei gegenläufige Trends. Sagt der eine Trend zum anderen… so fangen traditionell gute Witze an. Diesmal handelt es sich aber nicht um einen Witz, sondern um ein interessantes Projekt in NYC.

Es treffen zwei gegenläufige Trends aufeinander: Outdoor-Aktivitäten und File-Sharing/Wall-Writing.


(Facebook-Wall-Writing auf den Gemäuern der Nachhaltigkeitsguerilla)

Ich spreche vom File-Sharing am Outdoor-Gemäuer. Eine Art von Partizipation und Gedankenaustausch ausserhalb der Online-Friends-Community, innerhalb der Stadt; Filesharing an Offline-Walls (!). Wer mitmischt, sollte, so kommt mir grad der Gedanke, allerdings ein gutes Anti-Viren-Programm installiert haben.

Dead Drops ‚How to‘ – NYC from aram bartholl on Vimeo.

.: Stadtkultur verstehen – Dissonanzen erzeugen :.

aufgenommen in der U-Bahn-Station Rosenthaler Platz, Berlin Januar 2010

Im urbanen Raum spricht Baudelaire von „Ennui“ [Langeweile], die sich bei seinen Bewohnern einstellt. Die „Ennui“ begründet sich in der Sphäre der Oberflächlichkeit, in der wir uns alltäglich bewegen. Wir begegnen einem Netz aus fremden Personen morgens auf dem Weg zu Arbeit, beim Einkaufen, beim Umherlaufen oder beim Feiern. Es ist ein Raum der allen gemein ist, dadurch erscheint er „weniger bedeutsam als jenes ‚wirkliche Leben‘, das sich im Inneren jedes Einzelnen abspielt“ (Sennett, 1990, S. 160). In diesem Gegensatz zwischen Innen und Außen äußert sich die Langeweile und resultiert in der Annahme, nichts dort draußen sei meiner würdig.

Die moderne Großstadt überwindet die großstädtische Ennui

Nach Baudelaire kann jedoch die moderne Großstadt diese Langeweile überwinden und die Menschen veranlassen, sich nach Außen, statt nach Innen zu wenden (in Sennett, 1990, S. 161). Wenn die Großstadt Differenzen vermittelt, schafft sie es jene Langeweile zu überwinden und die Menschen orientieren sich aus dieser Mannigfaltigkeit heraus neu. Nach der Chicagoer Schule (bei dem der persönliche Geist ebenfalls im Kontrast zum unpersönlichen Kollektiv steht) besteht die urbane Kultur im „Erleben und Erfahren von Unterschieden von Klassen-, Alters-, Rassen- und Geschmacksunterschieden“ (Sennett, 1990, S. 165) im öffentlichen Raum. Dabei ist die Großstadt von einer anderen Ordnung geprägt: durch die Abwesenheit der moralischen Ordnung ergibt sich eine bruchstückhafte Ordnung, die sich durch die unterschiedlichen Bewohnern konstituiert. Aus diesem Gros an Gebrochenheit und Differenz ergeben sich für die Bewohner „segmentierte Rollen“: der Städter wechselt die Orte und Aktivitäten schneller. Sennett beschreibt den urbanen Städter als „Chamäleon“ (1990, S. 167). Das „fragmentierte Selbst“ ist empfänglicher für Anregungen aus der Außenwelt und überwindet die großstädtische „Ennui“. Dadurch hat er die Möglichkeit aus sich herauszutreten und den urbanen Raum für sich zu nutzen und mitzugestalten.

Berlin als Exempel einer modernen Großstadt

Nach Baudelaire kann die Großstadt „statt Ganzheit […] die Erfahrung von Differenz vermitteln“ (Sennett, 1990, S. 161). In Berlin erleben wir ein anonymes Netz das im Gegensatz zum Individuum steht. Jedoch ist Berlin eine heterogene und moderne Großstadt – sie vermittelt Differenzen und Mannigfaltigkeit an vielen Ecken. Es entspricht dem modernen Geist nach Baudelaire, der gekennzeichnet ist durch „das Vergängliche, das Flüchtige, das Zufällige“ (in Sennett, 1990, S. 164). In diesem Konglomerat an Unterschieden und Bruchstücken, findet der Berliner seine Freiheit. Das fragmentierte Selbst überwindet dabei den Raum zwischen Außen und Innen und tritt im öffentliche Raum an vielen Stellen in Kontakt und trägt somit wieder zur wahrgenommenen Mannigfaltigkeit der Stadt bei. Notes of Berlin versucht z.B. den öffentlichen Charakter Berlins festzuhalten. Hier werden Mitteilungen an Kiezkollegen oder eine öffentlicher Weihnachtswunschzettel festgehalten.

Prinzipien der modernen Großstadt

Aus dem Charakter von Differenz und Modernität ergeben sich verschiedene Prinzipien, die die Gestalt des öffentlichen Raums beschreiben. Zum einen die Zerbrechung der Linearität: Dieses Prinzip beschreibt das Nicht-Planbare, das eigentliche Leben, das geprägt ist von Spontaneität. Gerade Berlin weist viele Beispiele für die Zerbrechung der Linearität auf. Nicht nur geschichtlich zeigte sich Berlin häufig unvorhersehbar, auch aktuelle Beispiele wie Mediaspree Entern, zeigen, wie ein geplantes Vorhaben vorzeitig unterbrochen werden musste. Auch viele Zwischennutzungsprojekte brechen mit einstigen Nutzungskonzepten. Das zweite Prinzip beschreibt die Überlagerung von Unterschieden. Statt einem Nacheinander kommt es hier zu einem Übereinander. Am Kotti leben auf engem Raum unterschiedlichste Personengruppen nebeneinander. Alte Kneipen werden zu neuen Szenebars, Werbeagenturen siedeln sich an, Touristen gehen feiern, während dort weiterhin sozial schwache Personen wohnen.

Die Berliner Bürger haben – im Vergleich zu anderen Großstädten – noch viel mehr Gestaltungsraum, was den Bewohnern mehr Freiheiten bietet und ihn stärker mit der Außenwelt in Kontakt treten lässt. Das dadurch sichtbar werdende fragmentierte Selbst lässt sich – laut Baudelaires Glaube an die Mannigfaltigkeit – auf den Straßen beobachten (in Sennett, 1990, S. 161). Dies sind interessante Perspektiven um Interventionen im öffentlichen Raum genauer zu betrachten. In vielen Stadtteilen Berlins gestalten die Bewohner ihren Raum aktiv mit. Sie erzeugen Dissonanzen und beziehen Stellung und tragen damit zu einer urbanen Lebenskultur bei.

Quelle: Sennett, R. (1990). Civitas: Die Großstadt und die Kultur des Unterschieds. Fischer: Frankfurt/Main.

Ecological Correctness: Gutes Gewissen – Simply delivered.

cc by jasmin

Nachhaltiges Handeln ist eine Lebenseinstellung. Aus Überzeugung kauft man z.B. Produkte aus der Region, im Winter heißt das Wirsing und Kohlrabi statt Zucchini oder Aubergine. Statt zum Auto greift man zum Fahrrad oder Nahverkehr. Ist günstiger und besser für die Umwelt. Für eine nachhaltige Lebenseinstellung gibt es oftmals viele gute Gründe.

Wenn eine Lebenseinstellung zum Verkaufsschlager wird:

Das Phänomen Öko-Wirtschaft ist nicht neu. Gänzlich beschweren sollte man sich darüber nicht. Doch hinterfragen soll erlaubt sein. Adidas hat 2008 die „Grün Kollektion“ herausgebracht – Mode aus biologischen Materialien, die noch dazu gut aussieht. Auch andere Hersteller setzen auf Bio-Baumwolle und recycelte Materialien, wie Bleistifte aus Zeitungspapier – kein Baum muss extra für die Schreiberlinge sterben. Aber auch Abseits der Warengütern zeigt man sich umweltbewusst: Ökostrom-Angebote der Energiekonzerne bieten gegen Aufpreis erneuerbare Energien. Und bei DHL hat man die Möglichkeit im Rahmen des GoGreen Klimaschutzprojekt Päckchen klimafreundlich zu verschicken. Und es dürfte nicht lange dauern, bis auch andere Branchen sich dem Geschäft mit dem guten Gewissen widmen werden.

Öko-Hype macht Kunden froh und die Wirtschaft ebenso?

Das Schöne an nachhaltigen Produkten und Diensten ist: sie hören auf, die Umwelt zu ignorieren. Sie sind eine Antwort auf den Wunsch jener, die Nachhaltigkeit als eine Notwendigkeit sehen. Hier ziehen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft scheinbar an einem Strang. Die Unternehmen achten nun auf Aspekte, die uns wichtig sind. Können wir also entspannt auf die Tonnenlader mit ihren Abgasen auf der Autobahn reagieren? Unsere Emissionen werden dank DHL gogreen schließlich durch ein Wasserkraftwerk in Brasilien kompensiert!

Ausruhen statt kritisch zu hinterfragen, entspannter könnte die Beziehung zwischen Wirtschaft und Konsumenten nicht aussehen. Doch entspricht diese gekaufte „Ecological Correctness“ dem eigentlichen Ziel? Arbeitet sie in die richtige Richtung? Hört Nachhaltigkeit beim guten Gewissen auf? Was ist noch Teil einer Lebenseinstellung und was davon ist nur ein Ausruhen auf einem guten Gewissen?

Wenn Unternehmen glauben, dass ihre Kunden auf das Green Washing hineinfallen, täuschen sie sich – hoffentlich. Denn man sollte nicht aufhören den Wandel und Nachhaltigkeit im Kontext zu betrachten. Ein DHL Päckchen verursacht trotzdem noch Emissionen, die mit aktuellen Fortbewegungs-Technologien gar nicht erst entstehen müssten. Und die Klimaschutzprojekte in der ganzen Welt sind zwar ein guter Anfang, aber fallen momentan wohl eher noch unter die Kategorie „Gutes Gewissen, Simply delivered“. Unternehmen sollten vorsichtig damit sein, Nachhaltigkeit zu kurz fassen. Die meisten Versuche „Grün“ zu wirken, scheinen bislang eher ein vielversprechendes Corporate-Social-Responsebility-Tool, als eine wahre ökologische Überzeugung zu sein. Deshalb sollten auch Konsumenten künftig nicht aufhören zu hinterfragen – gerade dort nicht, wo es so bequem wirkt. Denn wenn Verbesserung der umweltpolitischen Situation eine Lebenseinstellung ist, dann hört sie auch zukünftig nicht bei einem gekauften Ökoprodukt auf.

Zeig mir Dein Geweih

Das Geweih dient der innerartlichen Auseinandersetzung während der Brunft als Teil des Imponierverhaltens sowie im Kampf rivalisierender Hirsche um das Paarungsvorrecht. Außerdem kann es zur wirkungsvollen Verteidigung eingesetzt werden.


(Bildquelle: Green Igelz)

Das Bild entstammt einer Kampagne ‚Freies Ufer Griebnitzsee‘. Es geht um freien Uferzugang für die Bevölkerung. Die Hauseigentümer, die direkt am Griebnitzsee wohnen, möchten aber lieber unter sich bleiben (und die Grundstückspreise etwas in die Höhe treiben). Was da genau vorgeht und wie der aktuelle Stand ist, gibt die Website http://www.griebnitzseeufer.de/ ganz gut wieder.

Ein schönes für Beispiel Revierkämpfe und  ‚Geweih zeigen‘  einer Bürgerinitiative. Mal gespannt, wie es weiter geht…

Theorie 3: Spielerisch das Spektakel auflösen

Bilder sind sehr, sehr verführerisch - (c) by benoit ATL | tolle popart

In der letzten Theorie-Folge über die Situationistische Internationale (SI) habe ich ja u.a. über den Bilder-Fetischismus in unserer Gesellschaft geschrieben. Bilder sind wie Drogen oder Sex … sie verführen uns und lassen Gefühle auf heißter Flamme brutzeln, aber sie führen uns gleichzeitig an der Nase rum, lenken uns ab und hüllen manche üble Sachen in einem faszinierenden Schein – sprich das entfremdete Ich wird durch (Bilder-)Konsum zum Schein befriedigt. Diesen Mechanimus finden wir auch in der (Nachhaltigkeits-)Werbung wieder – was stellst du dir denn unter Landliebe vor? Ein schönes Bild? Alles  Spektakel! Die SI wollten dem Spektakel im Alltag entgegenwirken, indem sie eigene Situationen schafft.

Was ist eine Situation?

Inspiriert von Henri Lefebvres Theorie der Momente schuf die SI einen Situationsbegriff, der von einer natürlichen Abfolge von Situationen im menschlichen Leben ausgeht. Es gibt Momente der Liebe, der Freude, der Enttäuschung, des Hasses usw. Der Mensch setzt sich mit den Momenten auseinander und wird durch sie entscheidend geprägt. Wenn man an dieser Stelle eigene Situationen schafft, kann man diesen Zyklus durchbrechen. Durch konstruierte Situationen wollten die Künstler der SI also kleine Revolutionen im individuellen Alltag vollziehen. Dadurch sollte das Spektakel der Warenwelt bloß gestellt werden. In dem Rausch der Situation entlarven sie die Entfremdung, lösen sie auf und schaffen somit die Grundlage für Veränderung.

Eine konstruierte Situation definierte die SI als ein geplantes, kollektives und einmaliges Ereignis in einer abgegrenzten Umgebung in Form eines leidenschaftlichen Spiels (vgl. SI-REVUE 2008a). Diese Momente beschreibt Debord als „geordnete Intervention in […] die materielle Ausstattung des Lebens und Verhaltensweisen, die diese Ausstattung hervorbringt“ (DEBORD 1995, S.39). Situationen wurden meist von einem ‚Regisseur’ geleitet, hatten mehrere Mitwirkende und schlossen auch fremde Beobachter mit ein, die man „zur Handlung nötigen sollte“ (SI-REVUE 2008b). Es handelt sich also um konkrete Aktionen, die passive Konsumenten aus dem Alltag reißen und sie im situationistischen Sinne aktivieren.

Situationen der Nachhaltigkeits-Guerilla

Eigene konstruierte Situationen schaffen also Raum für Veränderung. Genau damit war die Nachhaltigkeits-Guerilla schon seit jeher beschäftigt. Als Muster-Beispiel sei unser verschollener Mitstreiter Edel Ali-Fresh genannt. Er lebte den Guerilla-Alltag. Wir waren Zeugen, wie er auf wilden Parties sich seine kostümierten Klamotten vom Leib riss und nackt –  nur mit Hut bekleidet – im Scheinwerfer breakdancte. Die Standard-Berliner-Wohnungs-Party-Besucher-Gespräche waren verstummt und die Party brach los.

Und in diesem Sinne war auch die Nachhaltigkeits-Guerilla (zusammen mit Freunden von u. a. Loesje und Grass-Routes) aktiv gewesen: das Guerilla-Wohnzimmer. Ein Wagen der Berlin Ringbahn wurde im Feierabendverkehr temporär in ein Wohnzimmer verwandelt. Die Zugvögel und wir schmückten das Abteil mit eigenen Einrichtungsgegenständen wie z.B. Bildern, Gardinen und Tischen und verwirrten damit die Fahrgäste. Damit wurden die Passanten in eine spielerische Situation gebracht, die alltägliche Rituale im öffentlichen Nahverkehr in Frage stellte. Mit Kaffee und Kuchen, ohne jegliche Kommentare, gesellten sich auf einmal Fahrgäste dazu. Die Erkenntnisse der Passanten: 1. Öffentliche Räume können auch als gemeinsamer kommunikativer Raum genutzt werden und 2. S-Bahn fahren kann durchaus gemütlich sein.

Spielen

Wenn man solche eigene Situationen schaffen will, lohnt sich eine Auseinandersetzung mit dem Spiel. Spiel kann sehr viele Bedeutungen haben. Stellen wir zuerst das Spiel aller Spiele vor: das kindlich Spiel. Für die SI sind nämlich Situationen „die Verwirklichung eines höheren Spiels oder genauer gesagt, die Aufforderung zum Spiel der menschlichen Anwesenheit“ (SI-REVUE 2008c). Sie lehnen den herkömmlichen Wettkampfgedanken von Gewinnen und Verlieren ab, denn sie setzen ihn mit den wesentlichen Charakterzügen des Kapitalismus gleich, als verkommenes Spiel von Eigentum und Armut. Situationen verkörpern dagegen experimentelle Spiele mit eigenen Regeln fernab des Spektakels im Alltag. Sie eröffnen neue Möglichkeiten und sorgen für die Freiheit des Individuums.

Die SI setzte sich oft mit Architektur, Stadtplanung und dessen Wirkung auf die Menschen auseinander, denn hier materialisiert sich das Symbolische im Kapitalismus. So wundert es nicht, dass ein Spiel entwickelt wurde, welches neue Möglichkeiten des Wohnens für den Einzelnen eröffnet: In der achten Ausgabe der Internationale Situationiste wird ein Gastgeber gelobt, der seinen Gästen leere Räume zur Verfügung stellt, die nach Belieben mit dargereichten nützlichen Gegenständen (z.B. Betten, Schränke, Stühle) und nutzlosen Gegenständen eingerichtet werden dürfen. Somit konnten neue Formen des Wohnens ausprobiert werden, fernab von konfektionierten Räumen, denen „eventuell eine Stimmung anhaftet“ (SI-REVUE 2008d). Als Kosmonauten stürzten sie sich in ferne Räume und als Avantgarde pflasterten sie neue Straßen für die nächste Generation. Die SI wollte neue Formen der Subversion erproben und entwickelte situationistische Techniken wie Dérive, Détournement und Montage/Bricolage.

(In den nächsten Folgen werde ich die drei subversiven Techniken Dérive, Détournement und Bricolage mal genauer unter die Lupe nehmen.)

Quellen

DEBORD, Guy (1995): Rapport über die Konstruktion von Situationen und die Organisations- und Aktionsbedingungen der internationalen situationistischen Tendenz. In: Der Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten. Übersetzt von Pierre Gallissaires. Hamburg: Edition Nautilus. S.28-44. (Org. 1957).

SI-REVUE (2008a): Die Theorie der Momente und die Konstruktion von Situationen. In: Online-Ausgabe der Zeitschrift der Situationistischen Internationale Nr.4 von 1960.
Übersetzung von 1976.

SI-REVUE (2008b): Vorbereitende Probleme zur Konstruktion einer Situation. In: Online-Ausgabe der Zeitschrift der Situationistischen Internationale Nr.1 von 1958. Übersetzung
von 1976.

SI-REVUE (2008c): Manifest. In: Online-Ausgabe der Zeitschrift der Situationistischen Internationale Nr.4 von 1960. Übersetzung von 1976.

SI-REVUE (2008d): Wiederholung und Neuigkeit in der konstruierten Situation. In: Online-Ausgabe der Zeitschrift der Situationistischen Internationale Nr.4 von 1960. Übersetzung von 1976.

traktor #00 / Rent a tree (Nachhaltige Weihnachtsbäume)

Mein Rikschakollege und Namensvetter veranstaltet eine wunderbare Weihnachtsaktion: rent a tree. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern auch noch so herrlich romantisch, dass mir vor Herzerwärmung die Kuller- tränen die roten Bäckchen runterkullern. Schaut ihn Euch an, den lieben Fratz:

Und hier seine so lieb verfassen Worte: „Die nachhaltige Lösung des Weihnachtsbaumproblems: Rent-a-Weihnachtsbaum. Nordmanntannen (Abies nordmannia) im Topf mit Wurzel, 1m groß. Klimafreundlich und garantiert wiederverwertbar nächstes Jahr. Für nur 9,99 Euro . Bei Bedarf liefert unser Träger gegen einen kleinen Aufpreis bis ins Wohnzimmer. Ab Samstag 11.12.2010 um 12uhr, Aktionsende am 23.12.2010. Vorbestellungen bei Mike unter 0174/947 20 67.“

…machen wir mal eine kleine Weihnachtspause vom ad-free, okay? Heute ist mal ad-freeze-Tag!

(Nachhaltigkeits-)Guerilla-Radio


(Bildquelle: wearechange)

Die Suchmaschinen spucken bisher nur den Song von ‚Rage against the Machine‘ aus, wenn nach Guerilla-Radio gesucht wird. Wird wohl Zeit, das selbst in die Hand zu nehmen. Im Beitrag ‚Aufbau einer Gegenöffentlich- keit‘ hatten wir auf die Rolle der Bürgermedien als weitere Gewalt, als Gegenöffentlichkeit zur PR-Kultur, hingewiesen.

Der Bundesverband Freier Radios zeigt ein Netz von Freien Radiostationen in Deutschland auf – schon ganz beachtlich. Klickt man/frau sich hier mal durch, kommt man recht schnell zu Radio Flora in Hannover. Die Radio Flora Leute ‚ticken‘ da schon in unsere Richtung: “radio flora unterstützt Entwicklungen für gerechte, solidarische, demokratische und selbstbestimmte, die ökologischen Lebensgrundlagen erhaltende Verhältnisse in der Welt und will zum Handeln in diesem Sinne anregen…” (Der Text wurde der Homepage von Radio Flora entnommen). Andere Bürgerfunker sind bestimmt auch gut, ich bin bloss noch nicht dazu gekommen, alle Websites durchzuschauen. Einige sind allerdings auch etwas lahm…

Es lebe das Guerilla-Radio!


RAGE AGAINST THE MACHINE – GUERILLA RADIO
Hochgeladen von hushhush112. – Sieh mehr Musikvideos, in HD!

Nachtrag vom 21.12.2010:
Mehr gute und scheinbar unabhängige Leute gibts hier: http://www.querfunk.de/sendungen/evrensel.html