Nachhaltigkeit ist nicht (nur) Green-IT
Eigentlich ist es klar. Trotzdem möchte ich noch mal kurz darauf hinweisen. Nachhaltigkeit ist nicht (nur) Green-IT. Ich hätte auch schreiben können, Nachhaltigkeit ist nicht nur ökologischer Konsum. Oder ganz allgemein. Nachhaltigkeit ist nicht nur auf den Konsumenten ausgerichtet, und nicht nur auf die Wirtschaft und auch nicht nur auf Ökologie. Nachhaltigkeit ist nicht (nur) Corporate Social Resonsibility und nicht nur grüne Mode. Alles ist wichtig, aber eben nur klitzekleine Einzelkomponenten. Wir können den Energieverbrauch von Rechenzentren noch so stark senken. Ein Umdenken ist nicht die logische Folge. Manchmal kann es sogar in die falsche Richtung gehen, nach dem Motto, „Wieso, ich bin doch voll auf dem Nachhaltigkeitskurs, ich habe doch schon den energieeffizientesten Dit&Dat gekauft, welches es gibt… (also kann ich ihn doch auch Tag und Nacht laufen lassen, ohne ihn wirklich zu brauchen)“
Nachhaltigkeit ist vor allem Gerechtigkeit! Verteilungsgerechtigkeit, zwischenmenschliche Bedürfnisse, intergenerationale Gerechtigkeit, Berücksichtigung der Bedürfnisse der Armen (siehe Chart oben).
Die genannten Gebiete, wie Green-IT und seine Freunde, sind wichtig, aber, hey, nur ein winziger Teil des Ganzen! Lasst Euch also nicht hinhalten, mit ein paar eingesparten Energiewerten, wenn es auch darum gehen kann, umzudenken. Ihr könnt auf weniger Energieverbrauch beim Auto verzichten, wenn Ihr Eure Freundin mit dem Fahrrad abholt (kleiner Wink an den Nachhaltigen Filmblick), Ihr könnt auf einen wenig energieverbrauchenden Bildschirm verzichten, wenn Ihr stattdessen ein Buch lest oder spazieren geht, Ihr braucht keinen Baumpflanzer bezahlen, um den Flug zu kompensieren, wenn Ihr Euren Urlaub im Spreewald macht.
Ich will Euch nicht den Urlaub auf Malle vermiesen, aber denkt einfach mal nach, bevor Ihr Euch um den Finger wickeln lasst und kleinklein-Umweltzahlen vergleicht von Produkten, die Ihr gar nicht braucht. Auf das Produkt zu verzichten hat manchmal weitaus bessere Umweltkennziffern!
Ihr wisst das genauso gut, wie ich, trotzdem kann es ja nicht schaden, ab und zu daran erinnert zu werden, denke ich.
Da stimme ich Dir voll zu. Es gab mal eine ganz interessante Studie … kram…
Sorry für die doofe Formatierung, ist aus einem PDF rauskopiert.
Michael Bilharz/Frank-Martin Belz (2008): Öko als Luxus-Trend: Rosige Zeiten für die Vermarktung grüner Produkte?
http://www.springerlink.com/content/v475q524r4g81060/ (leider hinter einer Paywall)
Viele Grüße,
Jan
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„Einen „LOHAS-Effekt“ hin zu ressour-
cenleichten Konsummustern konnten wir
hingegen in unserer Studie nicht feststellen.
Mittels eines Fragebogens (Ecospeed o.J.)
hatten wir für jeden Interviewpartner eine
persönliche Energiebilanz berechnet. Der
durchschnittliche Energieverbrauch der Be-
fragten liegt bei rund 53.500 kWh pro Jahr
und Person und damit ziemlich genau im
deutschen Durchschnitt von rund 53.200
kWh. Das bedeutet, dass sich die Befragten
im Durchschnitt trotz offensichtlichem Be-
mühen, ihren Kon-
sum sozial-ökolo-
gischer zu gestalten,
und trotz vieler dies-
bezüglich umgesetz-
ter Maßnahmen im Gesamtenergiever-
brauch nicht von der „breiten Masse“ abhe-
ben. Besonders problematisch hierbei ist,
dass die Umweltverbandsmitglieder den-
noch der Überzeugung sind, dass sie wesent-
lich weniger Energie benötigen als der „Ot-
to-Normal-Verbraucher“. Sie schätzten in
der Befragung ihren Gesamtenergiever-
brauch um rund 30 % unter dem deutschen
Durchschnitt liegend ein (siehe Abbil-
dung ). Pointiert formuliert: Man sieht sich
als Avantgarde in puncto nachhaltigen Kon-
sums, obwohl man de facto nur Durch-
schnitt ist. Daraus lässt sich die provokante
These ableiten: LOHAS sind nicht durch ei-
nen ressourcenleichten Konsumstil, sondern
nur durch den Glauben daran gekennzeich-
net. Für diesen Glauben genügt es offen-
sichtlich, „Peanuts“ nachhaltigen Konsums
(wie zum Beispiel das Ausschalten von
Stand-by-Schaltungen oder der Kauf von
Energiesparlampen) zu realisieren.“