Es war einmal … Radioaktivität in Lebensmitteln
Ein Blick in die Geschichte lohnt sich ja bekannterweise, wenn man aus Fehlern lernen will. Leider grenzt der schnelle Medientakt unser gesellschaftliches Gedächtnis auf ein paar Monate Vergangenheit ein. Beispielsweise gibt es etliche längst vergessene Dioxin-Vorfälle in den letzten 10 Jahren, in denen ein Skandal hochgekocht wurde, jedoch keine großen Konsequenzen folgten (2010, 2008, 2007, 2005, 2006, 2004 …).
Unser Blick soll heute jedoch noch weiter zurück gehen, nämlich zunächst in das Jahr 1896. Hier entdeckte der Physiker Henri Becquerel zufällig die Radioaktivität. Er legte ein Paket von Uransalzen auf eine Fotoplatte, das wie von Geisterhand eine Schwärzung hinterließ, obwohl kein Licht darauf fiel. Daraus konnte man schließen, dass Uran irgendeine Form von Strahlung abgab. Er übergab das Thema zur weiteren Untersuchung an eine Doktorandin namens Marie Curie und ihren Mann Pierre Curie. Sie benannten Radioaktivität erstmals und entdeckten weitere strahlende Elemente, nämlich Polonium und Radium. Dafür erhielten sie 1903 gemeinsam mit Becquerel den Physik-Nobelpreis.
Radioaktivität bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass Masse sehr effizient in Energie umgewandelt wird. Einstein erklärte diesen Effekt ein Jahrzehnt später mit seiner bekannten Formel E=mc². Und damit herrschte in den folgenden Jahren eine „blinde“ Euphorie über solche wundersame Energie, die sogar als Allheilmittel für die Konsumindustrie galt. So wurden Zahnpasta und Abführmitteln radioaktives Thorium zugesetzt und Hotels warben mit den „therapeutischen Wirkungen ihrer ‚radioaktiven Mineralquellen'“ (zit. nach BRYSON 2004, S.153). Radioaktive Zusätze waren der Trend schlechthin und viele Konsumartikel – darunter auch viele Lebensmitteln – waren aus heutiger Sicht regelrecht verseucht. Da man die negativen Auswirkungen von Strahlung damals noch nicht so genau kannte, ging man relativ verantwortungslos mit dieser revolutionären naturwissenschaftlichen Errungenschaft um. Erst 1938 wurden die radioaktiven Zusätze in Konsumartikeln verboten.
Wie viele Opfer hatten diese euphorischen Experimente aus den 20er und 30er Jahren? Marie Curie starb übrigens 1934 an Leukämie, weil sie selber nicht die heimtückische und dauerhafte Strahlung erkannte.
Was lehrt uns dieser kleine Ausflug in die Geschichte? Wir machen immer wieder die gleichen Fehler und blenden alle Risiken aus, wenn neue Errungenschaften unser Leben scheinbar revolutionieren. So gibt es keine Langzeiterfahrung mit Nanotechnologie oder Gentechnik und trotzdem werden sie überall eingesetzt. Die neuen Techniken werden entweder hemmungslos beworden (z.B. Nanobeschichtungen als USP) oder einfach ganz frech verschwiegen. Der Konsument wird es sicherlich richten – in den nächsten Jahrzehnten.
Und wie immer, gilt auch hier: Den Schaden dürfen selbstverständlich alle ausbaden, den Gewinn dagegen dürfen nur wenige für sich verbuchen.
Quellen
BRYSON, Bill (2004): Eine kurze Geschichte von fast allem. Hamburg: Spiegel. S.149ff.
Das schlimme, gerade an Nanopartikeln, seien sie nun beschichtet, oder in einer creme als Nano Pflegemittel ist ja nicht das sie in irgendeiner Form schädlicher wären als „normal“ große Partikel, sondern das sie im Prinzip ungefiltert in den Körper eingdringen, also den natürlichen Filter umgehen, weil sie zu klein sind… wie z.B. Feinstaub…