Wer f*** will muss freundlich sein

Wer f*** will muss freundlich sein – das ist ein alter, aber dennoch dämlicher Spruch. Mit f*** ist hier nicht frieren sondern fahren gemeint. Oder besser gesagt: Gefahren werden! Wir hatten in diesem Blog schon einmal die Idee vorgestellt, ein Kiez-Taxi in Berlin Neukölln, Kreuzberg und Umgebung einzuführen. Ein Kieztaxi in Form einer Rikscha, in der Omi zur Apotheke gefahren wird, Schmidtchen zur Schule und Horst einmal durch den Görlitzer Park. Das macht dem Horst mehr Spass als auf der Bank zu sitzen und Bier zu trinken, dem Schmidtchen gefällt es und Omi erst recht. Alle sind glücklich und selbst der Fahrer (das wären dann die gleichen Guerilleros, die diesen Blog betreiben) sind glücklich. Denn sie laden alle zur Freifahrt ein, werden also geknutscht und betascht, Omi backt ihnen einen Kuchen, Schmidtchen schenkt sein schönsten Lächeln und Horst auch.

Was ist faul an der Sache? Nichts. Und wer finanziert den Schmarn? VW tuts? Warum tun die das? Weil Sie nachhaltige Mobiltät angeblich ganz toll finden und denjenigen mit 2.500 bis 10.000 Euronen beschenken, der ganz viele Punkte auf deren Website ‚verdient‘.

Na, liebe Leute, bitte tut VW doch mal den Gefallen und klickt deren tolle Seite an und kommentiert, bewertet und bejubelt unser Projekt. Das wäre so nett und vergesst nicht: Ihr tut dem Schmidtchen, der Omi und dem Horst ´nen Bärendienst erweisen – und der Preis geht mal nicht an irgend ´ne technische Erneuerung sondern an den Gemeinwesenarbeiter auf der Straße 😉

Hier geht´s zum Link: klicken statt f***

…immer schön klicken, kommentieren und bewerten
(ich glaube, und das ist wohl eher doof, man muss sich dort registrieren. Kann man aber bestimmt auch wieder löschen… und wo habt Ihr Euch nicht schon alles angemeldet, oder? Na, dann tuts hier auch nicht mehr weh, aber viele haben etwas davon und dann ist´s doch schon wieder toll! Ja, toll! Ja, toll! Na, also!)

Danke, Ihr seid Helden! Und die Chancen scheinen sogar reell, denn scheinbar sind nur 15 Projekte oder so in der engeren Auswahl!

Und hier ´ne kleine Entschädigung für alle die hier ein paar Mädels vorm VW erwartet hätten:   http://i52.tinypic.com/2cngtnn.jpg

Nachhaltigkeitstag [Nr. 1] – Ein Tag zum Eierschaukeln?

Tja leider wurde es uns verwehrt, live vom Deutschen Nachhaltigkeitstag bloggen. Dabei stand das Event im MARITIM Hotel am Düsseldorfer Flughafen ganz im Zeichen einer professionellen Interpretation von Nachhaltigkeit. Die Besetzung des fast 9-stündigen Symposiums war hochkarätig bis prominent, neben Klaus Töpfer, Günter Verheugen und Markenpapst Heribert Meffert, war auch die Sängerin Annie Lennox mit von der Partie. Gab es eigentlich nachhaltiges Catering? Das Credo offenbarte sich schon in den ersten Minuten: Man ist modern, man ist elitär und findet Nachhaltigkeit IRGENDWIE wichtig.

Eierschaukeln - collage by |n-guerilla|

von l. nach r.: Hambrecht (BASF-Chef), Verheugen (EU-Industriekommissar), Machnig(BMU Staatssekretär), Winterkorn (VW-Chef) — collage by |n-guerilla|


Das nüchterne Wort Nachhaltigkeit sorgt natürlich immer wieder für Zündstoff, oder wie Dr. Volker Hauff, Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung, treffend formulierte: „Nachhaltigkeit ist und bleibt ein Konfliktbegriff“. Wenn man sich die Preisträger und Sponsoren des Nachhaltigkeitspreises anschaut, dann offenbart sich uns ganz imposant dieses Konfliktpotential: MC-Café schenkt Kaffee & Kuchen aus, Volkswagen bietet einen fetten Shuttleservice an und stellt noch nebenbei die schönsten Modelle im Foyer aus. Aber war VW nicht auch Träger des Nachhaltigkeitspreises? HUPS, da müssen die Organisatoren doch was übersehen haben.

Nahtlos reihen sich auch andere Preisträger in das Nachhaltigkeitsparadoxon ein: Neben VW gehören BASF, BSH Bosch & Siemens und Henkel zu den nachhaltigsten Unternehmen bzw. Marken Deutschlands. Tief durchatmen … das ist durchaus kein Pappenstiel, was uns da am Freitag präsentiert wurde. Ähnlich sah es auch Jurymitglied Angelika Zahrnt und distanzierte sich im Vorfeld von der Auswahl der Preisträger.

Es gab durchaus kontroverse Diskussionen in der Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Letztendlich hat sich jedoch, so Jurymitglied Dr. Axel Zweck, ein ausgewogener Bewertungsmaßstab durchgesetzt, der alle Säulen gleichzeitig betrachtet und manche „kleine“ Widersprüche, wie z.B. die Pestizid- und Weichmacherproduktion bei BASF erstmal ausblendet. Denn wir brauchen, seiner Meinung nach, große „Nachhaltigkeitshebel“ in unserer Gesellschaft.

– Gut gedacht, schlecht gemacht. – Denn wenn man ausblendet, dass ein sog. Nachhaltigkeitshebel wie BASF den Klimawandel in Frage stellt, die Umsetzung der EU-Chemieverordnung REACH massiv behindert hat und sich bei Menschenrechtsfragen auf die Seite von China stellt, dann kann eine solche Prämierung schon großen Ärger auslösen. Da hilft es nichts, wenn laut Jury-Begründung BASF „in allen Wertschöpfungsstufen […] Nachhaltigkeitsaspekte integriert wurden“ … oder laut Unternehmensangaben jede produzierte Tonne CO2 irgendwann mal 3 Tonnen einspart.

Fängt Nachhaltigkeit etwa nicht in der gelebten Unternehmenskultur an? Dann sollte man doch lieber nur eine Maßnahme auszeichnen und nicht das ganze Unternehmen. Solche Preisträger überschatten leider die positiven Beispiele wie Solarworld, Steinbeis Papier, Hess-Natur, tegut.

Eins muss man jedoch den Jury-Entscheidungen lassen: Sie sorgten für Zündstoff, der sicherlich für mehr Feuer in der öffentlichen Nachhaltigkeitsdebatte sorgt, als wenn ausschließlich die üblichen Verdächtigen wie Weleda und Co. die Preise abgegriffen hätten. Somit gräbt sich das große Thema Nachhaltigkeit wieder ein Stückchen tiefer in das öffentliche Bewusstsein. UND ganz wichtig: Nachhaltigkeit wird verstärkt als großer Wettbewerbsvorteil in der Wirtschaftswelt wahrgenommen, denn mit diesem spärlichen Begriff lässt sich heutzutage schon ordentlich Geld verdienen. … das ehrliche Wettrüsten solle nun bitte beginnen!

Allerdings pokern die Initiatoren mit solch einer Zielsetzung sehr hoch, denn sie setzen ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Denn was soll es bringen, wenn sich jedes Jahr einige „Entscheider“ in schwarzer Einheitstracht sich gegenseitig die Eier schaukeln? Ist das etwa ALLES nur leeres Trend-Gewäsch?

Weitere Berichte über den Nachhaltigkeitstag und -preis: