Mit Social Communities und Viral Spots zu mehr Nachhaltigkeit

Unser Artikel in der aktuellen E-Review des Glocalist-Magazins:

Das Web 2.0 boomt weiter! Noch immer versuchen neue Anbieter wie Over-Blog und Amazee das „Social Networking“ in Deutschland auszubauen – und für sich und damit Geld zu verdienen. Der Werbemarkt im Internet wächst und wächst. Der Online-Vermarkterkreis prognostiziert für das laufende Jahr einen Zuwachs um 25 Prozent auf insgesamt über 3,6 Milliarden Euro.[1] Bei der Vermarktung des Web 2.0. gewinnen auch Konsumenten mit einem „Lifestyle of Health and Sustainability“ (LOHAS) weiter an Bedeutung.[2]

Welche Bedeutung ein nachhaltiger Lebensstil mit strategischem Konsumverhalten bereits hat, beweist zum Beispiel eindrucksvoll Utopia.de, die erste unabhängige Konsumenten-Plattform Deutschlands. Vor fast genau einem Jahr am 8. November 2007 gestartet, erreichte dieses Angebot nach nur zwei Wochen bereits 500.000 Klicks.[3]

Inzwischen sind über 23.000 Mitglieder angemeldet, die sich etwa über umweltfreundliche Tipps austauschen, gemeinsame Aktionen organisieren und aktuelle Ereignisse in Politik und Wirtschaft kritisch beobachten. Nachdem der Burda-Verlag das LOHAS-Magazin „Ivy World“ nach nur zwei Testausgaben im Juli 2008 wieder eingestellt hat, bietet Utopia.de auch dem Online-Archiv dieses Titels eine neue Heimat.[4]

Auch Holger Muster vom Eco-Spot-Projekt „Nachhaltiger Filmblick“ erkannte schnell, welches Potenzial in dieser Plattform steckt. „Als wir im Sommer 2002 unsere ersten Werbefilme für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit präsentierten, haben wir sie nicht nur in Kinos, sondern auch auf einer eigenen Website gezeigt. Social Communities wie Youtube und MySpace gab es damals noch gar nicht. Inzwischen haben wir aber umgedacht. Wir müssen dahin, wo wir die Leute erreichen – und können nicht darauf warten, dass sie zu uns kommen. Deswegen haben wir sowohl bei diesen beiden Communities als auch bei weiteren wie Utopia.de entsprechende Profile angelegt und treten dort direkt mit Gleichgesinnten in Kontakt.“

Der Erfolg gibt dem Filmblick dabei Recht. Der im März 2008 unter anderem auf Youtube.de/filmblickveröffentlichte und nur über Mund-zu-Mund-Propaganda viral gestreute Spot „Lehrer hat Flugwut“ wurde seitdem von über 2.500 Besuchern angeschaut.

Das klingt erstmal wenig. Der fast zweiminütige, von der Solon AG produzierte Beitrag „CO2 Is Bad“, der mit vielen weiteren kleinen Viral Spots sowie einer eigenen Website unter Game-over-co2.com unterstützt wird, hat nach gut anderthalb Jahren Präsenz dagegen gerade mal halb soviel Aufmerksamkeit erhalten.

Auf immerhin gut 6.200 Klicks hat es dafür der Videoclip „Gefährliche Liebschaften – Für eine Zukunft ohne Gift“ vom BUND mit Kurt Krömer und Anna Thalbach innerhalb von fast zwei Jahren geschafft.

Der Viral Spot „Screensaver“ von Jobsintown.de, der diesjährige Silbergewinner in der Kategorie „Digitale Medien: Viral“ beim Wettbewerb des Art Directors Club, hat bisher auch gerade mal 9.000 Aufrufe erzielt.[5]

Das heißt allerdings nicht, dass sich das Medium der Virals bereits wieder abgenutzt hat. Virale Spots funktionieren, aber sie verbreiten sich nicht von allein. Es braucht aber eine Initialzündung, damit die Leute gute Ideen würdigen und sie bereitwillig anderen weiterempfehlen. Nur, wer auf sich aufmerksam macht, findet mit seiner Botschaft auch Gehör.

„Virals müssen so gut sein, dass sie die magische Schwelle des Weiterleitens überschreiten. Mund zu Mund-Propaganda ist (fast) alles was zählt.“ sagt Lukas-C. Fischer von Zucker-Kommunikation. Die Berliner PR-Agentur veranstaltet zusammen mit Interfilm ‚Forward – The International Viral Video Award‘. Es ist der erste Wettbewerb für virale Filme in Deutschland [6] und läuft im Rahmen des ’24. Internationalen Kurzfilmfestivals Berlin‘, das Anfang November in Berlin stattfindet. Über 500 Filmemacher sind dem Aufruf gefolgt, ihre Werke einzureichen.

Lukas-C. Fischer von Zucker.Kommunikation: „Wie der Name schon sagt, geht es bei Virals vor allem um den Verbreitungsweg. Wer sich wie ein Virus durchs Netz bewegt, kann sozusagen eine digitale Epidemie auslösen und seine Botschaft im Netz verbreiten. Viele Marketingchefs träumen von einer solchen Verbreitung ohne hohe Schaltkosten, viele Werbeagenturen nennen inzwischen jeden fürs Netz gemachten Spot einen „viral“. Eine trügerische Bezeichnung. Auch wenn viele darauf hoffen, dass ihr Spot eine virale Wirkung hat – schaffen tun es die wenigsten.“

Ein erfolgreiches Beispiel für einen gelungenen Viral ist der Eisbären-Spot. Der Film zeigt einen Eisbären, dem Aufgrund globaler Erwärmung der Lebensraum wegschmilzt. Der Film wurde von dot-films hergestellt und verbreitet. Stephan Longin von dot-films: „Der Spot war ein Kooperationsmarketing von United International Pictures und dem Solarzellenhersteller SYSTAIC um den Film “Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore viral ins Gespräch zu bringen. Für die erfolgreiche Verbreitung des Films sorgte ein strategisches Seeding. Gemäß der Zielgruppen wurden kostenpflichtige und freie Seeding-Kanäle zur Verbreitung gewählt. Empfehlung ist nicht gleich Empfehlung, die einflussreichen Multiplikatoren entscheiden. Ohne Strategie unterliegt auch die Verbreitung der besten Botschaft in der Masse an Onlineinhalten dem Zufall.

Fazit: Social Communites und Virals werden auch dort wichtiger, wo es um Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit und einen veränderten Lebensstil geht. Für Verbände, NGOS, für Akteure die sich in diesen Themenfeldern bewegen ist es also ein strategischer Vorteil wenn sie ihre Kommunikationsstrategie anpassen. Sie erreichen so mehr Menschen mit ihrer Botschaft. Werbung muss nicht immer verteufelt werden. Virales Marketing für die gute Sache ist die Chance, aus der Nische herauszutreten, neue Mitstreiter zu gewinnen und tatsächlich etwas zu verändern!

Quellen:
1 Online-Vermarkterkreis im Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V.: OKV Online-Report 2008/02 – Zahlen und Trends im Überblick. Seite 4

2 Werben und Verkaufen Nr. 38/2008: „Mehr als nur eine Eintagsfliege“, Seite 25

3 Pressemeldung „Blitzstart von Utopia.de“. 21. November 2007; http://utopia.de/userfiles/presse/Startbilanz_Utopia.pdf

4 Pressemeldung „Ivy World kommt zurück mit Hilfe von Utopia.de“, 25. September 2008; http://www.presseecho.de/vermischtes/NA3731271405.htm

5 Werben und Verkaufen Nr. 38/2008: „Der Reiz des Neuen ist passé“, Seite 49

6 http://www.viralvideoaward.com

Dieser und weitere Texte zu CSR, Nachhaltigkeit und Social Business im aktuellen E-Journal Glocalist Review Nr. 211/212

Der Autor des Artikels ist Nachhaltigkeitsguerillero Maik Eimertenbrink. Alle Interviewpartner sind in der Xing-Gruppe „Netzwerk virales Marketing für die gute Sache“ vernetzt.