Heavy Petition
„Eine Petition (lat. petitio „Angriff“, „Ersuchen“) bezeichnet eine Eingabe (Bitte oder Beschwerde) an eine zuständige Behörde oder an eine Volksvertretung. Es handelt sich meist um Bitten von Bürgern an Parlamente, Gesetze zu ändern bzw. zu beschließen. Petent wird derjenige genannt, der solch eine Petition einbringt. Die Zulässigkeit von Petitionen ist ein allgemein anerkannter Bestandteil demokratischer Grundrechte. Petitionen an Parlamente werden an den jeweiligen Petitionsausschuss weitergeleitet, der sie prüft und beantwortet.“ (aus wikipedia).
Neulich bekam ich ein Handy-Gespräch mit, in dem es darum ging, dass die Jugend scheinbar kein Heavy Petting mehr macht. Eine Umfrage von Christ-Online gab den Heavy Callern (umgangsprachlich für Vieltelefonierer) recht: Der Anteil der Mädchen, für die Heavy Petting ausschließlich in die Ehe gehört, ist mit 70% etwas höher als bei den Jungen (61,5%).
Die Friedensbewegung schuf einmal den Slogan „Petting statt Pershing“ (vgl. „eines Tages – Zeitgeschehen auf Spiegel-Online“), wobei eine Pershing eine militärische Kurzstreckenrakete bezeichnet (benannt nach dem US-General des Ersten Weltkrieges John Joseph Pershing).
Die heutige „NGO 2.0“-Bewegung schafft wohl eher den Slogan „Heavy Petition statt Heavy Petting“, wenn man die ganzen Online-Petitionen so zusammenzählt, die einen erreichen:
Oxfam-Klimahelden,
Unfairen Einkauf stoppen
Virtueller Marsch gegen Tierversuche
und und und… Tja, so hat jede Zeit ihre (Un-)Sitten (?!)
Nachtrag vom 06.12.2010…wieder was gelernt: Der offizielle Fachausdruck, für das Phänomen, welches ich vor über einem Jahr beschreiben wollte, nennt sich Slacktivism. Ich zitiere vom Michael Schmid, Protest im Netz:
Nur zehn bis dreizehn Prozent der Menschen im Netz sind auch wirklich aktiv, so Wimmer. Der Rest sind die so genannten Lurker, die ganz im Sinne traditioneller Medienrezeption eher zurückhaltend konsumieren. Schaut man sich dann die Soziodemografie der aktiven Nutzer_innen an, sieht man eine Kluft, die man auch aus anderen Bereichen der Mediennutzung kennt. Es sind vor allem höher gebildete Menschen und Menschen, die auch in anderen Lebensbereichen aktiv sind. Die Annahme also, dass im Internet ein Großteil der Bevölkerung sensibilisiert werden können, trifft nur in Ausnahmefällen zu.
Den Mausklick für die gute Sache ohne politische Folge und Aktion nennt man auf neudeutsch “Slacktivism”. Die Wortfusion aus Slacker und Activism, beschreibt politische oder soziale “feel-good” Maßnahmen, die nur wenig oder gar keinen praktischen Effekt haben, außer dass sie das Gewissen der Aktivistinnen und Aktivisten beruhigen. Darunter fallen in erster Linie Internetpetitionen, politische Armbänder, Teilnahme in Facebookgruppen oder Tage wie der “buy nothing day”. Für Jana Herwig ist Slacktivism ein eher unbrauchbarer Begriff, da er von einer strikten Trennung zwischen virtuell und real ausgeht. Für sie ist die Annahme von zwei Sphären – der des Virtuellen und der des Realen – obsolet. Man weiß mittlerweile, dass Menschen auf Plattformen wie Facebook nicht mit wildfremden Anderen in einem Raum im Cyberspace verbunden sind, sondern dass die meisten ihrer Kontakte auf sozialen Netzwerkseiten den Kontakten entsprechen, die sie aus Offline-Kontexten kennen.
Insofern haben die politischen Aktivitäten im Virtuellen natürlich auch Auswirkungen auf die so genannte reale Welt.