… und wie unsere Ahnen nackig rumrennen?
Back to the roots, ist ein Weg, den viele Alt- und Neuökos einschlagen. Aber so weit to the roots wie mit der „Paleo-Diät“ gehen noch wenige. Nein, es handelt sich nicht um die Diät, die die Paleo-Festival-Besucher machen (Bier, Sandwichs, Kaffee und klebrige Energydrinks, nehme ich an) machen.
Die Paleo-Diät (oder „Steinzeitdiät“ genannt) ist eine Ernährungsform, die sich an der angenommenen Ernährung der Menschen in der Altsteinzeit orientiert, in der sich Ackerbau und Viehzucht ausbreiteten. Das heißt: man bzw. frau isst nur noch Fleisch (Wild), Fisch und Meeresfrüchte, Eier, Obst und Gemüse, auch Kräuter, Pilze, Nüsse, Esskastanien und Honig. Insekten und Würmer sind auch erlaubt, falls einer oder eine darauf Lust hätte.
Adieu Milch und Käse, Getreide und Getreideprodukte wie Brot. Lebensmittel wie Oliven, die ohne Verarbeitung ungenießbar wären, sind ebenfalls zu meiden. Industriell verarbeitete Nahrungsmittel wie Zucker, alkoholische Getränke oder Fertiggerichte gehören also auch in die Vergangenheit. Als Getränke werden nur Wasser und Tee aus Kräuteraufgüssen akzeptiert. Nix Latte Macchiato, nix Krawallbrause.
Aber warum wohl???
Weil es neu und trendy ist? Na, Herr Voegtlin schrieb schon 1975 darüber.
Weil es gesund ist? Wahrscheinlich, wenn man allerdings die vorgeschriebene Menge an Fleisch und Eiern einnimmt und nicht 3 Mal am Tag Steak isst. Denn wie-Urmenschen-essen heißt auch, viel weniger essen. Der Genuss von Fleisch wird also von einer Fastenzeit gefolgt. So isst man wieder mit Respekt vor der erlegten Beute. Und nimmt nicht zu.
Weil es besser schmeckt? Besser ist Geschmacksache, anders auf jeden Fall. Wer sich bisher nur von Fertiggerichten ernährt hat, wird staunen, wie echte wilde Beeren oder ein selbstgegrilltes Hähnchen mit Gewürzhonig schmeckt.
Weil es in NY gerade hype ist? Meinetwegen. Jedenfalls scheinen wohlhabendere Stadtkinder da eine neue Möglichkeit für sich entdeckt zu haben, sich ein schöneres „echteres“ Leben zu gestalten und somit ein „neues“ subkulturelles Milieu geschaffen zu haben.
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Auch im Sportbereich scheint der Anteil der Menschen immer grösser zu werden, die trainieren wollen, nur wie die Natur es ihnen erlaubt: ohne irgendwas, am besten Barfuss in Wäldern und mit blossen Händen an Felsen wie der Franzose Erwan Le Corre – Erfinder des MovNat – oder mit Steinen zum Werfen.
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Mir scheint diese Tendenz, sich naturnäher zu bewegen und ernähren, insoweit interessant, dass es uns wieder mit Eywa, „Mutter Natur“, verbindet, und uns zu mehr Respekt und Vernunft im Umgang mit natürlichen Kräften und Ressourcen anregt.
Aber ich würde es nicht gleich übertreiben. Urmenschen lebten selten mehr als 30 Jahre, konnten sich kaum artikulieren, regulierten ihr soziales Leben mangels Wortschatz mit viel Gewalt und rennten nackig durch die Gegend rum. Also bei mir ist draußen aktuell weit unter Null Grad und ich mag es auch im Sommer nicht auf zivilisiertes (sprich: dezent verhülltes) Auftreten verzichten.
Man kann sich auch einfach mal die Rosinen herauspicken.