Nachhaltigkeitssymbolik I – T-Shirt-Mania

Wir sind Kinder einer visuellen Kultur. Keine Generation ist bislang mit mehr Bildern aufgewachsen und bombardiert worden als wir – niemand orientiert sich mehr an philosphischen Texten – unsere Vorbilder stammen aus Comics, Filmen und Soaps, unser Wissen speist sich aus Schaubildern und Statistiken. Wie war das noch mit den drei Säulen bzw. Kreisen von Nachhaltigkeit? Da dies unserer Meinung etwas zu wenig ist, haben wir uns auf die Suche nach weiteren Symbolen und Bildern gemacht, die mit der Idee aufgeladen sind. Das Medium dieses Jahrtausends ist das Bild. Es sagt mehr als seitenlange Ausführungen und kann, wenn gelungen, tiefere Emotionen und Gedanken hervorholen.

Zunächst nehmen wir einmal die leicht sektische Szene des T-Shirt-Designs unter die Lupe – hier floriert das Thema ja schon länger. Die Jungs und Mädels schaffen es immer wieder visuelle Ausdrucksformen zu finden, die weit ab sind von Windrad, Sonne und Baum, manchmal aber auch einen wilden Mix aus allem darstellen – auf jeden Fall mit einem gewissen Gespür für Ästhetik. Warum ist Nachhaltigkeit noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Unsere Antwort: Weil deren Kommunikation immer noch ein deutliches ästhetisches Manko aufweist und die richtigen Bilder nicht oder zu selten kommuniziert werden. Hier mal einige Gegenbeispiele:

Ja, ja, jetzt stellt sich natürlich gleich die Frage: Kann man das alles unter Nachhaltigkeit subsummieren? Im Grunde lassen sich hier schwer Grenzen ziehen, da es sich beim Begriff um ein „metafix“,  wie Andrew Dobson es so treffend formuliert, handelt, der Ideen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen führt. Ob Nachhaltigkeit thematisiert wird oder nicht, bleibt zum Teil auch dem Betrachter überlassen. Wer die Ausstellung „Ästhetik und Nachhaltigkeit„, die momentan in Berlin-Wedding zu finden ist, einmal besucht, kann das wohl nur bestätigen – aber dazu ein anderes Mal.

Wir würden behaupten, dass es eine gewisse Tendenzen zu mehr kritischen und ökologischen Themen im T-Shirt-Design gibt. Oder wer hat vor drei Jahren schon ein T-Shirt mit einem Baum getragen? Individuelle T-Shirts als Ausdruck der eigenen Identität, zugleich aber auch als kritsiche Ausdrucksform, um solche Themen in die Gesellschaft zu tragen.

Hiesige Fotos stammen von den T-Shirt-Design-Riesen  a-better-tomorrow und threadless. Noch mehr Engangement weist die Xtinct-Kampagne auf, die von unterschiedlichen Designern Motive zum Thema Artenstrerben entwerfen lässt und diese dann auf den Markt bzw. auf die Strasse bringt. We like it – natürlich nur, wenn ökologisch produziert und fair gehandelt.

Lohas Spanking-Paddles

(Bildquelle: Flickr)

Hmm. Vor einigen Montaten wäre „Fair gehandelte Spanking-Paddles“ noch eine witztige, ironische Textzeile der Nachhaltigkeitsguerilla wert gewesen. Vielleicht im Zusammenhang mit Reverse Graffiti etc.; und vielleicht hätten wir als provokantes Bild jenes gewählt, welches sich hinter folgendem Link versteckt: Massad Spankvertising.

Mittlerweile schaut mir die Massad-Dame viel zu streng, und nun wirbt selbst MSN hier mit grünen, fair gehandelten Sextoys für Lohas und verweist hier auf die Spanking-Paddles von Coco der Mer. Ich verlinke hier absichtlich nicht auf den Erotic Luxury Shop Coco der Mer, denn wir betreiben ja einen ad-free Blog, nicht wahr?

Trotzdem, die Lohas scheinen nun offiziell bereit für Schläge, und, ich kombiniere, wenn das ‚H‘ von LoHas für ‚Health‘ steht, scheinen leichte Schläge auf den Hinternkopf tatsächlich gesund zu sein.

Hallo LOHASE twitterte der PARKO

Der LOHASe hat einen computeraffinen Freund: Der PARKO!

Hallo PARKO sprach der LOHASE. Hallo LOHASE twitterte der PARKO zurück.

PARKO und LOHAS

PARKO und LOHAS

Der Partizipative Konsument (PARKO) befindet sich in der Schnittmenge aus der LOHAS-Zielgruppe (Lifestyle of Health and Sustainability) und dem intensiven Online-User. Ich erlaube mir mal, ein paar Auszüge daraus zu kopieren:

Mehr als 80% der Partizipativen Konsumenten fordern nicht nur die Offenheit von Unternehmen für Verbrauchermeinungen und -kritik, sondern echte Dialogfähigkeit.

Fast ebenso viele (78%) mahnen eine klare Haltung jenseits schöngefärbter Werbung – die 70% für unglaubwürdig und durchschaubar halten – an, wenn Unternehmen und Marken aus der Beliebigkeit herausragen wollen. Bereits gut die Hälfte der Partizipativen Konsumenten (49%) sehen Potenziale für die Unterscheidung im Wettbewerb im ökologischen und sozial gerechten Handeln.

71% der Partizipativen Konsumenten sehen das Internet für das Monitoring von Verbrauchermeinungen als wichtige Anlaufstelle. So halten auch 72% bei der Informationssuche die Meinungen anderer Verbraucher für wichtiger als die offiziellen Unternehmensinformationen.

Dass die Nutzung innovativer, dialogischer Kommunikationsmittel ein erfolgreiches Unternehmen ausmacht, bestätigen 61% der Partizipativen Konsumenten.

99% der Partizipativen Konsumenten wünschen sich die Nachhaltigkeits-Guerilla als Regierungspartei

Ups, bei der Auflistung hat sich ein Fehler eingeschlichen. Wer findet ihn?

Mehr Informationen zur Studie über die PARKOS gibt´s bei Zucker.

Nachtrag vom 26. Mai 2009: …ein Bild, welches ich Euch nicht vorenthalten möchte: „The holy Tweeter“! Fundort: http://program2.society6.com/posts/Sarahs_Sparrow

LOHAS: zwischen Schimpf und Übermut

TOLL – die Zeit der heftigsten Überglorifizierung einer weltverbessernden „Superzielgruppe LOHAS“, wie sie noch vor 1 ½ Jahren von einigen Trendforschern beschrieben wurde, scheint vorbei zu sein … oder?

Übermut vs. Schimpf

Übermut vs. Schimpf |collage by n-guerilla|

Während viele Unternehmen, Agenturen und Medien unreflektiert auf den Hype aufspringen (wollen), gibt es in den virtuellen Welten die – eine oder andere – Diskussion über den wahren Gehalt und Kern der LOHAS. Dabei treffen meist 2 Fronten frontal aufeinander: die übereuphorischen „Weltretterfanatiker“ und die zweifelnden Ich bin Es gibt keine Zielgruppe“-Weicheier … neuerdings wurde die Diskussion mal wieder angestoßen durch eine neue Studie von stratum, die doch eigentlich keine so spektakulären Ergebnisse präsentiert (klick Video).

Eine kleine Auswahl:

  • sie sind konservativ und unpolitisch – das mag für ein Teil zu treffen, kann aber definitiv nicht verallgemeinert werden
  • ichbezogen, naturromantisch, ästhetisch und harmoniebetont – gut das wussten wir schon vorher, obwohl diese Eigenschaften sehr weit dehnbar sind
  • sie stehen nicht auf Heucheleien und Green-Washing – mmh wer steht denn überhaupt darauf?
  • professionelle Werbung ist wichtiger als das Produkt – okay diese Behauptung ist wagemutig, bietet jedoch soviel Angriffsfläche, dass sie sich nicht halten lässt

Um was geht es denn eigentlich hier? Es sollte nicht darum gehen die heterogene Zielgruppe der LOHAS immer wieder NEU und ERSTMALIG zu beschreiben, wie es seit Monaten durch verschiedene Studien und Herangehensweisen geschieht.

FAKT IST: Es gibt eine wachsende Nachhaltigkeitsorientierung in unserer Gesellschaft. PUNKT. Diese Entwicklung und die damit verbundenen Erwartung kann man nicht allein auf EINE vermeintliche Konsumentengruppe übertragen und anschließend enttäuscht sein, wenn zig unterschiedlichste Ergebnisse herauskommen. PUNKT. Es bedarf einer sehr viel umfassenderen Analyse und Differenzierung von (potentiell-) nachhaltigen Zielgruppen, als die Versuche eine heterogene Zielgruppe eindeutig zu beschreiben. Denn die LOHAS und deren Werte repräsentieren nur einen Teil einer viel größeren nachhaltigen Bewegung.

Nichtsdestotrotz haben die LOHAS eine Funktion. Diese schwammige, auslegbare Begrifflichkeit kann uns helfen einen Pfad der Nachhaltigkeit zu beschreiten. SOWOHL für diejenigen, die sich daran reiben und den starken Konsumbezug verabscheuen, ALS AUCH für diejenigen, die auf den Konsumglamour stehen und LOHAS als Mainstream-Initiatoren und Role-Models akzeptieren. Die LOHAS übernehmen deshalb eine wichtige Leitfunktion: Sie regen einen nachhaltigen Lebensstil an. Egal ob sie als Bionade-Spiesser oder Weltverbesserer gesehen werden.

Vielleicht lässt sich ja über die neu aufgeflammte VERFRONTUNG ein gemeinsamer „Weg der Mitte“ finden? – und da wären wir wieder bei harmoniebetonten und spirituellen Ansätzen.