Null Euro Weihnachten!

<<WeihnachtsWinterWichtelWahnsinn>>

Alle Jahre wieder und dennoch immer wieder unfassbar. Letztens verkündete das Radio die frohe Botschaft: der Einzelhandel atmet auf, die Umsatzzahlen klettern rauf! Endlich strömen die Konsumenten wieder in die Neuzeit-Tempel, um sich mit neuen Winterjacken, warmen Klamotten, Weihnachtsdeko, -gebäck und –geschenken einzudecken. Klimawandel hin oder her, letztere Konsumfallen sind der Fels in der Wirtschaftsbrandung, denn nichts ist in diesen Zeiten so gewiss, wie dass Weihnachten kommt! Deshalb erleben wir jedes Jahr aufs neue eine logistische Punktlandung, wenn uns bereits ab Ende November quietschrote Dekoartikel und Lebkuchen in den Regalen anlächeln.

cc by jasmin

Doch sollte nicht auch hier mal das Stichwort “Nachhaltigkeit” fallen? Worin liegt der Sinn, jedes Jahr aufs neue Christbaumschmuck, Adventslichterketten und Wintermützen zu kaufen? Früher hatte man seine Winterkiste, die genau einmal pro Jahr aus dem Dachboden geholt, entstaubt und wiederbelebt wurde. Heute scheint diese Tradition nicht mehr zu existieren, traut man den hiesigen Warenbergen in den Läden.

Noch schlimmer wird das Ausmaß, wenn man sich Wichtelabende anschaut. Maximaleinsatz: 5€. Heraus kommt eine Ansammlung unnützester Spaßartikel, wie Rudolf-Mützen, Gelkerzen, singende Weihnachtsmannfiguren oder ulkige Nippes-Engel. Für 30 Minuten lachen sich die Beschenkten beim Wichtel gegenseitig aus, wer hat das unnützere, wer das amüsantere Geschenk? Traurig, dass man zusammengerechnet sicherlich über 100 Euro für Dinge ausgegeben hat, die direkt oder auf Umwegen wieder im Müll landen werden. Aber das ist ja nicht weiter schlimm, denn Wegwerfen ist mittlerweile unser Volkssport. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit schaffen wir es tagtäglich riesige Mengen Müll zu produzieren und diesen dann auch effizient aus unseren Augen zu transportieren. Wo genau der Müll dann landet und wie lange er noch existieren wird, bevor er wieder in die Bestandteile zerfällt, aus denen er gewonnen wurde, das können wir kaum mehr abschätzen. Hier haben wir es mit einer sauberen Angelegenheit zu tun, denn paradoxerweise machen wir uns mit Müll keine schmutzigen Hände. Das Abfallsystem ist so ausgeklügelt, dass wir in einer fast desinfizierten, hygienisierten Welt leben. Aber warum ist das so unerfreulich? Immerhin steigt der Lebensstandard, na klar. Schlimm ist es nur, weil es aus den Augen, aus dem Sinn ist und uns dadurch das Bewusstsein dafür nimmt, was für Unmengen an Produkten wir hinter uns lassen. Und das wiederum führt ganz im Sinne der Industrie dazu, dass wir fröhlich weiter konsumieren. Fortschritt bedeutet schließlich produzieren und damit einhergehend auch konsumieren. Wer dem entkommen will muss verzichten…?

Wie wäre es denn, wenn wir zu Weihnachten mit Re- und Upcycling anfangen? Dafür gibt es genügend gute Gründe und ein Wichtelabend mit 0€ Produkten kann viel amüsanter, kreativer und gemeinschaftlicher sein, wenn wir statt einer Kerze, eine Zeichnung, ein Kuscheltier aus alten Socken oder eine kleine Gesangseinlage erhalten. Diese Idee verfolgt auch die Plattform Zeit statt Zeug: www.zeit-statt-zeug.de bei der man ready-made Ideen und Gutscheine für Kochabende statt Kochbücher, für Strickstunden statt H&M-Schals oder auch Reparierhilfe statt neuem Fahrrad erhält. Aber das geht doch noch besser!

Deshalb ruft Nachhaltigkeitsguerilla alle Guerilleros zu einem Weihnachtsboykott auf: das Null-Euro-Weihnachten.

Wer von euch schafft es, Weihnachten für 0€ zu verbringen (oder zumindest annähernd 0€) und dennoch seinen Freunden & der Familie erfreuliches zu bereiten? Postet oder schickt uns gerne eure Recycling- oder Gratis-Geschenkideen!

Einzig Oscar aus der Tonne könnte das Ganze nicht in den Kram passen. Aber der kann dieses Jahr vielleicht auch mal leer ausgehen..

Der Countdown läuft für die Utopia Awards 2011

Am 19. Oktober wird Utopia.de, die Community zum Thema „Strategischer Konsum“, ein Changemaker-Forum in Berlin veranstalten. Dabei werden auch zum vierten Mal in Folge die Utopia Awards verliehen. Wie begehrt die Auszeichnung ist, zeigt schon die Anzahl der Nominierungen: Fast 100 allein schon in der Kategorie „Organisationen“!

Darunter auch die Nachhaltigkeits-Guerilla und zum Beispiel die Trinkwasserinitiative Viva Con Agua, deren Gründer Benjamin Adrion 2008 bei den allerersten Awards von den Utopia-Mitgliedern als „Vorbild des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Da musste ich natürlich gleich ein Foto mit ihm machen!

HolK traf bei den Utopia Awards 2008 Benjamin Adrion von Viva Con Agua, den Gewinner des Publikumspreises

HolK traf bei den Utopia Awards 2008 Benjamin Adrion von Viva Con Agua, den Gewinner des Publikumspreises


Zusammen mit der Welthungerhilfe sorgt Viva Con Aqua dafür, dass die Leute da sauberes Wasser bekommen, wo es leider nicht selbstverständlich ist. Das Besondere ist die sympathische und aktivierende Art, mit der für dieses Ziel geworben wird. Benefiz-Turniere, extra produzierte Allstar-Songs mit unter anderem Mellow Mark und Gentleman oder der Vertrieb eigener Wasserflaschen.

HolK TV wurde für die „Vorbilder“-Kategorie nominiert. Und vorbildlich ist hoffentlich mein unabhängiges Engagement für andere Initiativen wie „Essen ohne Gentechnik“, „Ausgestrahlt“, „Stunde der Gartenvögel“, „Coal for Obama“ und hier in der Guerilla. Denn es zeigt, dass auch ganz „normale“ Leute etwas zum positiven Wandel der Welt beitragen können.

Auch dieses Jahr wird wieder bei den Utopia Awards die Community befragt, wer die Preise aus ihrer Sicht bekommen soll. Registrierte Mitglieder können noch bis zum 17.10.2011 in vier Kategorien abstimmen. Ich freue mich natürlich über alle, die für die Guerilla und/oder mich stimmen. Aber gegen die „Konkurrenz“ zu verlieren, wäre natürlich auch keine Schande!

Abstimmen unter: http://www.utopia.de/branchenbarometer/utopia-award-2011-voting

Culture Jamming

Culture Jamming Esso

(c) by culture-jamming.de

„we’re not really doing anything illegal, we’re just borrowing a stage“

(00:27:00)

Die subversive Technik Détournement, die Marcel bereits vorgestellt hat, findet auch Anwendung bei der aktuellen Bewegung Culture Jamming

Hierbei handelt es sich ebenfalls um Zweckentfremdung, jedoch im Hinblick auf (Konsum-)Kritik.

Im Vordergrund steht das Umdeuten von kommerziellen Botschaften sowie das Umfunktionieren dieser Botschaft hin zu einer kritischen Perspektive. Dabei dienen unter anderem Werbeplakate als Mittel der Verfremdung.

Kommerzielle Botschaften werden durch minimale Veränderungen in einen neuen Kontext überführt – die Aussage wird dadurch subversiv verändert. Mithilfe der Verfremdung können auf den üblichen Werbeplattformen bestimmte Sujets problematisiert werden. Culture Jamming stellt somit eine öffentliche Kommunikationsplattform dar, quasi ein Sprachrohr von unten. Dabei fließt stets eine Wertung und Stellungnahme des Autors in den Verfremdungsprozess ein, wie beispielsweise bei dem Esso-Logo.

Verfremdung als ästhetische Taktik

Nach Brecht ist Verfremdung eine ästhetische Taktik, bei dem man das Selbstverständliche/Bekannte/Einleuchtende nimmt und darüber Staunen und Neugierde erzeugt. Dabei werden belehrende Elemente einmontiert, die den Fluss des Spiels unterbrechen und im Gegensatz zur ursprünglichen Aussage stehen (vgl. Brecht in Schober, 2009, S. 36).

(c) by wins.failblog.org

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Verfremdung, Collagen, Montage, Zertrümmerung oder Parodie sind Verfahren, mit deren Hilfe gewohnte Formen des öffentlichen Sich-Austauschens – der Wahrnehmung, der Selbstdarstellung, des Erzählens, des Kommunizierens – problematisiert und Umstände diskutiert werden können (vgl. Schober, 2009, S. 34).

Das Potential in den Verfremdungs-Techniken liegt darin, mit Hilfe des Überraschungsmoments eingefrorene Sichtweisen und Weltbilder aufzubrechen. Ziel des Culture Jammings ist es, die Blickperspektive zu wechseln, zu überraschen und somit Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Thematik zu lenken.

Humor als Inszenierungsmittel

Als häufiges Inszenierungsmittel dient dabei die Verwendung von Humor und Ironie. Ein humorvoller Umgang schafft es Tabuisiertes aussprechbar zu machen und agiert als machtreduzierendes Instrument. Der humorvolle Mensch ist nach Freud fähig, sich selbstkritisch neben sich zu stellen und Situationen von außen zu betrachten. Auch Jean Paul stellt fest, dass der „Erbfeind des Erhabenen das Lächerliche ist“ (vgl. Volmer, 2009). So wundert es nicht, dass beim Culture Jamming oftmals ein amüsierter Umgang mit dem Original stattfindet. Durch den Einsatz des Humors wird das Erhabene – ein Konzern beispielsweise – erniedrigt, was zu einer Relativierung führt. Das Herbeiführen des Lachens ist eine „versteckte Form der Machtausübung“: man kann nicht nur die Vorlage erniedrigen, sondern auch Macht gewinnen (vgl. Volmer, 2009).

(c) by www.karmakonsum.de

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Zusammenfassend lässt sich sagen:

Culture Jamming bezeichnet antikommerzielle Fakes, die sich dem kommerziellen System bedienen und es mit seinen eigenen Mitteln schlagen. Hierunter lässt sich auch die spezielle Form Adbusting fassen. Legales Adbusting wurde in Berlin bereits 2008 umgesetzt: in einem Berliner U-Bahnhof durften subversive Plakate unter kontrollierten Umständen hängen. Ob das noch dem eigentlichen Zweck entspricht, sei hier mal in den Raum gestellt. Mehr zum Thema Culture Jamming und viele Beispiele findet ihr auf Konsumpf sowie in der amerikanischen Dokumentation Culture Jam Documentary.

 

Quellen:

Schober, A.  (2009). Ironie,  Montage, Verfremdung. Ästhetische Taktiken und die politische Gestalt der Demokratie. München: Fink.

Volmer, S. (2009). Hitler als komisches Sujet. Marburg: Tectum.

Native sustainabilty & digital indians

Neueste Entdeckung auf unserem Streifzug durch das Unterholz der Grossstadt stellt obiges Exemplar dar, das für uns Bote und Mahner zugleich ist. Wir fragen uns wie die hiesigen Grossstadtindianer wohl aussehen mögen – barfüssig, mit Federschmuck und wilder Gesichtsbemalung? Nein, wohl eher urban-casual auf beräderten Pferden, mit leuchtenden LapTops in ihren nächtlichen Betonzelten, trotz alledem aber Mutter Erde im Herzen. Schon komisch welchen Boom auf einmal die Natur in Design, Innenarchitektur und Werbung erlebt, spüre ich das gerade alleine so? Federn an Hüten, Blumen auf Kleidern, Holz- und Steindeko überall, und jeder ist so bunt und Eins mit dem Planeten. Jedenfalls kommt dies momentan stark hoch, selbst in der Streetart, die wir mal als subversiv-feinfühligen Indikatoren von Gesellschaftsentwicklung ansehen wollen. Natur wird wieder sexy und Sex sells. Aja, apropos, wer die NGO fuck for forest noch nicht kennt, diese sollte hier auch mal Erwähnung finden als eine Art des kreativ-sinnlichen Umweltschutzes.

Generell bekommt man gerade das Gefühl als ob sich eine über Jahrunderte unterdrückte Sehnsucht nach einer Verbindung mit der Natur wieder erhebt oder ist es doch nur ein Trend, gemacht von Marketingexperten, denen langsam die Themen ausgegangen sind? Wie war das noch mit der Romantik, kommt diese zurück oder hat das alles noch eine ganz andere Färbung? Glaubt man Susan Baker und Kollegen mit ihrem mehrstufigen Entwicklungskonzept von Nachhaltigkeit, so erreichen wir die „ideale“ Nachhaltigkeit erst dann, wenn wir das anthropozentrische Naturverständnis hinter uns lassen. Der Mensch muss erst wieder demütig seine Rolle als Bestandteil des Systems begreifen und sich nicht als übermächtiger Designer, Former und Lenker des Ganzen gebärden. Sind diese ganzen Anzeichen also kleine seismographische Beben vor dem dem grossen Kulturwandel oder ist doch wieder alles nur Fassade?

Falls ihr urbanen Waldkinder und Nachhaltigkeitskrieger da draussen Bilder von Euch oder ähnlichen Entdeckungen im Stadtraum habt, dann schickt uns das Material und wir stellen es zusammen. Dies soll allerdings kein Aufruf zu strafrechtlich verfolgbaren Handlungen darstellen – wir verstehen uns.

Tu’s doch (nicht?)!

Das relativ umstrittene Portal für strategischen Konsum Utopia.de lädt uns zum Nichtnachmachen in Sache Nachhaltigkeits-Guerilla ein. Ähm, ja, NICHTnachmachen, denn das, was sie gerade vorbildlich in dem Video zeigen, ist verboten: Wahlplakate bekleben.

Abgesehen von der unnötigen verfilmten Rennerei, die wohl eher der Inszenierung und dem Spannungsaufbau als der Dokumentation des tatsächlich eingegangenen Risikos dienen soll, finde ich diese (wohlgemerkt Werbe-)Aktion eigentlich recht sympathisch.

Man merkt, dass das Utopia-Team sich noch nicht als erfahrene Guerillos behaupten kann (siehe die Hektik und die Euphorie der Videoteilnehmer, was illegales zu machen), aber was soll’s. Ich hatte es vor einem Monat selbst nicht mal drauf, einen winzigen Aufkleber mit der Botschaft „Sexistische Scheiße“ auf die niveaulose Comunio-Werbung in der S-Bahn aufzukleben (Sie suchten „Spieler mit Eiern“). In dem Sinne: NICHT NACHMACHEN!

Tu\'s doch!

Tut das bloß nicht!

Podcast: wie ich gegen den Klimawandel den Flughafen vollkotzte.

Ich glaube, da hat sich jemand über manche Ökoaktivisten lustig gemacht. Teilweise zurecht, wie ich finde:

In diesem gestellten Video erzählen Mitglieder einer Kettenraucher-WG, wie sie gegen den Klimawandel handeln. Oder meinen zu handeln. Also sie tun schon was. Sie fighten the system. Sind auch coole Typen.

Ihr Rezept:

1) Die größte Fluggesellschaft als einen Haufen „Arschlöcher“ beschimpfen. (Siehe: „Scheißkapitalisten“)

2) Küchensitzungen mit Mitbewohnern und Kumpels organisieren. (Siehe: „über den Tellerrand schauen“)

3) Aktionen starten, die mit dem Problem nichts zu tun haben. Zum Beispiel: behaupten, Flugzeuge fallen auseinander oder Piloten sind depressive Alkoholiker. (Siehe: „Scheißegal, sind eh alles Arschlöcher.“)

4) Tief durch seine Kippe einatmen, um sich nach solchen brillanten Guerilla-Aktionen von der eigenen Coolness kurz zu erholen. (Siehe: „Scheiße sehe ich beim Anzünden sexy aus.“)

Wenn die Hits auf YouTube in die Höhe ragen, haben wir gewonnnen, oda?

Nicht nur der Himmel ist blau

Die Nachhaltigkeits-Guerilla zieht sich aus … (Teil 2: Der Typus „Guerilla-Marketeer“)

Die Reihe „Was es heißt ein Guerillero zu sein“ soll mit einer Beschäftigung mit dem Typus „Guerilla-Marketeer“ starten. Dies wird weder eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, noch ein Fachbeitrag für ein Werbeblättchen, sondern lediglich ein Versuch die verschiedenen Typen zu veranschaulichen, die sich mit dem Zusatz „Guerilla“ schmücken. Schließlich unterscheidet sich ein Guerilla-Artist von heute, doch sehr von der Spaßguerilla der 68er und der Transnationalen Guerilla nach Jens Kastner (vgl. Transnationale Guerilla – Aktivismus, Kunst und die kommende Gesellschaft)…

Wiederkehrende Diskussionen zeigen, dass es trotz aktueller Theorieansätze und Erklärungsversuche nicht abschließend geklärt werden konnte, was Guerilla-Marketing eigentlich bedeutet. Liest man die Bücher des Guerilla-Marketing-Gurus Jay Conrad Levinson, so bekommt man sehr schnell den Eindruck, Guerilla-Marketing unterscheidet sich vom traditionellen Marketing, in erster Linie durch die Größe des werbetreibenden Unternehmen. „Traditionelles Marketing ist auf große Unternehmen zugeschnitten“ Guerilla Marketing dagegen sei er etwas für kleine Unternehmen, für „Kleinbetriebe mit großen Träumen und winzigen Budgets“ .

Weitere Abgrenzungen des Guerilla Marketings vom traditionellen Marketing liegen laut Levinson, z.B. darin, dass im traditionellen Marketing empfohlen wird, „wachsam nach potenziellen Feinden Ausschau zu halten, die eliminiert werden müssen“ , während im Guerilla Marketing „nach potentiellen Verbündeten Ausschau gehalten (wird), deren Zielgruppen und Standards den eigenen ähneln, um von gemeinsamen Marketingkampagnen zu profitieren.“ Levinson spricht hier vom sogenannten Fusion Marketing.

Weiterhin unterscheidet sich die Disziplin des Guerilla Marketings vom traditionellen Marketing, dadurch dass langfristige Kundenbeziehungen wichtiger sind als kurzfristiges Geld , dass besonders auch neue Technologien und das Web2.0. ihren Einsatz finden, und dass Einzelpersonen statt Zielgruppen angesprochen werden sollen, bzw. wenn schon eine Zielgruppenansprache erfolgen soll, dann sollten die Gruppen möglichst klein gehalten werden. Levinson spricht hier vom sogenannten Narrow-Casting bzw. vom Micro- und Nanocasting. Auch werden im Guerilla-Marketing sog. „Nems“ (also Zeichen, wie z. B. ein Straßenschild o.ä.) eingesetzt statt Logos…

An einer anderen Stelle versucht Levinson zu definieren, was für Guerillas Kreativität bedeutet: „Für Marketing-Guerillas gibt es nur eine Definition von Kreativität: Kreativ ist, was Profite erwirtschaftet.“ Hmm, naja, Marketing bleibt Marketing, und da geht es letztendlich um Profit. Doch soll auch auf Prof. Dr. Michael Czinkota hingewiesen werden, der Marketing einmal ganz anders definiert:

„Marketing ist eine Sozialwissenschaft, in der es um Menschen, um Mentalitäten, um Kulturen geht. Leider haben mit der Zeit viele Marketeers das Interesse an der Gesellschaft verloren. Marketeers sollten die Wortführer in einem Wirtschaftszweig sein, in dem es weltweit um Lebensstandard und Lebensqualität geht. Kultur ist nicht genetisch bedingt, sie wird erlernt. Mit jedem Austausch lernt Marketing wieder etwas über Kulturen hinzu. Marketing ist also eine Wirtschaftsdisziplin, die in der Lage ist, Kulturen einander anzunähren und Menschen menschlicher zu machen.“

Mit diesen Worten endet die heutige Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit „Guerilla-Marketing“.

Ein letzter Nachtrag sei jedoch noch erlaubt. Aus der Vielzahl der verschiedenen Definitionen, die für Guerilla Marketing aufgestellt wurden, kommt die Folgende unseren Ansprüchen am nächsten:

„Guerilla Marketing soll überraschend, effizient, rebellisch, ansteckend, unkonventionell und idealerweise spektakulär sein. Guerilla soll den Raum des Gewohnten sprengen und einen „Aha-Effekt“ erzielen. Aktionen müssen es sofort schaffen einen Ball ins Rollen zu bringen, der dann selbst weiterrollt. Guerilla Marketing setzt auf Einfachheit, soll den Menschen fesseln und die Bereitschaft zur Weitergabe der Botschaft fördern. Die Aktion soll leicht verständlich und unkompliziert sein.“

Na, bitte.

Noch ein wenig Literatur zum weiterlesen:

Kutzborski, Regina: Guerilla Marketing und Virales Marketing; Hamburg : Diplomica Verlag , 2008, 1. Aufl.

Patalas, Thomas: Guerilla Marketing und politische Wahlen, ebook, www.maks.info 2005

Schulte, Thorsten / Pradel, Marcus: Guerilla Marketing für Unternehmertypen, Wissenschaft & Praxis 2006

Guerrilla Marketing For Dummies / Margolis, Jonathan. – New York, NY : Wiley, J, 2008, 1. Aufl. 5.

Levinson, Jay Conrad: Guerilla-Marketing des 21. Jahrhunderts; Frankfurt, M. : Campus-Verl., 2008

Zerr, Konrad: Guerilla Marketing in der Kommunikation: Kennzeichen, Mechanismen und Gefahren, in: Kamenz U. (Hrsg.), Apllied Marketing, Berlin u.a. 2003, S. 583 ff

Die Nachhaltigkeits-Guerilla zieht sich aus … (Teil 1: Aller Anfang ist schwer)

Credit: SV-Bilderdienst / Hesterberg T. - Mitglieder der Kommune 1) via http://brainwash.webguerillas.de/)

Foto: SV-Bilderdienst / Hesterberg T. _ via http://brainwash.webguerillas.de/)

… natürlich zunächst erstmal rein rhetorisch. Wir haben uns nämlich entschlossen eine kleine imaginäre Reise zu den Wesen eines Nachaltigkeits-Guerilleros anzutreten. Wir wollen unser Innerstes nach Außen stülpen und unser Selbstverständnis einer NACHHALTIGKEITSs–GUERILLA in der nächsten Zeit offen legen. Dabei werden wir verschiedene Stationen ansteuern und uns daraus das Sinn- und Wertvollste rauspicken. Wir sind nämlich weder besonders „schick“ noch „virtuell“.

In unserer UNchronologischen Reise werden wir den einen oder anderen Prinzipien der Guerilla huldigen, andere aber auch abgrundtief verspotten und mit Sand bespucken. Was bleibt von dem Ur-Guerilla-Gedanken über, WENN Ursprungsmythen & Legenden, Glaubenssätze und die Bereitschaft für das übergeordnete Prinzip zu sterben AUF einen Pseudo-Coolness-Kampf in westlichen, gut situierten Gesellschaften übertragen wird? Stichwort: Guerilla-Marketing – „Ick opfer mir jewaltig, ja – ick’ mein meine zeit – um ordentlich kohle zu scheffeln. Machen ma bisschen ramba-zamba uff der Straße!“ na? Wir werden dies und einiges mehr in den nächsten Folgen herausfinden.

Ahoi liebe Leute, schnallt euch nicht an, aber haltet euch an eurer Maus fest.