Viel Lärm um nichts?

Spiegel Online

Eröffnung des BMW Guggenheim Labs in Berlin (Quelle: Spiegel Online)

Am Freitag eröffnete in Berlin das lang umstrittene BMW Guggenheim Lab. Wie bereits umfassend berichtet (u.a. in der Berliner Morgenpost), entschied sich das Lab nach Protesten in Kreuzberg für den Prenzlauer Berg als Standort. Die Eröffnung letzten Freitag, den 15. Juni am Pfefferberg hatte aber weniger Pfeffer als erwartet. Neben einer kleinen Demonstration, gab es vier Vorträge des Berliner Lab Teams zu sehen. Die dritte, wackelige Rede von Corinne Rose steckte scheinbar an: ein Besucher stand plötzlich ebenfalls auf wackeligen Beinen und klappte während ihrer Rede einfach rücklings um.

Schwarz vor Augen – eine weitläufige Reaktion? Schwarz habe ich zwar nicht gesehen, aber mein Puls schoss bei dieser Veranstaltung zugegebenermaßen auch nicht wirklich in die Höhe. Die Projekte sind eine Kombination aus soliden, aber wenig revolutionär anmutenden Ansätzen, wie der Fahrrad-Highway von Rachel Smith. Smith sprach darüber, dass sie in Australien aufgrund ihres Projektes für „absolutely crazy“ gehalten wurde. Nunja, ein Fahrrad-Highway… Diese Idee wurde schon öfters in meinem Umkreis diskutiert und man stimmte dem eher begeistert zu, als dass man uns für verrückt erklärte. Die Innovationskraft dieses Projektes, die sie vielleicht in New York oder Brisbane haben kann, scheint in einer europäischen und grünen Stadt wie Berlin etwas an Kraft zu verlieren (dass das Projekt dennoch in die richtige Richtung geht, möchte ich aber nicht bestreiten).

Gepaart mit ein paar Do-it-yourself-Workshops im Anschluss erschien das Gesamtbild der Veranstaltung jedoch eher zahm. An einem Stand von Etsy konnte man Weben, an einem anderen wurde unsere kreative Energie in selbstgenähte Handytaschen & Portemonnaies gesteckt, an einem anderen konnte man Designer-Hocker bauen. Die partizipativen Projekte zerstreuten eher die Gedanken und erzeugten Ergebnisse auf Hobby-Niveau. Soll hier wirklich kreatives Crowd-Thinking betrieben werden oder eher eine Beschäftigungsmaßnahme und ein pseudo-offener Ansatz verfolgt werden, weil der in Zeiten von Web 2.0 so angesagt scheint?

Einen ähnlich Eindruck hinterließ auch das Makerlab auf der DMY. Ein Symbol als Logo (oder ein Logo als Symbol) für Menschenrechte:

Prinzipiell eine interessante Idee. Als Besucher wurde man dazu angehalten das Logo zu verändern, neue Gestaltungsräume zu entdecken und somit die Belastbarkeit der Wiedererkennung zu testen. Das Logo an sich ist allerdings unantastbar! Man fühlte sich dann doch eher als Milchkuh, deren Kreativ-Euter angezapft werden sollte. Denn wirkliches Mitdenken im Sinne von Kritik war nicht mehr gefragt, sondern nur ein spaßiger Umgang mit der Vorlage.

Mir scheint als könne die Brücke zu den dahinterliegenden Themenkomplexen trotz engagierter Beschäftigungsmaßnahmen und Handwerker-Bastel-Lager nicht gebaut werden. Da werden Räume und Foren geschaffen, in denen endlich jeder mitarbeiten kann, absolute Transparenz und Demokratie herrscht, aber dennoch sind die Projekte so angelegt, dass man eher als fleißiger Zuarbeiter und weniger als Mitarbeiter agiert. Die Teilnahme wird dadurch meiner Meinung nach zu trivial und verliert ihren Reiz… Vielleicht gibt es aber auch bessere Beispiele oder dieses Projektprinzip steckt noch in Kinderschuhen und muss erst wachsen, um sich zu verbessern. Die beiden letzten Erfahrungen haben aber leider Zweifel aufkommen lassen, ob organisierte Veränderung à la „selbst gemacht“ überhaupt möglich ist.

Das Ende ist erst der Anfang – Aktion Bedürftigenhilfe

Berlin, Hermannplatz, 31.12.2011: Wibke Bierwald, freie Redakteurin und Texterin, schiebt einen vollen Einkaufswagen quer über den U-Bahnhof Hermannplatz und das umliegende Gebiet in Kreuzberg. Darin befinden sich zwölf Bedürftigenhilfe-Rationen, eingekauft von dem Preisgeld des zweiten Platzes, welchen die 38-Jährige beim diesjährigen Silvesterwunsch-Wettbewerb der Berliner Feuerwehr erreicht hatte.

„Die eigentliche Idee war, für die Obdachlosen und Bedürftigen vom Hermannplatz eine Silvesterparty zu organisieren und ihnen für diesen Tag ausreichend Speis, Trank und einen sicheren Platz zum Schlafen bieten zu können“, erklärt sie einer Empfängerin, die mit überraschtem Gesicht eine kleine Einkaufstüte mit Hundefutter, Erdnüssen, Schokolade, Konserven und Saft entgegen nimmt.

Beim Online-Wettbewerb der Berliner Feuerwehr konnte jeder angemeldete User einen Wunsch ins Netz stellen und darauf hoffen, dass andere User für die Erfüllung seines Wunsches voten. Im Endspurt entging Wibke Bierwald nur knapp der erste Platz und somit ein Preisgeld von 1.000 Euro.

„Ich bin trotzdem zufrieden. Der zweite Platz und 250 € sind eine tolle Möglichkeit, um so in Aktion zu treten. Außerdem entstand dadurch die Idee, statt einem Event eine wiederholbare und unkomplizierte Wohltätigkeit zu starten, die Aufmerksamkeit schafft und zum Nachmachen einlädt.“

Im Voraus hatte die engagierte Freiberuflerin Gespräche mit Bedürftigen geführt, um zu erfahren, was am Nötigsten sei. So kam die Einkaufsliste zustande. Für solche, die auf der Straße nächtigen müssen, seien selbstverständlich Schlafsäcke die stärkste Notwendigkeit. Zum Einkauf solcher wäre aber eine größere finanzielle oder materielle Unterstützung Voraussetzung.

Bei der Verteilungsaktion wird auch klar, wie ungewöhnlich es ist, dass Bedürftige und Obdachlose hierzulande Aufmerksamkeit erhalten: „Das Schlimme ist die Ignoranz der Menschen. Sie gehen an dir vorbei und tun so, als ob sie dich nicht bemerken. Man ist sozialer Außenseiter. Um so mehr freut es einen, wenn sich jemand einsetzt!“, sagt Björn und umarmt Wibke spontan. Die soziale Erniedrigung ist stark, das wird auch klar beim Versuch die Verpflegungs-Übergabe zu fotografieren. „Nein, Entschuldigung, bitte nicht. Es ist unangenehm“, sagt die Motz-Verkäuferin vor dem Edeka.

Die Verteilungsaktion und das Umherschieben des schweren Einkaufswagens waren nicht nur harte Arbeit, sondern erforderten auch Mut. Es ist das Ansprechen und Nachfragen, weg von der Ignoranz, was die Voraussetzungen sind, um sozial tätig zu werden. Da ein voller Einkaufswagen mit einfachen Nahrungsmitteln weniger als ein Drittel des gesamten Preisgeldes von 250 Euro verbraucht hatte, werden von dem Rest noch 3-4 weitere Verteilungsaktionen stattfinden.

„Wir brauchen mehr Hände! Mit ein paar Leuten mehr hätte es gereicht, pro Person 1-2 Einkaufstüten in die Hand zu nehmen, um diese dann zu verteilen. Schön wäre natürlich auch, solche kleinen aber wirksamen Aktionen auf weitere Bereiche und Bezirke Berlins ausweiten zu können“, sagt Wibke Bierwald nach der zweistündigen Beschenkung der Bedürftigen.

Vorstudie „Obdachlosen-Uni Berlin“ erschienen!

Die Idee zur Obdachlosen-Uni entstand, als ich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die 2010 anstehende Jahrestagung der Nachbarschaftshäuser, zusammen mit Birgit Monteiro, Geschäftsführerin des Verbands für sozial-kulturelle Arbeit, verrichten durfte. Bei der Recherche nach relevanten Zeitschriften und Zeitungen für die Ankündigung der Jahrestagung fiel mir ein Artikel über die Megaphon-Uni in Graz in die Hände.

Ich überlegte, ob es so eine Art „Obdachlosen-Uni“ wohl auch in Berlin gäbe und sprach Frau Monteiro darauf an. Das brachte einen Stein ins Rollen. Ich recherchierte im Internet nach Einrichtungen in Berlin, die gegebenenfalls schon einmal eine Art „Obdachlosen-Uni“ ins Leben gerufen haben könnten, Frau Monteiro fragte in ihrem Netzwerk nach. Da weder sie noch ich fündig wurden, war die Idee geboren: Wir sollten eine Obdachlosen-Uni für Berlin etablieren!

Erste Treffen mit möglichen Projektpartnern wurden angesetzt, erste Fragebögen zur Umfrage unter Berliner Obdachlosen entworfen, Stiftungen recherchiert und Anträge geschrieben. Nachdem die Stiftung Pfefferwerk Berlin eine Förderung zugesagt hatte, ging es an die Kontaktaufnahme. Die Broschüre „wo – wann – wer“ gab erste Adressen und Kontaktmöglichkeiten von Obdachlosen-Einrichtungen in Berlin vor. Diese galt es zu kontaktieren.

Einige dieser Berliner Obdachlosen-Einrichtungen reagierten schnell und positiv – mit diesen wurden Termine vereinbart. Ich stellte das Projekt vor, wir diskutierten über die Idee, den Fragebogen und mögliche Zugänge. Ich ließ in allen Fällen Fragebögen vor Ort, damit die Sozialarbeiter ihre Klientel befragen konnten, bzw. damit interessierte Obdachlose die Fragebögen selbstständig ausfüllen konnten.

Bei dem Obdachlosen-Frühstück im Brückeladen in Berlin-Treptow-Köpenick stieß ich auf interessierte und offene Ohren der Obdachlosen, die sich dort zu Brötchen und Marmelade eingefunden hatten. Im persönlichen Gespräch wurden die Fragebögen vor Ort ausgefüllt. Frau Hahn, Leiterin des Brückeladens der GEBEWO – Soziale Dienste Berlin – gGmbH, schickte den Fragebogen am nächsten Tag an etliche Kontakte per Mail weiter.

So oder so ähnlich erging es mir auch in anderen besuchten Einrichtungen, wie in den beiden Tagesstätten der MUT, bei Klik, Sleep In und Gangway.

Andere Treffen fanden in Cafés statt bzw. bei der Armutskonferenz in der Berliner Stadtmission oder auch in den Räumen des Verbandes für sozialkulturelle Arbeit. Alles in allem eine interessante Sommer- und Herbstsaison 2011 in der einige interessante Gespräche geführt wurden und einige (Berührungs-)Ängste sich als unbegründet herausstellten.

Hier geht´s zur Vorstudie: maik-eimertenbrink-broschuere-obdachlosenuni-2011

Siehe auch:

http://www.nachhaltigkeits-guerilla.de/obdachlosen-uni/

http://berber-info.de/de/beitraege/dies-und-das/2838-obdachlosen-uni


http://stz.spinnenwerk.de/stz.asp?client=stz&cat1id=609&docid=1327

http://strassenseiten.blogspot.com/2011/09/obdachlosen-uni.html

http://www.armutsnetzwerk.de/index.php?option=com_content&view=article&id=556:obdachlosen-uni&catid=344:obdachlos&itemid=173

Der Countdown läuft für die Utopia Awards 2011

Am 19. Oktober wird Utopia.de, die Community zum Thema „Strategischer Konsum“, ein Changemaker-Forum in Berlin veranstalten. Dabei werden auch zum vierten Mal in Folge die Utopia Awards verliehen. Wie begehrt die Auszeichnung ist, zeigt schon die Anzahl der Nominierungen: Fast 100 allein schon in der Kategorie „Organisationen“!

Darunter auch die Nachhaltigkeits-Guerilla und zum Beispiel die Trinkwasserinitiative Viva Con Agua, deren Gründer Benjamin Adrion 2008 bei den allerersten Awards von den Utopia-Mitgliedern als „Vorbild des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Da musste ich natürlich gleich ein Foto mit ihm machen!

HolK traf bei den Utopia Awards 2008 Benjamin Adrion von Viva Con Agua, den Gewinner des Publikumspreises

HolK traf bei den Utopia Awards 2008 Benjamin Adrion von Viva Con Agua, den Gewinner des Publikumspreises


Zusammen mit der Welthungerhilfe sorgt Viva Con Aqua dafür, dass die Leute da sauberes Wasser bekommen, wo es leider nicht selbstverständlich ist. Das Besondere ist die sympathische und aktivierende Art, mit der für dieses Ziel geworben wird. Benefiz-Turniere, extra produzierte Allstar-Songs mit unter anderem Mellow Mark und Gentleman oder der Vertrieb eigener Wasserflaschen.

HolK TV wurde für die „Vorbilder“-Kategorie nominiert. Und vorbildlich ist hoffentlich mein unabhängiges Engagement für andere Initiativen wie „Essen ohne Gentechnik“, „Ausgestrahlt“, „Stunde der Gartenvögel“, „Coal for Obama“ und hier in der Guerilla. Denn es zeigt, dass auch ganz „normale“ Leute etwas zum positiven Wandel der Welt beitragen können.

Auch dieses Jahr wird wieder bei den Utopia Awards die Community befragt, wer die Preise aus ihrer Sicht bekommen soll. Registrierte Mitglieder können noch bis zum 17.10.2011 in vier Kategorien abstimmen. Ich freue mich natürlich über alle, die für die Guerilla und/oder mich stimmen. Aber gegen die „Konkurrenz“ zu verlieren, wäre natürlich auch keine Schande!

Abstimmen unter: http://www.utopia.de/branchenbarometer/utopia-award-2011-voting

Darf ich als Umweltschützer Regen sche*ße finden?

Mann, heute wäre der Tag gewesen, sich mal wieder diverse Inspirationen von gleich drei Veranstaltungen in Berlin zu holen: vom Langen Tag der Stadtnatur, von den 48 Stunden Neukölln und vom 3. interkulturellen Umwelt- und Gesundheitsfestival. Ich war da so durcheinander ob des reichhaltigen Angebots, dass ich das ‚Kulturlabor Trial & Error‘ schon beim Twittern dem Stadtnatur-Programm zugeordnet hatte – und dann spielt das Wetter nicht mal mit!

Nach langem Hin und Her hatte ich mich entschieden, als Erstes das ‚Fest der Dinge‘ am Karl-Marx-Platz zu besuchen. Als Re- bzw. Upcyclingprojekt versprach http://www.dasfestderdinge.blogspot.com immerhin: „Tauschen und Schenken, Workshops und Aktionen rund ums Ding. Ein Aufruf zum Mitmachen und Mitbringen!“

Aber bevor der Regen losbrach, hatte ich gerade mal Zeit, schnell durch die Reihen der Aussteller zu huschen und wenigstens noch so knapp ein Beweisfoto zu schießen. Das Angebot von http://www.trial-error.org konnte ich gar nicht mehr checken. 🙁

48 Stunden Neukölln? HolK hielt's beim Fest der Dinge leider nur ein paar Minuten lang aus - wegen des Regens

48 Stunden Neukölln? HolK hielt's beim Fest der Dinge leider nur ein paar Minuten lang aus - wegen des Regens

Vom Regen in die Traufe

Auf dem Weg zur U-Bahn wurde es aber wettertechnisch dann doch noch mal besser. Zumindest goß es nicht mehr wie aus Kübeln. Also wollte ich kurz beim Umwelt- und Gesundheitsfestival auf dem Oranienplatz die Rap-Crew K.O. Muzik begutachten, die immerhin beim Plattenfest mit dem Motto ‚Rock fürs Klima‘ in Marzahn den dritten Platz in der Kategorie ‚HipHop‘ belegt hat. Unter http://www.plattenfest.com könnt ihr übrigens ihr Stück ‚Erde Feuer Wind Wasser‘ hören und die Lyrics nachlesen. Darin heißt es zum Beispiel: „Sie pumpen Müll in unsere Meere, so als wären sie ein Scheißhaus./ Aber diese Welt ist ein Kreislauf.“

Und wer da auf der Website ist, kann auch gleich noch den Klima-Button drücken. Damit kann jeder ganz einfach etwas Gutes tun! Pro Klick werden 10 Cent an den ‚Zauberwald‘ gespendet. Dahinter verbirgt sich ein Projekt vom ‚Orchester des Wandels‘, das dort auch beschrieben wird: „In den ‚Gärten der Welt‘ wird ein Wald gepflanzt – ein Märchenwald der Oper. So entsteht ein musikalischer Abenteuerspielplatz, in dem Natur und Kunst spielerisch begeistern. Zwischen Bäumen, den wahren Klimahelden, und Pflanzen können Groß und Klein dann auf die Pirsch gehen.“

Jedenfalls zurück zum Plan: Ich also zum Oranienplatz, kurz die ersten Buden angeschaut von unter anderem ‚Transition Town Berlin‘ und ‚Bäume am Landwehrkanal e.V.‘ und noch bevor die Rapper überhaupt auf die Bühne kamen, setze wieder der Regen ein. Damit war für mich das Ding gelaufen. Wieder ein Foto gemacht, dass ich es immerhin versucht habe – und dann ab nach Hause.

HolK vor K.O. Muzik im Hintergrund

K.O. Muzik rappen da ganz hinten auch über Öko-Themen - aber da war HolK schon vor dem Regen geflohen

Mal gucken, was als nächstes ansteht. Vorgemerkt ist auf jeden Fall schon das ‚Vegan Vegetarische Sommerfest‘ auf dem Alexanderplatz am 30. Juli 2011, obwohl derzeit unter http://veggie-sommerfest.de noch gar kein Programm steht. Fänd’s gut, wenn K.O. Muzik da auftreten könnten – und ‚Trial & Error‘ mit ihrem Kiezmobil vorbeischauen.

Culture Jamming

Culture Jamming Esso

(c) by culture-jamming.de

„we’re not really doing anything illegal, we’re just borrowing a stage“

(00:27:00)

Die subversive Technik Détournement, die Marcel bereits vorgestellt hat, findet auch Anwendung bei der aktuellen Bewegung Culture Jamming

Hierbei handelt es sich ebenfalls um Zweckentfremdung, jedoch im Hinblick auf (Konsum-)Kritik.

Im Vordergrund steht das Umdeuten von kommerziellen Botschaften sowie das Umfunktionieren dieser Botschaft hin zu einer kritischen Perspektive. Dabei dienen unter anderem Werbeplakate als Mittel der Verfremdung.

Kommerzielle Botschaften werden durch minimale Veränderungen in einen neuen Kontext überführt – die Aussage wird dadurch subversiv verändert. Mithilfe der Verfremdung können auf den üblichen Werbeplattformen bestimmte Sujets problematisiert werden. Culture Jamming stellt somit eine öffentliche Kommunikationsplattform dar, quasi ein Sprachrohr von unten. Dabei fließt stets eine Wertung und Stellungnahme des Autors in den Verfremdungsprozess ein, wie beispielsweise bei dem Esso-Logo.

Verfremdung als ästhetische Taktik

Nach Brecht ist Verfremdung eine ästhetische Taktik, bei dem man das Selbstverständliche/Bekannte/Einleuchtende nimmt und darüber Staunen und Neugierde erzeugt. Dabei werden belehrende Elemente einmontiert, die den Fluss des Spiels unterbrechen und im Gegensatz zur ursprünglichen Aussage stehen (vgl. Brecht in Schober, 2009, S. 36).

(c) by wins.failblog.org

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Verfremdung, Collagen, Montage, Zertrümmerung oder Parodie sind Verfahren, mit deren Hilfe gewohnte Formen des öffentlichen Sich-Austauschens – der Wahrnehmung, der Selbstdarstellung, des Erzählens, des Kommunizierens – problematisiert und Umstände diskutiert werden können (vgl. Schober, 2009, S. 34).

Das Potential in den Verfremdungs-Techniken liegt darin, mit Hilfe des Überraschungsmoments eingefrorene Sichtweisen und Weltbilder aufzubrechen. Ziel des Culture Jammings ist es, die Blickperspektive zu wechseln, zu überraschen und somit Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Thematik zu lenken.

Humor als Inszenierungsmittel

Als häufiges Inszenierungsmittel dient dabei die Verwendung von Humor und Ironie. Ein humorvoller Umgang schafft es Tabuisiertes aussprechbar zu machen und agiert als machtreduzierendes Instrument. Der humorvolle Mensch ist nach Freud fähig, sich selbstkritisch neben sich zu stellen und Situationen von außen zu betrachten. Auch Jean Paul stellt fest, dass der „Erbfeind des Erhabenen das Lächerliche ist“ (vgl. Volmer, 2009). So wundert es nicht, dass beim Culture Jamming oftmals ein amüsierter Umgang mit dem Original stattfindet. Durch den Einsatz des Humors wird das Erhabene – ein Konzern beispielsweise – erniedrigt, was zu einer Relativierung führt. Das Herbeiführen des Lachens ist eine „versteckte Form der Machtausübung“: man kann nicht nur die Vorlage erniedrigen, sondern auch Macht gewinnen (vgl. Volmer, 2009).

(c) by www.karmakonsum.de

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Zusammenfassend lässt sich sagen:

Culture Jamming bezeichnet antikommerzielle Fakes, die sich dem kommerziellen System bedienen und es mit seinen eigenen Mitteln schlagen. Hierunter lässt sich auch die spezielle Form Adbusting fassen. Legales Adbusting wurde in Berlin bereits 2008 umgesetzt: in einem Berliner U-Bahnhof durften subversive Plakate unter kontrollierten Umständen hängen. Ob das noch dem eigentlichen Zweck entspricht, sei hier mal in den Raum gestellt. Mehr zum Thema Culture Jamming und viele Beispiele findet ihr auf Konsumpf sowie in der amerikanischen Dokumentation Culture Jam Documentary.

 

Quellen:

Schober, A.  (2009). Ironie,  Montage, Verfremdung. Ästhetische Taktiken und die politische Gestalt der Demokratie. München: Fink.

Volmer, S. (2009). Hitler als komisches Sujet. Marburg: Tectum.

Humanity (Rights) Fashion Awards

Toll! Die Fashion-Week in Berlin ist los. Hübsche blonde Frauen in schönen Pumps und diese schönen Strumpfhosen mit der Naht hinten. I love it! Unser lieber Vorstand wurde tatsächlich zur Verleihung der Humanity Fashion Awards (by Hessnatur) eingeladen! Klar ist er hingegangen, Chefsache eben. Schließlich war er schon seit Wochen ganz aufgeregt: Es gab erstmal ein ‚Save the date‘-Schreiben, danach eine gold-verzierte Einladung und heute war dann der große Tag. Vor Ort, es war immerhin der Römische Hof, Unter den Linden in Berlin-Mitte (laut Wikipedia-Eintrag hat sich hier sogar Ferrari eingemietet!), schlemmerte unser lieber Vorstand dann Lachshäppchen, leckeren Kaffee und feinstes Müsli im cremigen Joghurt. Ein voller Erfolg, wie er sagt, auch wenn er scheinbar zu schüchtern war, die jungen Damen anzuquatschen (dabei hat er doch extra die Nachhaltigkeitsguerilla gegründet, um mal Chef spielen zu können und einen erfolgreichen, dynamischen und trotzdem politisch aktiven Eindruck in der Damenwelt zu hinterlassen).

Stolz hat er uns seine Mitbringsel gezeigt, alles der Pressemappe beiliegend: Ein verwegendes Schild mit aufgedruckten selbstgemalten Buchstaben, einen Jutebeutel mit schicker Aufschrift und einen Schal aus Bananenseide. Endlich ist Hessnatur in der Jugendwelt angekommen (mein Mitbewohner kannte Hessnatur nur, weil die Öko-Mutter seines Kumpels ihm früher immer Hessnatur-Unterhosen geschenkt hat – skuril, aber hier fehl am Platz, denn wie gesagt, heute ist Hessnatur in der Jugend- und Designerwelt angekommen).

Während unser Chef also Aktivist und Jungunternehmer spielt und in der Modewelt aufblüht, lungern wir in der Zentrale und frühstücken Kippe mit Filterkaffee.

Aber, wir wollen nicht meckern, schließlich dürfen wir mit seinen Mitbringseln aus der Pressemappe spielen:


(Kopfbedeckung: Jutebeutel ‚Humanity Fashion Award‘ by hessnatur)


(Augenbinde: Schal aus ‚Bananenseide – Premiere einer Naturfaser‘ / Schild: Give-away in der Pressemappe des Humanity Fashion Awards)

Fotos zur Inspiration für der Humanity Rights Fashion Awards 2012 finden Sie u. a. hier: http://www.musa-sadulajew.com/alltagsleben.html und im Weblog von Ali Schirasi.

Alles in allem ein schöner Tag und gut zu wissen, dass es Humanity Rights gibt und Fashion und alles das. Lasst uns die schöne, friedliche Welt geniessen und in diesem Sinne: ‚Cheers‘!

Die Ideen Initiative Zukunft macht’s möglich: Werdet selber zum grünen Helden!

Der Wettbewerb „Ideen Initiative Zukunft“ hatte dazu aufgerufen, gute Ideen und Projekte für eine lebenswerte Welt von morgen einzureichen.

Die besten Projekte, die von der Jury aus Experten von dm und der Deutschen UNESCO-Kommission als nachhaltig bewertet wurden, stellen sich in einem dm-Markt ihrer Region vor. Bis zum 26. Januar 2011 bringen sie den Besuchern in vielen dm-Märkten ihre Ideen näher. Per Abstimmkarte können die Besucher ihren Favoriten wählen.

Am Sa., den 22.01.2011 stelle ich meinen Ecotainment-Blog http://www.holk.tv persönlich im dm-Markt Südkreuz (General-Pape-Str. 1, 12101 Berlin) zwischen 17 und 19 Uhr vor. Abgestimmt werden kann aber täglich, auch sonntags, zwischen 9 und 21 Uhr. Würde mich freuen, wenn der eine oder die andere für mich abstimmt. Außerdem besteht am Präsentationstag die Möglichkeit, selber zum grünen Helden zu werden! Gerne könnt ihr Fotos mit der Maske machen!

Jeder, der seine Idee vorstellt – erhält 250 Euro. Für das Projekt mit den meisten Stimmen erhöht sich die Fördersumme auf 1.000 Euro. Insgesamt stellt dm rund 1,5 Millionen Euro zu Verfügung.

Mehr Infos unter:
http://www.ideen-initiative-zukunft.de/projekt/anzeigen/23668

Für den Volksentscheid zum Berliner Wasser am 13.02.2011 können sich auch Nicht-Berliner engagieren!

Am 13. Februar 2011 wird in Berlin ein Volksentscheid durchgeführt. Dabei geht es um ein Gesetz, das dafür sorgen soll, dass laut der Trägerin des Gesetzesentwurfs „…die Voraussetzung für eine kostengünstige Rekommunalisierung und ein Sinken der Wasserpreise“ möglich wird.

Das könnte auch für Nicht-Berliner interessant sein, da es um die grundlegende Frage geht, wie ohne teuren Rückkauf eine Teilprivatisierung von öffentlichen Unternehmen rückgängig gemacht werden kann.

Senat sieht Teilprivatisierung als Fehler

In der amtlichen Information zum Volksentscheid heißt es von Seiten des Senats: „Das Abgeordnetenhaus teilt das Anliegen des Volksbegehrens. Es sieht die Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe (BWB) 1999 aus heutiger Sicht genauso als Fehler an wie die damals vereinbarte Vertraulichkeit der Verträge.“

Auf dem Weg zur Rekommunalisierung hat das vor dem Volksentscheid durchgeführte Volksbegehren bereits erste Früchte getragen. Dafür, dass der „Konsortialvertrag zur Teilprivatisierung der Wasserbetriebe aus dem Jahr 1999 und sämtliche Anlagen sowie spätere Änderungsvereinbarungen“ nun für alle einsehbar sind, bedankt sich der Senat bei allen, die für das Volksbegehren abgestimmt haben: „Offenbar hat der Druck von 280.887 gültigen Unterschriften, die die Berlinerinnen und Berliner für das Volksbegehren geleistet haben, hierzu erheblich beigetragen.“

JA zum Gesetz, um den Druck zu erhöhen

Der Druck kann ja ruhig noch ein bisschen erhöht werden. Diesmal mit 612.000 JA-Stimmen, die sich eine Offenlegung aller Vertragsbestandteile wünschen. Schließlich sieht das Informationsfreiheitsgesetz vor, dass Verträge zu veröffentlichen seien, wenn „…das Informationsinteresse das private Geheimhaltungsinteresse erheblich überwiegt und auch ein öffentliches Interesse an der Veröffentlichung besteht.“

Jetzt mitmachen!

Also helft bitte mit. Informiert alle in Berlin, dass ihre JA-Stimme benötigt wird: Freunde, Verwandte, Kollegen, Nachbarn, …!

.: Stadtkultur verstehen – Dissonanzen erzeugen :.

aufgenommen in der U-Bahn-Station Rosenthaler Platz, Berlin Januar 2010

Im urbanen Raum spricht Baudelaire von „Ennui“ [Langeweile], die sich bei seinen Bewohnern einstellt. Die „Ennui“ begründet sich in der Sphäre der Oberflächlichkeit, in der wir uns alltäglich bewegen. Wir begegnen einem Netz aus fremden Personen morgens auf dem Weg zu Arbeit, beim Einkaufen, beim Umherlaufen oder beim Feiern. Es ist ein Raum der allen gemein ist, dadurch erscheint er „weniger bedeutsam als jenes ‚wirkliche Leben‘, das sich im Inneren jedes Einzelnen abspielt“ (Sennett, 1990, S. 160). In diesem Gegensatz zwischen Innen und Außen äußert sich die Langeweile und resultiert in der Annahme, nichts dort draußen sei meiner würdig.

Die moderne Großstadt überwindet die großstädtische Ennui

Nach Baudelaire kann jedoch die moderne Großstadt diese Langeweile überwinden und die Menschen veranlassen, sich nach Außen, statt nach Innen zu wenden (in Sennett, 1990, S. 161). Wenn die Großstadt Differenzen vermittelt, schafft sie es jene Langeweile zu überwinden und die Menschen orientieren sich aus dieser Mannigfaltigkeit heraus neu. Nach der Chicagoer Schule (bei dem der persönliche Geist ebenfalls im Kontrast zum unpersönlichen Kollektiv steht) besteht die urbane Kultur im „Erleben und Erfahren von Unterschieden von Klassen-, Alters-, Rassen- und Geschmacksunterschieden“ (Sennett, 1990, S. 165) im öffentlichen Raum. Dabei ist die Großstadt von einer anderen Ordnung geprägt: durch die Abwesenheit der moralischen Ordnung ergibt sich eine bruchstückhafte Ordnung, die sich durch die unterschiedlichen Bewohnern konstituiert. Aus diesem Gros an Gebrochenheit und Differenz ergeben sich für die Bewohner „segmentierte Rollen“: der Städter wechselt die Orte und Aktivitäten schneller. Sennett beschreibt den urbanen Städter als „Chamäleon“ (1990, S. 167). Das „fragmentierte Selbst“ ist empfänglicher für Anregungen aus der Außenwelt und überwindet die großstädtische „Ennui“. Dadurch hat er die Möglichkeit aus sich herauszutreten und den urbanen Raum für sich zu nutzen und mitzugestalten.

Berlin als Exempel einer modernen Großstadt

Nach Baudelaire kann die Großstadt „statt Ganzheit […] die Erfahrung von Differenz vermitteln“ (Sennett, 1990, S. 161). In Berlin erleben wir ein anonymes Netz das im Gegensatz zum Individuum steht. Jedoch ist Berlin eine heterogene und moderne Großstadt – sie vermittelt Differenzen und Mannigfaltigkeit an vielen Ecken. Es entspricht dem modernen Geist nach Baudelaire, der gekennzeichnet ist durch „das Vergängliche, das Flüchtige, das Zufällige“ (in Sennett, 1990, S. 164). In diesem Konglomerat an Unterschieden und Bruchstücken, findet der Berliner seine Freiheit. Das fragmentierte Selbst überwindet dabei den Raum zwischen Außen und Innen und tritt im öffentliche Raum an vielen Stellen in Kontakt und trägt somit wieder zur wahrgenommenen Mannigfaltigkeit der Stadt bei. Notes of Berlin versucht z.B. den öffentlichen Charakter Berlins festzuhalten. Hier werden Mitteilungen an Kiezkollegen oder eine öffentlicher Weihnachtswunschzettel festgehalten.

Prinzipien der modernen Großstadt

Aus dem Charakter von Differenz und Modernität ergeben sich verschiedene Prinzipien, die die Gestalt des öffentlichen Raums beschreiben. Zum einen die Zerbrechung der Linearität: Dieses Prinzip beschreibt das Nicht-Planbare, das eigentliche Leben, das geprägt ist von Spontaneität. Gerade Berlin weist viele Beispiele für die Zerbrechung der Linearität auf. Nicht nur geschichtlich zeigte sich Berlin häufig unvorhersehbar, auch aktuelle Beispiele wie Mediaspree Entern, zeigen, wie ein geplantes Vorhaben vorzeitig unterbrochen werden musste. Auch viele Zwischennutzungsprojekte brechen mit einstigen Nutzungskonzepten. Das zweite Prinzip beschreibt die Überlagerung von Unterschieden. Statt einem Nacheinander kommt es hier zu einem Übereinander. Am Kotti leben auf engem Raum unterschiedlichste Personengruppen nebeneinander. Alte Kneipen werden zu neuen Szenebars, Werbeagenturen siedeln sich an, Touristen gehen feiern, während dort weiterhin sozial schwache Personen wohnen.

Die Berliner Bürger haben – im Vergleich zu anderen Großstädten – noch viel mehr Gestaltungsraum, was den Bewohnern mehr Freiheiten bietet und ihn stärker mit der Außenwelt in Kontakt treten lässt. Das dadurch sichtbar werdende fragmentierte Selbst lässt sich – laut Baudelaires Glaube an die Mannigfaltigkeit – auf den Straßen beobachten (in Sennett, 1990, S. 161). Dies sind interessante Perspektiven um Interventionen im öffentlichen Raum genauer zu betrachten. In vielen Stadtteilen Berlins gestalten die Bewohner ihren Raum aktiv mit. Sie erzeugen Dissonanzen und beziehen Stellung und tragen damit zu einer urbanen Lebenskultur bei.

Quelle: Sennett, R. (1990). Civitas: Die Großstadt und die Kultur des Unterschieds. Fischer: Frankfurt/Main.